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Wie schaffe ich es an meinen wichtigen Aufgaben konzentriert dran zu bleiben!

Mf (m, 15) aus Frankfurt: Hallo, liebes Team,
ich bin 15 Jahre alt und betreibe 6 Mal in der Woche Leistungssport. Mich beschäftigen schon sehr lange zwei Probleme:

1. Seit mehreren Monaten schaffe ich es nicht mehr konzentriert meine Hausaufgaben zu erledigen, oder überhaupt an bestimmten Dingen konzentriert dran zu bleiben, obwohl ich genau weiß, dass diese Dinge sehr wichtig für mich sind und ich außerdem dafür wenig Zeit habe.

Meistens bin ich durch das blöde Handy abgelenkt und gucke irgendwelche Filme, spiele oder surfe irgendwo rum und das meistens auch noch völlig sinnlos!

Deshalb meine dringende Frage, wie ich es endlich schaffen könnte, meine so wichtigen Aufgaben konzentriert und konsequent zu erledigen, ohne diese Drang nach der Ablenkung durch elektronische Medien zu haben, denn ich habe es wirklich satt so zu leben und meine Zukunft zu gefährden!

Mein zweites Problem ist das Naschen und Essen zwischendurch. Immer wenn ich lernen und Aufgaben machen müßte, oder ganz einfach faul auf dem Bett liege, oder mir sonstwie langweilig ist, gehe ich in die Küche und hole mir Süßigkeiten, ohne dass ich eigentlich Hunger hätte.

Ich bin echt froh, dass ich einen intensiven Sport treibe, denn sonst wäre ich wirklich sehr übergewichtig! Selbst mit dem Sport habe ich immer noch kein Muskelpakete und sehr viel fett, was bei meinem Pensum an Sport wirklich ungewöhnlich ist.

Wie schaffe ich es am besten von dieser Naschsucht los zu kommen? Ich hoffe auf eine schnelle Antwort und danke Ihnen schon mal im Voraus sehr herzlich! Freundliche Grüße von Manfred

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo, lieber Manfred!
Vielen herzlichen Dank für Dein Vertrauen und die wirklich guten Fragen, die heute viel unserer wohlstandsverwöhnten Jugendlichen betriffen! Es handelt sich hier um eine echte Zeitkrankheit, die viele, nicht nur junge Leute in ihrer menschlichen und beruflichen Entwicklung blockieren und teilweise echt unglücklich, oder sogar krank machen können.

Zuerst aber möchte ich Dich beglückwünschen, daß Du so klug, tapfer und konsequent Deinen Sport ausübst, denn das ist schon einmal eine gute Grundlage für Deine körperliche, geistige und seelische Entwicklung!

Aber hier zögere ich auch schon, denn Spiel und Sport, insbesondere an der frischen Luft, sind zwar durch nichts zu ersetzten und eine der besten Grundlagen für ein gesundes und glückliches Leben, ABER - und das muß groß geschrieben werden - man kann auch des Guten zu viel tun und Leistungssport - welcher Art auch immer - ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern frißt auch die Willenskraft auf, von dem jeder Mensch immer nur ein gewisses Maß zu Verfügung steht, so daß auch dies schon ein Teil Deines Probleme erklären könnte.

Leider wird in unserer Gesellschaft der Leistungssport sehr hoffiert, staatlich gefördert und nicht selten sogar quasi religiös überhöht, was vielen jungen Leuten den Kopf verdreht und sie deshalb einen übertriebenen Ehrgeiz und einen falschen Leistungsdünkel entwickeln, während andere, wichtiger Werte darüber vernachlässigt werden!

Sport und Spiel, auch intensiv und auf einem gewissen Leistungsniveau betrieben kann gut und förderlich für die persönliche Entwicklung sein, aber wie bei allen Dingen, so sollte auch hier der goldene Mittelweg nicht aus den Augen verloren werden!

Besser als einsamer Einzelsport, ist immer der Mannschaftssport, wo es auch um eine gute Kameradschaft, Fairness und vertrauensvollen, frohem Gemeinschaftsgeist geht und vor allem auch der Gedanke der unbeschwerten Freude am Spiel hoch gehalten wird!

Ich könnte mir vorstellen, lieber Manfred, daß Du sehr viel mehr Willenskraft und Freude für das Lernen und die wirklich wichtigen Aufgaben Deines Lebens zur Verfügung hättest, wenn Du Deinen Sport und vor allem den dort herrschenden, übermäßigen und deshalb lebensfeindlichen Leistungsgedanken auf ein gesünderes Maß zurück führen und vielleicht auch die Sportart überdenken würdest!

Auch im Sport ist Abwechslung wichtig und allzu einseitige Leistungsziele haben schon bei viele junge Leute großen Schaden angerichtet!

Doch jetzt zu Deinen eigentlichen Fragen: Die Handy- und Mediensucht hat heute leider bei vielen Jugendlichen schon zu großem körperlichen, geistigen und seelischem Schaden, insbesondere einer Verkümmerung so wichtiger menschlicher Werte, wie Selbstbeherrschung, Willenskraft, Konzentration, Zuverlässigkeit, Wertebewußtsein, innere Ruhe, Freude an der Natur, Spiritualität usw. geführt!

Hat sich erst einmal so ein schädliches Suchtverhalten eingenistet, dann ist dies oft nur durch drakonische Maßnahmen zu überwinden, indem man sich z.B. ein Karten-Handy zulegt und sich vornimmt in der Woche nur ein Karte zu verbrauchen.

