Warum reagiere ich manchmal so empfindlich?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Luise,

danke für Ihr Vertrauen.

Ja, da beschreiben Sie etwas, was viele Menschen kennen.

Sie schreiben:
'Es ist nichts Schlimmes passiert und sie (die Nachbarin) war sehr nett und alles ist gut. Ich stehe selbstbewusst im Leben, habe ein gutes Umfeld und keine Sorgen. Ich bin sehr sensibel.'

Und weiter:
'Aber das ist doch kein Grund dafür, bei (einer) solchen Kleinigkeit(en)zu weinen!'

Ja, genau! Das stimmt. Was Ihnen dabei nicht bewußt ist, ist die Tatsache, dass wir erwachsenen Menschen nicht nur aus Erwachsenen-Bewußtsein bestehen, sondern, dass es auch viele jüngere innere Bewußtseinsanteile in uns gibt, die wir meist gar nicht wahrnehmen.

Wenn Sie so verletzt und untröstlich auf die ungerechte Behandlung der Nachbarin reagieren, dann reagiert genaugenommen ein sehr viel jüngerer, Ihnen (noch) nicht bewußter innerer Anteil. Wir nennen das Regression, d.h. Sie erleben die Situation nicht mehr aus der Erwachsenenperspektive, sondern aus der Perspektive eines Kindes. Des Kindes, das Sie einmal waren, und das diese Art von ungerechter Behandlung schon erlebt und darunter gelitten hat.

Es ist dann, als ob die Wunde von einst wieder aufgerissen würde. Im Gegensatz zu uns Erwachsenen jedoch brauchen Kinder Verständnis, Trost, und Ermutigung von aussen, am besten von ihren Bezugspersonen. Sie können sich damit nicht sebst versorgen.

Wenn Sie heute wie oben beschrieben reagieren, dann haben Sie als Kind nicht ausreichend und Ihren natürlichen kindlichen Bedürnissen entsprechenden Trost und Verständnis bekommen. Möglicherweise hatten Sie unter ungerechter Behandlung zu leiden.

Sich dies bewußt zu machen, und an das, was war, zu erinnern, ist ein erster Schritt, damit umzugehen. Wenn das gelingt, dann können Sie sich überlegen, was 'dieses verletze Kind in Ihnen' jetzt braucht, damit es sich beruhigen kann. Wenn das gelingt, dann geben Sie diesem inneren Anteil das Verständnis und den Trost, den es jetzt braucht. So als sei es Ihr eigenes Kind.

Wenn Ihnen dies alleine nicht gelingt, dann ist es gut, sich dafür Unterstützung angedeihen zu lassen. In Ihrem Fall reichen sicherlich wenige Sitzungen aus, um dieses Thema innerlich zu befrieden.

Gerne können Sie sich auf meinem YouTube Kanal zum Thema Bindungsverletzungen kundig machen. Dort finden Sie weitere Informationen und auch Links zu geeigneten Therapeuten oder Coaches.

Ich hoffe, meine Empfehlungen helfen Ihnen weiter, und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft!

Ihre Marion Weber

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Bewertung durch den Fragensteller:
Die Antwort trifft ins Schwarze und hilft mir sehr, mich selbst besser zu verstehen!