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Auffälliges und aggressives Verhalten im Alter

Nick (w, 63) aus Hamburg: Mein Mann (78) hat mich heute bis um 9.55 h schon mit Worten wie blöd, bescheuert und krank beleidigt, unsere Zusammentreffen betrug ca. 15 Minute. Einzahlungen auf ein gemeinsames Konto für Versicherungen, Betriebskosten, Reparaturen etc. werden von ihm nicht getätigt, da er davon ausgeht, das diese durch einen Mieteingang gedeckt sind,, was in manchen Monaten nicht richtig ist. Des Weiteren kann er sich von nichts trennen, heißt er sammelt alles. Fenster und Türen werden nicht immer ordnungsgemäß verschlossen. Verschiedene Vorgänge aus der Vergangenheit werden falsch wiedergegeben und er weiß von verschiedenen Orten, nicht mehr, dass er dort gewesen ist. Sein Hinweis ist dann, du spinnst total. Eine Schwerhörigkeit liegt bei ihm nach seiner Darstellung nicht vor, ich bin lärmempfindlich.
Liegt hier ggf. eine Krankheit vor oder ist es das schreckliche Verhalten eines alten Mannes.? Was kann ich tun? Ich bin für einen Rat sehr dankbar.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nick,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich auf diesem Wege versuchen möchte, zu beantworten.
Ich gehe davon aus, dass Sie mit Ihrem Mann in einer gemeinsamen Wohnung/Haus wohnen.
Sie benennen verschiedene Vorfälle und Verhaltensweisen Ihres Mannes, die für Sie belastend und natürlich auch verletzend sind.
Wahrscheinlich hat sich dieses Verhalten mit der Zeit langsam verstärkt und hat jetzt einen Punkt erreicht, an dem Sie diese Auffälligkeiten nicht mehr “mittragen” können und wollen.
Es ist immer sehr angstmachend, wenn der eigene Partner mit der Zeit andere Verhaltensweisen zeigt, die ein Zusammenleben erschweren und beschweren.
Da Sie erwähnen, dass Ihr Mann schon älter ist, könnte man diese Verhaltensweisen unter Umständen einer beginnenden Demenz zuordnen.
Ich habe Ihnen einmal ein paar Punkte aufgeführt, unter denen eventuell auch Verhaltensweisen Ihres Mannes zu finden sind:

Rastlosigkeit / Herumwandern / Unruhe:
Dies ist ein typisches Phänomen bei Demenz-Kranken. Veränderungen im Antrieb sind oft ein erstes Zeichen für die Störungen im Gehirn. Die Betroffenen werden von einer inneren Unruhe getrieben, sie wollen ununterbrochen etwas tun, ohne jedoch zu wissen, was sie eigentlich tun wollten. Sie laufen umher, vergessen, was sie erledigen wollten, und fangen eine andere Tätigkeit an.

Gestörter Schlaf- / Wachrhythmus: Viele Demenzkranke leiden unter Schlafstörungen. Sie wandern in der Nacht im Dunkeln herum. Die Angehörigen können aus Angst und Besorgnis vor Unfällen und Verletzungen auch nicht mehr schlafen. Im Gegensatz zu den Betroffenen, die dann tagsüber schlafen, können sie ihren Schlaf nicht mehr nachholen.

Aggressionen und Wut: Demente verhalten sich oftmals - für die Angehörigen ohne erkennbaren Grund - aggressiv, und das nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Ausgelöst wird dieses Verhalten meist durch Angst oder auch aus Wut, um etwas für ihn eigentlich Selbstverständliches bitten zu müssen.

Misstrauen und Feindseligkeit: Demenzkranke misstrauen plötzlich Freunden, Bekannten und Verwandten, sie reagieren ihnen gegenüber feindselig und ablehnend. Selbst die engsten Angehörigen werden beispielsweise verdächtigt, ihnen etwas entwendet, 'gestohlen' zu haben.

Niedergeschlagenheit und Depression: Depressive Verstimmungen sind - verursacht durch den geistigen Abbau - sehr häufig. Viele der Betroffenen merken, dass 'irgendetwas' mit ihnen nicht mehr stimmt. Sie kommen mit ihrer Umwelt nicht mehr zurecht und wissen sehr wohl, dass sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Das macht sie niedergeschlagen und traurig, ohne dass sie etwas an ihrem Zustand ändern könnten.

Halluzinationen / Wahnvorstellungen: Demenzkranke haben oftmals Sinnestäuschungen (Halluzinationen), das heißt sie sehen etwas, was es gar nicht gibt, sie hören nicht vorhandene Stimmen und Geräusche oder sie riechen etwas, das die Familie nicht wahrzunehmen in der Lage ist. Viele der Betroffenen leiden auch an Wahnvorstellungen: So bezichtigen sie ihre Angehörigen des Diebstahls, sie fühlen sich von Fremden verfolgt und erkennen sich im Spiegel selbst nicht mehr und glauben, ein Fremder stünde ihnen gegenüber.

….dies sind nur einige Anzeichen. Wichtig wäre es, wenn Sie das ruhige Gespräch mit Ihrem Mann suchen, um Ihre Unzufriedenheit mit der jetzt vorherrschenden Situation kundzutun. In einem Gespräch sollte sich Ihr Mann nicht “angegriffen” fühlen. Vielleicht können Sie dann ja gemeinsam die Verhaltensauffälligkeiten “einkreisen”, um dann evtl. mit Tests die tatsächliche Situation Ihres Mannes einzuschätzen.
Diese Tests können Sie bei “Wohlwollen” Ihres Mannes gemeinsam zu Hause durchführen.
Als einfaches Beispiel kämen folgende Fragen zur Anwendung:

1. Welches Datum ist heute?
2. Welche Jahreszeit haben wir gerade?
3. Welches Jahr haben wir?
4. Welcher Wochentag ist heute?
5. Welcher Monat ist gerade?
6. In welchem Bundesland befinden wir uns?
7. In welchem Landkreis/welcher Stadt befinden wir uns?
8. In welcher Stadt/in welchem Stadtteil befinden wir uns?

Sollte Ihr Mann Auffälligkeite bzgl. Beantwortung haben, wären weitere Tests und Gespräche vonnöten.
Wichtig ist, dass Ihr Mann Ihnen gegenüber keinerlei Vertrauensverluste entwickelt, da Sie ja gemeinsam diese Situation lösen wollen… .
Ich hoffe, daß ich Ihnen ein paar erste Gedanken und Vorschläge zur weiteren Umgehensweise mit der Situation geben konnte. Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch weiterhin gerne kostenfrei unter e- mail: merkle.mediator@googlemail.com zur Verfügung. Im Gegenzug würde ich mich über eine Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Antwort sehr freuen.

Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen
und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater

Oliver Merkle
Bewertung durch den Fragensteller:
Dankeschön





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