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Offenheit in der Therapie

Sternchen (w, 35) aus Borna: Ich wurde vor 11 Jahren von meinen damaligen Mann vergewaltigt. Er hat mich die ganze Nacht festgehalten mit den Worten du kannst ja versuchen zu gehen aber wenn du gehst dann nur in einer Blechkiste. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt weder die Kraft noch den Mut dies zur Anzeige zu bringen da ich Angst hatte das es so ausgelegt wird das ich dies nur aus Rache mache. Aber das er dafür nicht zur Verantwortung gezogen wurde lässt mich bis heute nicht los. Ich habe nun einen neuen Mann der ganz lieb ist und auch mit mir durch dick und dünn geht und ich denke das ich heute die Kraft hätte einen Prozess durchzustehen, aber ich leider noch nicht mit mir im reinen bin ob es nach so langer Zeit noch etwas bringt gerade weil ich auch nicht beim Arzt war. Ich war schon 3 Jahre in Therapie da mich die Sache so sehr mitgenommen hat und befinde mich auch jetzt im Therapie da ich nun auch noch an Angstzuständen leide, aber da helfen mir die Tabletten ganz gut. Und nun meine eigentliche Frage meinen sie ob es gut ist die Sache wieder auf zu wühlen oder ob es vielleicht besser wäre die Sache für mich alleine zu Bewältigen? Ich habe ihn nur schon einmal angezeigt da er mich erwürgen wollte und da ging es auch nur noch um schwere Körperverletzung und er ist mit 8 Monaten Bewährung raus maschiert aber ich habe da noch niemanden von der Vergewaltigung erzähltzu mindest nicht der Polizei.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Sternchen,

es macht mich betroffen zu lesen, was Ihnen Schlimmes widerfahren ist.

Zu Ihrer damit zusammenhängenden Frage möchte Sie ermutigen, solch gravierende Verletzungen nie nur mit sich selbst auszumachen und alleine zu bewältigen versuchen. Dafür sind derartige (fast immer traumatische) Erlebnisse zu schwerwiegend. Sie haben sich ja bereits professionelle Hilfe gesucht und wenden sich auch an dieses Forum. Ich finde es bewundernswert und sehr wichtig, dass sie trotz der großen Überwindung, die dafür wohl notwendig ist, den Mut und die Offenheit aufbringen, Ihre inneren Beweggründe und Gedanken anderen anvertrauen.

Grundsätzlich glaube ich, dass eine Onlineberatung aber nicht der geeignete Rahmen ist, sich mit Ihrem Thema auseinanderzusetzen. Es bedarf dazu meines Erachtens einer guten, tragfähigen persönlichen Beziehung zu einem anderen Menschen, dem Sie vertrauen und dem Sie gegenüber ganz offen sein können. Sie schreiben, dass Sie sich zurzeit in (psycho)therapeutischer Behandlung befinden. Wäre dies nicht der bessere Ort, um sich dort in Ihrem Leid zu zeugen, sich mit Ihren Sorgen anzuvertrauen und Unterstützung zu erhalten?

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin gegenüber nicht alles erzählen zu können, obwohl es für Sie bedeutsam wäre, sollten Sie versuchen, dies in der Therapie anzusprechen und zu klären, woran dies liegen könnte. Dazu noch ein abschließender Denkanstoß: Vielleicht ist es für Sie überlegenswert, ob Sie sich mit Ihrem Anliegen besser bei einem Mann oder bei einer Frau aufgehoben fühlen. Gerade bei sexuellem Missbrauch von Frauen durch Männer kann als Frau womöglich besser zu einer weiblichen Therapeutin Vertrauen gefasst werden. Unter gegebenen Umständen könnte sich dann ein Therapeutenwechsel als günstig erweisen. Generell aber ist es nicht entscheidend, ob die therapeutische Bezugsperson männlich oder weiblich ist, solange die Vertrauensbasis zwischen beiden stimmt.

Hoffentlich hilft Ihnen der eine oder andere hier formulierte Gedanke weiter. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute, viel Kraft, Zuversicht und Geduld. Manche Wunden heilen nur langsam, aber sie heilen beständig. Sorgen Sie gut für sich - besonders auch indem Sie sich Hilfe suchen, wann immer Sie das Gefühl haben, welche zu benötigen.

TH
Bewertung durch den Fragensteller:

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