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Angst und Mobbing

Karolina (w, 49) aus München: Ich wurde schon 2 x an meinem Arbeitsplatz, einer Behörde, gemobbt. Auch meine Vorgesetzten haben sich auf die Seite der Mobber gestellt, da diese in der Überzahl sind und es gegen eine einzelne Person leichter ist vorzugehen als gegen drei Personen.
Ich habe Angst davor, mit Kollegen täglich den ganzen Tag in einem Zimmer zu sein, da dies die Ausgangssituation war für die beiden Male, in denen man mich mobbte. Ich bin Single und lebe alleine, worüber ich auch sehr froh bin. Auf der Arbeit habe ich seit fast 9 Jahren ein Einzelbüro.
Sobald ich mit einem Kollegen täglich zusammen sitzen muß in einem Büro, fällt es mir sehr schwer mich zu konzentrieren. Dann fühle ich mich völlig ausgelaugt, als ob man mir Energie abzapfen würde und habe ein Gefühl als würde man mir die Kehle zuschnüren. Dazu kommt noch ständig ein flaues Gefühl im Magen, als hätte man etwas verbrochen obwohl nichts vorgefallen ist. Ich bekomme da 'Zustände

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Karolina,
ich kann mir gut vorstellen, wie belastend es für Sie sein muss, tagtäglich mit diesen Gefühlen zur Arbeit gehen zu müssen.
Sie beschreiben die Vorfälle, in denen Sie sich gemobbt gefühlt haben, nicht genauer. Sie beschreiben allerdings sehr genau, was in Ihnen passiert, wenn Sie mit einem Kollegen in einem Büro den Tag verbringen müssen. Ihre Beschreibung, was dann in Ihnen passiert deutet für mich auf eine Angstreaktion hin, die durch die bloße Anwesenheit eines Kollegen ausgelöst wird (und insbesondere auch ohne das Zutun des anderen).
Unabhängig von der äußeren Situation würde ich Ihnen empfehlen, die Hintergründe dieser Angstauslöser näher zu erforschen. Was gibt Ihnen das Gefühl, dass Ihnen die Kehle zugeschnürt wird, dass Sie etwas verbrochen haben? Was macht das flaue Gefühl im Magen? Wenn solche Gefühle in uns ausgelöst werden durch äußere Umstände, dann liegen die Gründe dafür oftmals tief in unserem Inneren verborgen und haben mit unserer Lebensgeschichte zu tun. Wenn dadurch, wie ich es auch bei Ihnen wahrnehme, ein gewisser Leidensdruck entsteht, ist es oftmals sinnvoll sich Hilfe von einem Profi in Form einer Psychotherapie zu holen.
Dies wäre in Ihrer Situation meine erste Empfehlung für Sie: überprüfen Sie, ob es hilfreich wäre mit einem Therapeuten an Ihrer Seite, die Ursachen für Ihre Ängste zu erforschen.
Meine zweite Empfehlung wäre, dass Sie die Situationen, in denen Sie sich gemobbt fühlten noch einmal ganz genau betrachten und die Vorfälle auch so genau wie möglich und so „sachlich“ wie möglich dokumentieren, um sich noch einmal aktiv Hilfe zu holen. Gibt es in Ihrer Behörde eine Beschwerdestelle, einen Betriebsrat oder einen Vorgesetzen vom Vorgesetzten? Sie müssen nichts über sich ergehen lassen und sind dem Verhalten der Kollegen Ihnen gegenüber nicht hilflos ausgeliefert. Sie können sich Hilfe holen, selbst wenn der erste Versuch, sich an den Vorgesetzen zu wenden, die Situation für Sie subjektiv noch verschlimmert und nicht verbessert hat. Hilfreich wäre in dieser Situation sicherlich ein lösungsorientiertes Gespräch mit allen Beteiligten gemeinsam mit einem neutralen dritten/einem Berater.
Sollten Sie das Gefühl haben eine Psychotherapie steht für Sie nicht an oder wenn Ihnen die Kraft oder der Mut im Moment fehlt, die Situation innerhalb des Betriebes offen und mit weiteren Schritten anzugehen, dann gibt es auch in Ihrer Stadt Beratungsstellen für Menschen, die Mobbing am Arbeitsplatz erleben. Dort können Sie ein Beratungsgespräch vereinbaren oder aber oftmals auch an Betroffenen-/Selbsthilfegruppen teilnehmen.
Zusätzlich zu diesen Vorschlägen kann ich Ihnen noch raten, dass Sie etwas tun, um Ihre Stresssymptomatik zu verringern. Bei Stress haben sich die unterschiedlichsten Entspannungsverfahren bewährt, wie z.B. das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung. Diese Verfahren kann man in Präventionskursen erlernen, die auch von den Krankenkassen gefördert werden. Über solche Kurse können Sie sich bei Ihrer Krankenkasse informieren.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich jemanden an Ihre Seite holen, der Ihnen hilft, diese Situation in Ihnen und am Arbeitsplatz zu klären! Einen ersten kleinen Schritt haben Sie schon getan, indem Sie sich an unser Team gewendet haben und ich möchte Sie ermutigen, weiter genau in diese Richtung zu gehen!
Ich weiß, dass ich Ihnen gerade eine ganze Reihe von Vorschlägen mache, daher ist es wichtig, dass Sie für sich schauen, was davon für Sie im Moment das hilfreichste ist und dies als nächsten Schritt angehen. Die Tatsache, dass ich Ihnen so unterschiedliche Vorschläge machen kann, zeigt jedoch auch, dass Sie selbst eine Menge tun können, damit es Ihnen bald wieder besser geht und es viel Unterstützung gibt.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und stehe für Rückfragen gern zur Verfügung.
Herzliche Grüße
Nicole Kirsig
Bewertung durch den Fragensteller:
Gute und präzise Antwort.





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