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Ich wurde als Kind verführt - ist das Missbrauch?

Nero (m, 21) aus Berlin: Als ich 6-7 Jahre alt war, hat mich ein älterer Junge von 16-17 Jahren 'verführt'. Er erzählte mir etwas von einem Spiel wo eine Gruppe von Jungs, sich gegenseitig den Penis in den Mund nehmen um eine Kette zu bilden. Obwohl ich zuerst nicht wollte, drängte er darauf und irgendwann machte ich es dann. Ich erinnere mich nur noch dran den Penis in den Mund genommen zu haben, mehr nicht. Momentan, bin ich 21, hab letztes Jahr zum ersten Mal es geschafft, jemanden meine Liebe zu gestehen und wurde abgelehnt. Ich bin introvertiert und hab diagnostizierte schwere Depression. Obwohl die Geschichte, immer im Hinterkopf war, aber nie eine Rolle gespielt hat, hab ich das Gefühl durch die Ablehnung, eine Art Auslöser betätigt zu haben. Ich komm überhaupt nicht mehr klar, trink jeden Tag wenigstens 7 Bier, hab angefangen mich zu schlagen und zu schneiden. Meine Frage, handelt es sich bei dieser Tat als Kind um einen Missbrauch und muss davon eine Folge entstanden sein, oder nehme ich das bloß als Entschuldigung?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Nero,

Ihre Frage ist ganz klar mit Ja zu beantworten. Es handelt sich bei dieser Tat um einen Missbrauch an einem Minderjährigen. Und sehr wahrscheinlich sind Sie damals traumatisiert worden. Wie gut jemand ein derartiges Ereignis verarbeiten kann, hängt entscheidend davon ab, wie sicher und unterstützend die Beziehung zu seinen Bezugspersonen (meist die Eltern) ist. Das muss man in einer Therapie auf jeden Fall berücksichtigen.

Ich rate Ihnen dringend, sich einen guten Traumatherapeuten zu suchen und die Therapie über den Fonds Missbrauch zu finanzieren. Achten Sie darauf, dass der Therapeut bindungsbasiert arbeitet und Methoden wie EMDR oder EFT beherrscht.

http://somaticexperiencing.de/
http://www.fonds-missbrauch.de/

Das Trinken, sich selbst schlagen und schneiden dient dazu, dass Sie den Horror nicht noch einmal fühlen müssen, den Sie damals beim Missbrauch gefühlt haben. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich bewusst machen: „Der Horror war damals. Jetzt ist es vorbei! Jetzt bin ich sicher!“

Unabhängig davon, ob Sie bereits in Therapie sind oder nicht, möchte ich Sie dringend ermutigen, sich weitere Hilfe und Unterstützung (siehe oben) zu suchen.

Sie müssen nicht ein Leben lang in schwerer Depression verbringen. Es wird dauern und Sie brauchen Geduld, aber eine Therapie auf oben genannter Basis kann Ihnen auf jeden Fall helfen, ein freierer, offenerer und lebendiger Mensch zu werden, der Freude am Leben empfindet. Auch wenn Sie sich das momentan noch gar nicht vorstellen können.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute,
Marion Weber
Bewertung durch den Fragensteller:

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