Aber meistens ist es besser, wenn man für längere Zeit ganz auf sein Handy verzichtet, es bei einer Vertrauensperson in Verwahrung gibt und sich echter, schmerzhafte Langeweile aussetzt, was meist dazu führt, daß man dann ganz gerne seine eigentlichen Aufgaben anpackt, weil das bloße Nichtstun doch zu dröge ist.

Außerdem gilt es die Freude am Lernen und den Hausaufgaben zu entdecken und sich einen genau Plan zu machen, was man täglich, wie lange lernt.

Ich selbst habe seinerzeit großen Spaß dabei entwickelt, jeden Tag etwas für jedes Schulfach zu tun, auch wenn keine Aufgaben anstanden. So mußte ich jeden Tag nur wenig für jedes Fach machen, verbunden mit sehr viel Abwechslung, weil es nach einigen Minuten schon wieder ein anderes Schulfach an die Reihe kam. Zwischendurch ging ich dann mal kurz an die Frische Luft, machte einen kleinen Dauerlauf, oder eine kurze Fahrradtour zum Einkaufen usw.

Ganz ähnlich könntest Du bei Deiner Naschsucht vorgehen. Oberstes Gebot wäre, daß einfach keine Süßigkeiten im Hause, oder diese von den Eltern gut versteckt sind. Darüber hinaus wäre vielleicht auch eine Abmachung mit Deinen Eltern möglich, daß Du für jede Zwischenmahlzeit, außer Obst und Gemüse, eine empfindliche Straße zahlen müßtest, oder daß ein Schloß für den Kühlschrank besorgt wird.

Besser als solche äußeren Maßnahmen sind aber allemal die Abmachungen mit sich selbst, daß man sich klar macht: Es geht meine Ehre, meine Zukunft und mein Lebensglück!

Dabei kann ein genauer Tages- und Wochenplan und auch ein Tagebuch sehr hilfreich sein. Zusätzlich empfehle ich immer, daß gerade junge Leute sich einen vertrauens- und verständnisvollen Seelenführer suchen sollten, dem sie wöchentlich ihr Herz ausschütten können und mit dem Sie regelmäßig Pläne schmieden und Verhaltensweisen besprechen, um gute Gewohnheiten einzuüben und vor allem auch um die Naturgesetze der Seele verstehen und zu beachten.

Dies wäre einerseits wichtig, um den allfälligen Gefahren des modernen Lebens zu widerstehen und andererseits auch um die heute so reichlich vorhandenen Bildungs-, Freizeit- und Entwicklungsmöglichkeiten z.B. auch auf dem Gebiete des Gemeinschaftslebens und der Spiritualität optimal nutzen zu können, wobei weniger, aber gründlicher oft sehr viel mehr ist!

So ein Seelenführer könnte ein gütiger, älterer Verwandter z.B. der Patenonkel, der Lieblingslehrer, der Schul-Sozialarbeiter, oder -Psychologe, der Jugendseelsorger, Jugendpfleger oder Gemeindepfarrer, oder auch der Jugendtrainer des Sportvereins sein, vorausgesetzt der persönliche Draht stimmt und die Bereitschaft dazu ist auf beiden Seiten vorhanden.

Letztlich hängt die Antwort auf Deine Fragen immer mit der Bereitschaft zur persönlichen, charakterlichen Weiter-Entwicklung zusammen, die nie ohne Selbstüberwindung, also dem Aushalten von inneren Spannungszuständen und Unlustgefühlen möglich ist.

Darüber hinaus sollte man für sich auch immer die Frage nach dem Sinn allen Tuns, dem Wertekanon und dem Leben überhaupt stellen, denn nur wenn man gute, begeisternde Ziele und menschliche Vorbilder hat, kann man die richtige Richtung für sich selbst finden, die einem Kraft, Lebendigkeit und schöpferischen Auftrieb gibt, um das Leben zu einem faszinierenden Abenteuer werden zu lassen!

Dies allein zu bewältigen und zu verinnerlichen ist sehr mühsam und oft auch ein Überforderung, aber im Rahmen einer gut geführten Jugendgruppe, im guten, offenen und vorbehaltlosen Einvernehmen mit Eltern, Lehrer, Trainer und Seelsorger gelingt diese sehr viel leicht, oft sogar mit echter Begeisterung und beschwingender Schaffensfreude!

Viele Leute konnten Ihre Blockade auch dadurch überwinden, indem sie unter Menschen gingen und sich über Ihre Probleme austauschten. Du solltest deshalb auch die sozialen Kontakte nicht vernachlässigen und regelmäßig mit Deinen Freunden, Mitschülern und Vereinskameraden etwas sinnvolles unternehmen.

Lieber Manfred, ich hoffe, daß ich Dir mit meinen Worten wieder etwas Mut machen, einige Anregungen geben und Deine Fragen zumindest ansatzweise Beantworten konnte, so daß Du Deine Lebensfragen jetzt mit Zuversicht und neuem Elan anpacken kannst!

Für heute grüße ich Dich sehr herzlich als Dein Psychomeda-Berater
und danke Dir für eine möglichst umgehend Bewertung meiner Antwort!

Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychotherapie
D-94360 Mitterfels - Burgstraße 7 - Tel. 09961/7255
Rainerjg@T-Online.de - www@Rainer-JGS.de
Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr viel Mut Zuspruch und Motivation fürs Leben! Vielen Dank





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