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Missbrauch in der Pflegefamilie

roterose344 (w, 32) aus niedersachsen: Ich wurde über Jahre in meiner Pflegefamilie vom Pflegevater sexuell missbraucht. Als ich 19 war kam es zum eigentlichen Akt. Seine Frau wusste, dass er mich anfasste, doch sie machte nichts und ich war besessen von ihr. Heute hasse ich sie mehr als ihn. Leider läuft sie mir immer wieder über den Weg. Sie tut so als wäre alles super und versucht noch heute mich zu manipulieren. Ich habe jetzt eine Nachricht an sie verfasst, in der ich ihr sage, wie sehr ich sie hasse. Ich glaube es könnte mir helfen, ihr diese Nachricht zu schicken, denn dann brauche ich ihr gegenüer nicht mehr so tun als wäre alles gut. Was meinen Sie? Sollte ich die Nachricht abschicken oder lieber nicht? Macht es dann alles schlimmer? Ich habe bislang nichts unternommen, mir geht es aber immer schlechter. Ich habe Angst vor Ärzten, denn mein Pflegevater ist auch Arzt.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe roterose344,
ich bin froh, dass Sie sich zunächst an unser Team wenden, bevor Sie Ihr Vorhaben in die Tat umsetzen. Ich denke allein schon die Tatsache, dass Sie sich zunächst einen Rat von Außen einholen zeigt Ihnen, wie sehr Sie im Zwiespalt sind, ob es Ihnen helfen könnte, wenn Sie die Nachricht abschicken.
Ich kann Ihre Wut sehr gut verstehen und nachvollziehen! Nicht nur, dass Sie durch den sexuellen Missbrauch seitens Ihres Pflegevaters auf schlimmste Weise traumatisiert wurden, durch das Wegsehen der Pflegemutter wurden Sie nochmals tief verletzt und der Schutz den Sie gebraucht hätten und vor allen das Beenden des Missbrauchs blieb aus.
Seit Jahren können Sie nicht zur Ruhe kommen und Ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten, doch nach meiner Wahrnehmung schreit etwas in Ihnen danach sich endlich dagegen zu wehren und mit der Nachricht an die Pflegemutter würden Sie einen Versuch unternehmen.
Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Ihnen persönlich das helfen kann, doch ich kann Ihnen aus der Erfahrung, die ich in der therapeutischen Arbeit mit sexuell missbrauchten Menschen, gesammelt habe, mitteilen, dass ich vermute, Sie würden sich dadurch noch mehr in Ihre Situation verstricken und das es wenig hilfreich für Sie wäre.
Besser wäre es für Sie vermutlich, wenn Sie zunächst einmal jeglichen Kontakt zu diesen Personen abbrechen und den Mut aufbringen sich professionelle Hilfe zu holen.
Sie schreiben, dass Sie nicht zu einem Arzt gehen können, da dieser Berufsstand für Sie durch Ihren Pflegevater negativ besetzt ist. Sie wissen, dass es viele Ärzte gibt, die Menschen helfen wollen, dennoch scheint es Ihnen momentan unmöglich zu sein einen Arzt aufzusuchen.
Das kann ich auch gut verstehen, doch Sie müssen zunächst einmal auch keinen Arzt aufsuchen, Sie können sich beispielsweise an eine Beratungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt wenden, es gibt auch spezielle Frauenberatungsstellen. Dort kann man Ihnen helfen, die geeignete Therapie für Sie zu finden.
Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie bereit sind, die schlimmen Erfahrungen aus Ihrer Kindheit und Jugend aufzuarbeiten. Einen ersten kleinen Schritt haben Sie gewagt, indem Sie sich an unser Team gewendet haben. Haben Sie nun den Mut weiterzugehen und wenden Sie sich möglichst bald an eine Beratungsstelle oder eine Traumatherapeutin.
Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute und verbleibe mit
Herzlichen Grüßen
Nicole Kirsig


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