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Mein Cheff drangsaliert mich und ich weiß nicht warum!

Saskia43 (w, 43) aus Ulm:

Mein Chef drangsaliert mich und ich weiß nicht warum! -

Guten Abend!
Ich bin 43 Jahre alt und arbeite seit einem Jahr in einer Anwaltskanzlei. Nach der Elternzeit war ich glücklich einen solchen Teilzeitjob überhaupt bekommen zu haben. Mit meinen Kollegen verstehe ich mich auch prima. Selbst mein Chef hatte mir bis zuletzt signalisiert wie zufrieden er mit mir sei.

Aber von jetzt auf nachher ist der Chef abweisend. Er grüßt entweder am Morgen nicht oder verabschiedet sich nicht. Private Gespräche finden gar nicht mehr statt. Egal was ich arbeite, nichts ist mehr in Ordnung. Es wird alles beanstandet, oder ich benötige angeblich zuviel Zeit. Auch Termine mit Mandanten, die trotz freier Zeit im Kalender meines Chefs ausgemacht werden sind ihm plötzlich nicht Recht.

Ich weiß garnicht was los ist und wie ich mich überhaupt noch verhalten soll! Selbst vor den Mandanten wurde ich schon fertig gemacht. Das ist teilweise sehr verletzend, erniedrigend und respektlos! Zu fragen traue ich mich schon nichts mehr.

Das Ganze geht jetzt fast 2 Monate. Die letzen Male als ich etwas fragte, wurde ich als dumm abgestempelt und mein Chef sagte, er denke ich verstehe wohl nicht, was er wolle. Auch ein Gespräch das ich gesucht habe verlief in eine sehr negative Richtung.

Morgens ist mir vor lauter Angst ganz übel und ich habe fast Panikattacken. Ich bin finanziell auf diesen Job angewiesen, da ich Alleinerziehende bin. Ich habe auch aufgrund vorheriger Erfahrungen keine Kraft mehr für einen Neuanfang. Was kann ich tun? Danke für Ihre Hilfe! Saskia

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo liebe Saskia!
Vielen Dank, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden beruflichen Mobbing-Situation zu zeigen.

Solche beruflichen Folter-Spielchen werden gar nicht so selten von Vorgesetzten eingesetzt, wenn es keinen sauberen arbeitsrechtlichen Grund zu einer Kündigung gibt, man aber den Mitarbeiter trotzdem los werden möchte. Man ekelt praktische systematisch die Leute heraus, die man aus irgend einem Grund nicht mehr brauchen kann und so etwas kann bis zum völligen gesundheitlichen Zusammenbruch gehen!

Die Gründe können vielfältig sein. Vielleicht hatte Ihr Chef sich ein Liebschaft mit Ihnen erhofft, oder die finanzielle Situation erfordert eine Stellenreduzierung. Es muß also gar nicht unbedingt etwas mit Ihrer Person zu tun haben.

Nach dem was Sie uns hier so lebensnah beschreiben, haben Sie eigentlich alles richtig gemacht, einschließlich eines Vieraugengespräches mit dem Chef. Aber sie schreiben nichts davon, ob Sie sich schon Ihren Kollegen anvertraut haben, die diese häßlichen Spielchen ja doch täglich mitbekommen und wie diese reagieren und dazu stehen?

Es wäre also wichtig, unter den Kollegen wenigstens den ein oder anderen Vertrauten zu haben, die für Sie wenigstens gefühlsmäßig Partei ergreifen. Das nächste wäre ein Gespräch mit dem Mitarbeiter-Vertreter Ihrer Kanzlei. Darüber hinaus könnten Sie sich einer Gewerkschaft anschließen, die einen Vertreter schickt, der zusammen mit Ihnen das Gespräch mit dem Chef sucht.

