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Drama und Theater beherrschen das Leben

Hilfesuchende (w, 50) aus Frankfurt: Hallo,

eine Bekannte von mir leidet an einer psychischen Störung, möchte aber auf keinen fall sich behandeln lassen. Ich nehme an, es ist pure Angst. Sie arbeitet seit 20 jahren nicht (ist 48) finanziell von der Mutter abhängig. Sie ist weder arbeitsfähig noch nimmt an soziales Leben teil. Wenn die Mutter stirbt, wird sie kein Geld mehr haben und womöglich wird die einzige Lösung einer Zwangeinweisung sein. Die Familie hat seit Jahren versucht, sie zur Behandlung zu überzeugen. Erfolglos. Sie hat sich vehement dagegen gestreubt. Wie kann ihre Mutter/Familie sie zur Behandlung zwingen?

Ich nehme an, sie hat seit der Pubertät eine hormonelle Disfunktion. Dies hat sich wahrscheinlich zu einer Psychose weiterentwickelt. Sie hat phobische Angst-Attacken, mehr oder weniger ausgeprägte Angst vor Mitmenschen (so eine Art Soziophobie) aber auch Agoraphobie, Angststörungen allgemein. Ihr Leben ist immer theatralisch, alle Gefühle werden exponenziert ausgelebt. Drama beherrscht ihr Leben. Sie ist in 7. Himmel und in nächsten Moment cholerisch, aggressiv. Wenn das vorbei ist, zeigt sie extreme Reue, Selbstmitleid und appeliert an das Mitleid des Nächsten. Somit hat sie das Leben in den letzten 20 Jahren bestritten.

Wie kann man diese verfahrene Situation lösen? Die Mutter kann sich nicht durchsetzen.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Hilfesuchende,

es ehrt Sie, dass Sie Hilfe suchen für Ihre Bekannte und die Familie. Das, was Sie beschreiben, klingt in der Tat dramatisch, ebenso wie Ihre Einschätzung der Störungen wohl ziemlich gut ist. Nun kann jemand nicht ohne trifftige Gründe einfach zwangseingewiesen werden, das ist gesetzlich geregelt. Es kann auch niemand, der sich nicht behandeln lassen will, einfach in Behandlung gebracht werden. Einzig, wenn sich Suizidalität zeigt, jemand die Selbstmordabsicht ausspricht oder sich Fremdgefährdung abzeichnet, sprich Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit, besteht die Möglichkeit der Verbringung in die Psychiatrie, was aber am nächsten Tag vom Arzt und vom Richter dort besprochen und beschlossen werden muss. Ich weiß nicht, wie alt die Mutter ist und kenne nicht deren Gesundheitszustand, aber es gibt psychosoziale Beratungsstellen in allen größeren Städten, ebenso wie Selbsthilfegruppen für Angehörige, die Ihnen bzw. der Mutter weiterhelfen können. Es geht z. B. um betreutes Wohnen für psychisch erkrankte Menschen oder auch um eine eigene Wohnung für die Mutter (falls die beiden zusammen wohnen). Hier eine Adresse:

Allgemeine Lebensberatung Erstkontaktstelle der Caritas
Caritasverband Frankfurt e.V.
Bechtenwaldstraße 94
65931 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 361855

Auch die Einschränkung der finanziellen Unterstützung durch die Mutter könnte einen gewissen Druck zur Behandlung erbringen. Wenn die Mutter stirbt, wird in der Tat die Sozialhilfe einspringen müssen und was dann aus Ihrer Bekannten wird, kann ich nicht sagen. Ich schicke Ihnen für mehr Information einen Link mit. Ausserdem können Sie sich an das Betreuungsgericht in Frankfurt wenden, dort kann man Ihnen bzw. der Mutter auch Auskunft geben.

Ich wünsche der Mutter und der Familie, dass sie Unterstützung bekommen und Ihnen alles Gute!

Ihre Claudia Schmitt

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Ausführlich, Verschiedene Aspekte. Vielen Dank.





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