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Auch nach 11 Jahren muß ich immer noch oft an meine Vergewaltigung denken!

Lisbeth (w, 35) aus Memmelsdorf:

Hallo,
ich bin 35 Jahre alt und wurde vor ca. 11 Jahren, im Rahmen eines Türkei-Urlaubes mit meiner Mutter, von einem Hotelmanager vergewaltigt. Zur Info: Ich bin 15 Jahre mit meinem Partner zusammen, davon 6 Jahre verheiratet und habe eine 3,5 Jahre alte Tochter.

Kurzversion: Er wollte mit mir was trinken gehen, ist dann aber nicht zum vereinbarten Ort gefahren, sondern zu sich nach Hause. Aus Angst, dass er mich vielleicht nicht mehr zurück zum Hotel fahren würde, habe ich das über mich ergehen lassen. Ich habe ihm mehrmals deutlich gemacht, dass ich nicht mit ihm schlafen möchte, dass interessierte ihn nicht, sodass er handgreiflich wurde.

In Deutschland hatte ich zweimal ein Gespräch beim 'Weißen Ring', ansonsten keine weitere Therapie, da meine Frauenärztin und Andere mich für sehr stabil gehalten haben und meinten, dass ich nicht unbedingt in eine Therapie muss, also habe ich es gelassen.

Natürlich ist das nicht spurlos an mir vorbeigegangen und ich habe jahrelang fast täglich zumindest mal kurz daran gedacht. Dann wurde es besser. Seit einiger Zeit liege ich nachts bis zu 3 Stunden wach und gehe gedanklich alles wieder und wieder durch. Tagsüber grüble ich ebenfalls sehr viel darüber nach.

Ich habe keine Rückblenden, aber ich muss nur ständig in unangenehmer Weise daran denken. Arbeit, Alltag und meine Familie sind für mich gut zu schaffen, nur bin ich immer häufiger mit den Gedanken woanders und mittlerweile auch recht reizbar!

Ich kann leider nicht einschätzen, ob mein Zustand noch im normalen Bereiche ist, oder ob ich das Erlebte besser doch noch aufarbeiten sollte und vielleicht können Sie mir ja diese Frage beantworten? Danke! Lisbeth


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau Lisbeth,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden Seelenlage zu zeigen.

Wenn man über längere Zeit immer wieder in unangenehmer Weise an etwas denken muß, so ist dies ein typisches Zeichen einer tiefen seelischen Verletzung, mit der Tendenz zur Chronifizierung!
 
Es wäre bei dem, von Ihnen so anschaulich beschriebenem Zustand, auch nach so langer Zeit unbedingt empfehlenswert, dieses Trauma mit Hilfe eines Therapeuten aufzuarbeiten, wofür Sie die üblichen 25 Wochenstunden Psychotherapie im Rahmen Ihrer Krankenversicherung in Anspruch nehmen könnten.
 
Leider betragen die Wartezeiten bei den Kassentherapeuten oft viele Monate, aber auf alle Fälle könnte Sie relativ kurzfristig schon mal eine oder mehrere Probestunden bei einem oder auch verschiedenen Therapeuten bekommen.
 
Zur Überbrückung empfehle ich Ihnen einige Stunden bei einem freien Therapeuten mit staatlicher Zulassung zu buchen, denn diese haben die Möglichkeit ein sehr viel breiteres Spektrum, u.a. auch von alternativen Therapieformen anzubieten, wie z.B.: Körperarbeit, oder auch EMDR - die bewährte Therapie mit den Augenbewegungen, welche sich bei sexuellem Mißbrauch ganz besonders gut bewährt hat! Hier ein Link dazu: http://www.emdria.de/
 
Wegen der geringen Hemmschwelle und der unkomplizierten Handhabung ist die Online-Therapie per Skyp, Telefon und E-Post mittlerweile sehr beliebt und bewährt und in manchen Fällen der Vorort-Beratung sogar überlegen.
 
Bei der Suche nach einem guten Therapeuten ist immer das wichtigste, jemanden zu finden zu dem man ein wirklich gutes und tiefes Vertrauensverhältnis aufbauen kann, weshalb von den Krankenkassen auch bis zum 5 Probestunden gewährt werden.
 
Eine wichtig Frage wäre, was Sie nach der Vergewaltigung gegen den Täter unternommen haben, um z.B. auch andere Touristinnen vor ihm zu warnen?
 
Erfahrungsgemäß können Wut- und Rachegedanken das seelische Leid unnötig lange aufrecht erhalten und sogar noch weiter vertiefen, während sich aufrichtiges Bemühen zum Verzeihen des Unverzeihlichen sehr bewährt hat, weil es letztlich der einzig wirklich dauerhaft wirksame Weg ist, den eigenen Seelenfrieden wieder zu finden!

Vergeben bedeutet nicht - wie manchmal irrtümlich angenommen - eine Verharmlosung der Tat, oder gar eine Versöhnung mit dem Täter, sondern ganz im Gegenteil, ist ein klare Verurteilung und Abgrenzung vom Täter sehr wichtig, was - nach gewissenhafter Abwägung - gegebenenfalls auch mit Anzeige und Strafverfolgung, zum Beispiel mit der Hilfe von Opferverbänden erfolgen könnte.
 
Die nächste Frage wäre, ob Sie diese Sache mit Ihrem Ehemann offen und vertrauensvoll besprechen konnten, wie er dazu steht und wie er mit Ihrem Leid umgeht?
 
Liebe Frau Lisbeth, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und mögliche Wege zur seelischen Heilung aufzeigen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur vollständigen Befreiung von diesem Alptraum, damit Sie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten - bald wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden, sich wieder voll und ganz Ihrer Familie und widmen und mit frohem Herzen in die Zukunft schauen können!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden.

Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort ein Stück weiter helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank Herr Rainer J. G. Schmidt für die schnelle, kompetente und einfühlsame Beratung! Sehr gerne wieder..

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