Aber der nächste Schritt wäre allerdings erst einmal, Ihre Erlebnisse, so wie Sie diese hier so schön beschreiben haben und vielleicht mit zusätzlichen Beispielen mit Zeit-, Orts und Zeugenangaben angereichert, dem Chef schriftlich in die Unterschriften-Mappe zu legen und sich bei seiner Sekretärin nochmals einen offiziellen Gesprächstermin geben zu lassen, wo Sie diese Vorkommnisse Dinge ganz deutlich benennen z.B., warum er sich plötzlich so abweisend verhält, ob er Sie weg haben möchte und was seine Gründe seien!?

Ihre hier beschriebenen gesundheitlichen Störungen zeigen, daß Sie schon deutlich psychosomatisch angegriffen sind und wenn es so weiter geht, ein schwerer, auch langfristiger Gesundheitsschaden zu befürchten ist. Deshalb wäre es durchaus sinnvoll, wenn Sie sich erst einmal für einige Wochen krank schreiben und in dieser Zeit in Ruhe von einer Gewerkschaft, oder einem Rechtsanwalt für Arbeitsrecht beraten ließen.

Dank unseres guten deutschen, weltweit vorbildlichen Arbeitsrechtes, stehen Ihnen ja bis zu 6 Wochen Lohnfortzahlung und dann noch bis zu 18 Monate Krankengeld zu, so daß Sie fürs erste recht gut abgesichert sind und vielleicht auch an eine psychosomatische Kur (Rehabilitatiosmaßnahme) denken sollten, die Ihnen sicherlich helfen könnte, wieder neue Kräfte zu sammeln.

Nach meine Erfahrung ist es empfehlenswert, mutig alle diese Möglichkeiten selbstbewußt - aber immer freundlich und Versöhnungsbereit auszuschöpfen - um ein mögliches Einlenken der Firmenleitung zu befördern und die Ihnen zustehenden Sozialleistungen Auszuschöpfen. Auf keinen Fall sollten Sie von sich aus kündigen, sondern wenn es gar nicht mehr geht, es auf eine Kündigung der Kanzlei ankommen lassen, gegen die Sie dann arbeitsrechtlich vorgehen könnten, um eine gute finanzielle Abfindung auszuhandeln!

Sie brauchen also unbedingt Verbündete und Berater, um diesen Konflikt gut durchstehen zu können und sollten sich regelmäßig darin üben, Ihrem ungerechten Chef jedesmal freundlich aber bestimmt, auf sein ungerechtes und unredliches Verhalten hinzuweisen und dies auch schriftlich fixieren, als Beweismittel für eine mögliche arbeitsrechtlich Auseinandersetzung.

Sobald Ihr Chef merkt, daß Sie aufgrund inner- und außerbetrieblicher Rückenstärkung und vor allem wegen Ihrer guten Arbeitsleistung und Ihres guten Gewissens, keine Angst mehr vor ihm haben, dann wird er seine Verhalten wahrscheinlich sehr schnell ändern: Entweder er lenkt ein, oder er bietet Ihnen ein Auflösungsvertrag an, doch sollten Sie diesen nur in Absprache mit dem Arbeitsamt akzeptieren, oder auf eine reguläre Kündigung bestehen.

Liebe, vielgeplagte Saskia, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei dem jetzt so notwendigen nächsten Schritt zur Stärkung Ihres Selbstbewußtseins, als Grundlage zur Befreiung aus dieser Folterkammer, damit Ihr Lebenskompaß - mit oder ohne diese Arbeitsstelle - bald wieder in Richtung echter, unbeschwerter Lebensfreude zeigen kann! Auf Wunsch stehe ich Ihnen dabei auch weiterhin gerne vertrauensvoll zur Seite.

Für heute grüße ich Sie sehr herzlich als Ihr Psychomeda-Berater

Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychotherapie
* Rainerjg@T-Online.de * WWW.Rainer-JGS.de *
D-94360 Mitterfels - Burgstraße 7 - Tel. 09961/7255

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben, oder eine Online-Beratung wünschen, so können Sie sich auch gerne direkt an mich wenden. Der Erstkontakt ist kostenlos und unverbindlich!

*W*i*c*h*t*i*g* - Vergessen Sie bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die ausführliche Antwort und die guten Tipps. Werde hiervon einiges umsetzen! Herzlichen Dank!





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