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Zweifel an den eigenen Gefühlen

TienchenX (w, 25) aus Traunstein: Hallo, ich hätte da mal eine Frage:

Ich bin seit 3,5 Jahren mit meinem Freund zusammen und wir führen eine sehr gute Beziehung und können über fast alles reden. Er ist auch sehr fürsorglich und ich kann mich zu 1000% auf ihn verlassen.
Seit längerem bin ich am grübeln, ob ich schon noch genug Liebe für ihn empfinde oder ob es nicht doch mehr freundschaftlich ist. Ich bin mir einfach so unsicher, ob es wirklich das ist, was ich will. Ich war schon einmal in einer solchen Situation und habe mit ihm gesprochen. Danach haben wir wieder mehr zueinander gefunden. Jedoch stehe ich jetzt wieder an der gleichen Stelle und frage mich natürlich, wie das schon wieder passieren konnte. Es kann ja auch nicht so weiter gehen. Für ihn ist klar, wenn ich Schluss mache, gibt es kein zurück mehr und ich will nicht etwas verlieren, nur weil ich wieder einmal unsicher bin. Wenn ich jetzt wieder zu ihm sage, ich bin unsicher, verletzte ich ihn dann nicht?

Momentan ist alles ein bisschen verfahren, da ich mit meinem Job auch unzufrieden bin und ein bisschen mit mir selber. Kann es sein, daß das meine Gefühle beeinträchtigt? Wie kann ich es ihm sagen oder soll ich abwarten?

Mir wäre eine Pause ganz recht, aber mache ich damit nicht mehr kaputt als ich rette? Irgendwie würd ich auch gern mal wieder Single sein, nur kurz, aber ich will die Beziehung nicht aufs Spiel setzen, denn wenn ich dann merke, daß es ein Fehler war, ist es zu spät. Ist es denn normal, daß man so starke Zweifel hat und zu glauben, keine Gefühle mehr zu haben?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe TienchenX,

Ihr 'Hin und Her' liest sich aus jeder Zeile, und ich habe das Gefühl, daß Sie sich selbst schon mehr Antworten geben, als ich es überhaupt tun könnte! Und genau darin liegt der Gewinn: Ich merke Ihr Zaudern und Zweifeln, aber Sie sind durchaus in der Lage, die Situationen von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten, das ist sehr viel wert!

Die Psychologie nennt es auch 'Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt': Der 'gesunde' Grat dazwischen ist schwer zu finden, denn natürlich bin ich in einer Paarbeziehung abhängig vom Partner, das ist Teil von Liebe und Nähe. Auf der anderen Seite des Grats brauche ich selbstverständlich Freiräume, meine eigenen Gedanken und Wünsche zu verfolgen.

Sie haben bereits einen sinnvollen Weg eingeschlagen, mit Ihrem Partner zu reden. Tun Sie dies weiterhin! Nur der kontinuierliche Austausch über Wünsche, Ängste und Bedürfnisse bildet diesen Grat aus, der dann aber auch eine Leitlinie in der Beziehung darstellt. Um ein 'Single-Gefühl' zu erleben, müssen Sie sich nicht gleich von Ihrem Partner trennen. Verabreden Sie Tage, an denen Sie vielleicht zu einer Freundin ziehen und probieren Sie es aus.

Aber: Sie haben auch Angst vor den Konsequenzen! Und genau hier geht es jetzt ans 'Eingemachte': Es ist sehr gut, daß Sie die möglichen negativen Konsequenzen Ihres Handelns ins Auge fassen, denn damit entwickeln Sie Ihre eigene Persönlichkeit. In Anbetracht der Konsequenzen müssen Sie eine Entscheidung fällen, Position beziehen, und das scheint Ihnen schwerzufallen. Position beziehen heißt: 'Ich lege mich fest', und das ist für sehr viele Personen ein großes Problem! Arbeiten Sie daran, worauf Sie sich festlegen: Finden Sie heraus, was an Ihrem Partner Sie auf keinen Fall missen möchten und fällen Sie dann bewußt die Entscheidung, deswegen 'dabeizubleiben'. Je kleiner die Dinge werden, für oder gegen die Sie sich entscheiden, desto eher werden Sie auch wieder konkrete Gefühle bei sich wahrnehmen. Damit werden dann auch wieder die Zweifel weniger. Ein anstrengender Weg, aber ich bin sicher, daß er sich lohnt!

Herzliche Grüße

Ihr

Holger Nikolai
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