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Wie kann ich mich besser konzentrieren?

Mila (w, 26) aus Köln : Hallo, ich befinde mich aktuell in der Examensvorbereitung, bin zwar total motiviert zu lernen und weiß auch, dass ich es problemlos schaffen werde. Das Verständnis für die Materie ist definitiv vorhanden. Was mir jedoch schwer fällt ist, mich hinzusetzten und effektiv zu lernen. Sobald ich anfange zu lernen, lenke ich mich mit unterschiedlichen Dingen ab. Ich bin wirklich motiviert, aber es kommt dabei nichts ordentliches raus. Innerhalb von 10min kann ich komplexe Sachverhalte zwar auswendig lernen und verfüge auch über das Verständnis, aber dann bleibt es pro Tag bei den 10 min. Meine Konzentration lässt nach und die Gedanken schweifen ab. Ich werde viel zu schnell müde und beschäftige mich dann mit anderen Sachen. Es macht mich mittlerweile sehr depressiv, dass ich es nicht wie andere Kommilitonen schaffe so lange und so viel zu lernen.
Was mache ich falsch? Wie kann ich meine Konzentration steigern und was muss ich tun, damit ich meinen Lernplan einhalte?
Ich weiß nicht mehr weiter. Ich mache viel Sport, achte auf meine gesunde Ernährung. Leider bringt mich nichts weiter.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Mila,


vielen Dank für Ihre Offenheit!

Sie sprechen davon, dass es Sie mittlerweile sehr depressiv macht, wenn Sie sich mit Kommilitonen vergleichen, dass Sie sehr schnell müde sind und sich schlecht konzentrieren können.
Ich kenne Ihre konkrete Situation leider nicht, aber wenn Sie derartiges derzeit generell an sich feststellen, rate ich Ihnen dazu, sich professionelle therapeutische Unterstützung zu suchen, da es sich hierbei um eine depressive Symptomatik handeln kann.

Fragen Sie sich, ob es lediglich in Zusammenhang mit der derzeitigen Lernbelastung steht oder ob Sie auch in anderen Bereichen eine Änderung Ihrer Stimmung hin zum Negativen und weniger Antrieb als früher an sich feststellen.

Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass die Symptome nur auftreten, wenn Sie sich zum Lernen hinsetzen, können Sie Gebrauch von verschiedenen Lerntechniken machen, die Ihnen das Lernen erleichtern und dafür sorgen, dass das Interesse erhalten bleibt.

Die Pomodoro-Technik: Hier stellen Sie sich einen Timer auf 25 Minuten, danach machen Sie 5 Minuten Pause, dann lernen Sie wieder 25 Minuten etc. Der Trick hierbei ist, dass 25 Minuten eine überschaubare Zeit sind und das Gehirn sich denkt: Ja, okay, also gut, 25 Minuten gehen schon. Das ist etwas ganz anderes, als wenn Sie nur im Kopf haben, wie viel Sie heute noch lernen müssen und welch riesigen Berg Sie noch zu erledigen haben. Kleine Häppchen erleichtern das Durchhalten und die Aufnahme von neuem Stoff.

Nutzen Sie die Fähigkeit Ihres Gehirns zur Visualisierung, um trockene Materie spannender zu machen. Stellen Sie sich beispielsweise Ziffern als Bilder vor (1 = Bein; 2 = Schwan etc. – Ihrer Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt) und machen Sie eine Geschichte daraus, die Sie sich selbst erzählen. Dadurch werden Sie wieder etwas Freude in das Lernen bringen und automatisch lieber lernen und am Ball bleiben.

Verbinden Sie die Lerninhalte mit Emotionen. Wir behalten emotionale Inhalte sehr viel leichter als reines Faktenwissen.

Die sogenannte Loci-Technik nutzt unsere räumliche Vorstellungsgabe. So können Sie beispielsweise Gegenstände in Ihrem Wohnzimmer oder Ampeln, Straßenschilder, Geschäfte, die auf dem Weg zur Uni oder zur nächsten Bäckerei liegen (oder einen anderen Weg, den Sie oft nehmen und sehr gut kennen) mit Lerninhalten verknüpfen. Das dient nicht nur dazu, sich Sachen leichter zu merken, sondern auch dazu, das Lernen interessanter für unser Gehirn zu gestalten.

Um am Ball zu bleiben, ist eine Zielvisualisierung ebenfalls hilfreich. Stellen Sie sich vor, wie Sie erfolgreich die Examina hinter sich gebracht haben und mit Ihren Kommilitonen feiern. Gehen Sie noch weiter in die Zukunft: Stellen Sie sich vor, wie Sie in dem Bereich arbeiten, in dem Sie dank Ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium arbeiten können.

Ebenfalls können kurze Entspannungsübungen helfen – bewusste Konzentration auf den Atem oder eine geführte Meditation etc.

Wenn all das nichts hilft, fragen Sie sich, welche unbewussten Prozesse Ihrem Erfolg im Weg stehen. Folgende Fragen können Sie sich stellen:

Absolviere ich dieses Studium aus eigenem Antrieb? Oder erfülle ich den Wunsch von jemand anderem, beispielsweise von einem Elternteil?

Weiß ich, was ich nach dem Studium machen will? Ist es mein Wunsch, später in diesem Bereich zu arbeiten? Blicke ich voller Vorfreude auf meine zukünftige Tätigkeit? Bin ich mir sicher, dass das das Richtige für mich ist?

Wie stehen meine beruflichen Chancen, später in diesem Bereich einen Job zu bekommen?
Herrscht hier Unsicherheit? Vielleicht sogar Zweifel? Habe ich Angst davor, was nach meinem Studium kommt?
In diesem Fall ist es möglich, dass Sie unbewusst den erfolgreichen Abschluss hinauszögern, weil Sie Angst vor der Ungewissheit danach haben.

Ist es ein seit längerem vorherrschendes Muster oder tritt es erst seit kurzem auf?

Wäre es möglich, dass ich mich unbewusst selbst behindere?
Es gibt das Phänomen der sog. Selbstbehinderung. Das ist eine Art Selbstwertschutz, der dazu dient, das Gefühl oder die Angst, nicht gut genug zu sein, zu umgehen. Hier werden äußere Ursachen geschaffen, auf die ein möglicher Misserfolg beim Eintreten attribuiert werden kann. Das würde in Ihrem Fall bedeuten: Wenn Sie möglichst wenig lernen, ist mögliches Scheitern nicht auf Ihre Fähigkeiten, sondern auf die Tatsache, dass Sie zu wenig gelernt haben, zurückzuführen.

Ebenso kann eine Art Siegerhemmung vorliegen. Etwas in Ihnen, das ein schlechtes Gewissen oder Gefühl hätte (vielleicht gegenüber einer Ihnen nahestehenden Person), wenn Sie Ihr Studium erfolgreich abschließen.
Oftmals hilft es bereits, wenn man etwas Unbewusstes ins Bewusstsein holt. Wenn das nicht reicht, können Sie sich auch in diesem Fall professionelle Unterstützung suchen – durch professionelles Coaching oder Innere-Kind-Arbeit oder auch hypnotherapuetisch kann hier einiges aufgelöst werden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!


Herzliche Grüße
Petra Förster
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