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Warum bereue ich plötzlich meine Entscheidung, obwohl ich mir erst so sicher war?

Logan2308 (w, 41) aus Österreich:
Grüß Gott, liebes Team,
Ich stecke in einer schweren Krise und hoffe sehr auf Ihre Hilfe!

Wir, also unsere Familie, mein Mann und ich, sowie unsere drei Kinder (7,4,2), hatten die große Chance beruflich nach Kalifornien zu ziehen.

Ich muss dazusagen, dass wir schon einmal in den USA, bzw. in Boston gelebt hatten und es damals eine wirklich tolle Zeit war. Als wir zurück waren, haben wir dann hier, an unserm Heimatort, unsere Familie gegründet.

Jetzt kam vor einigen Monaten ein ganz tolles Angebot und mit der großen Chance, wieder nach USA aufzubrechen und zwar nach Kalifornien, was auch schon länger ein Traum von mir war. Wir hätten dort arbeiten könnten und die Rahmenbedingungen durch Firma wären auch ganz ok gewesen.

Ich hatte dann auch zugesagt, aber in den nächsten Tagen bekam ich jedoch eine riesen große Angst, ob ich wirklich alles schaffen würde, mit den drei kleinen Kindern. Mein Mann wäre dort die Hälfte der Arbeitszeit auf Geschäftsreise und wir hätten dort ja auch keine Verwandten, oder Bekannte zum aushelfen usw.

Ich habe dann unter Tränen spontan abgesagt, weil ich ich mich im Moment nicht darüber raus gesehen hatte, wie ich das schaffen könne, mit Umzug usw. Dies alles schien mir einfach nicht machbar.

Aber jetzt, nach der Absage, geht es mir auf einmal noch sehr viel schlechter, denn mir wurde klar, dass ich eigentlich doch wissen müsse, dass es geht, denn ich hatte es ja doch schon einmal geschafft und deshalb bereut ich jetzt die Absage und würde sie um alles in der Welt rückgängig machen wollen, doch das ist jetzt allerdings leider KEINE Option mehr!

Nun bin ich total down, kann an nichts anderes mehr denken und tue mir furchtbar schwer im Alltag zu funktionieren.

Wie kann ich mich wieder anders ausrichten, damit es mir besser geht? War meine Intuition doch richtig? Warum denke ich jetzt total anders? Ich bitte deshalb jetzt dringend um Ihren fachkundigen Rat! Vielen Dank und herzliche Grüße aus Österreich - Lore

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Lore,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihre Fragen zu beantworten und Ihnen einen Weg aus Ihrer momentanen inneren Zerrissenheit zu zeigen!

Erst einmal möchte ich Sie trösten und Sie bitten, von Ihren Selbstvorwürfen abzulassen, denn so wie Ihnen jetzt, ergeht es heute auch vielen anderen Menschen, in unserer heutigen, so einmalig freien und materiell gesicherten Wohlstandsgesellschaft, wie sie es seit bestehen der Menschheit, noch nie in diesem Maße für so viele Menschen je gab.

Wir haben uns teilweise selbst in einem Optimierungswahn verfangen und leiden jetzt zunehmend darunter, wenn wir nicht möglichst viele, der sich uns bietenden Möglichkeiten auf optimale Weise nützen und ärgern uns dann, völlig zu unrecht, wenn wir vielleicht einmal nur die zweitbeste Wahl getroffen haben, wo wir doch die Allerbeste hätten bekommen können!

Aber, was auf den ersten Blick, die beste Wahl, stellt sich nur allzuoft, im laufe der Zeit, als ein Mißgriff heraus, insbesondere dann, wenn man sich zu lange mit der optimalen Entscheidungsfindung aufgehalten hat!

Machen Sie sich, liebe Lore, also erst einmal klar, daß Sie eigentlich um des Kaisers Wohlstands-Bart weinen und sich besser fragen sollten, wie kann es sein, daß mich diese Sache sehr mitnimmt? Bin ich vielleicht schon dem Optimierungswahn erlegen und habe mir eine völlig verkehrten Wertekanon zu eigen gemacht? Weiß ich wirklich noch genau, was das Lebensglück eigentlich ausmacht?

Obwohl Sie einen gute Ehemann, drei gesunde Kinder im goldigsten Alter haben und beruflich, wie finanziell abgesichert sind, weinen Sie bittere Tränen - wie ein Kind, welches in jeder Hand schon einen Apfel hat und jetzt erzürnt darüber ist, sich nicht noch einen dritten nehmen zu können, weil sie ihr gerade so günstig zu haben sind!

Stellen Sie sich vor, liebe Lore, Sie hätten das Angebot angenommen, wären nach USA gefahren und eines Ihrer Kinder wäre dort bei, den bekanntermaßen sehr viel unsichereren amerikanischen Verhältnissen einem Unfall, einem Überfall oder sonst etwas zu Schaden gekommen, oder hätte auch nur einfach die Umstellung nicht verkraftet und wäre krank, oder unglücklich geworden!? Das wäre dann doch sicher sehr viel ehern ein Grund gewesen, mit Ihrer Entscheidung zu hadern! Nicht war?

Außerdem, haben Sie kurz und bündig, ganz spontan aus dem Bauche heraus entschieden und erst jetzt im Nachhinein, fielen Ihnen die möglicherweise verpaßten tollen Möglichkeiten ein!

Auch wenn Sie jetzt doch noch hätten fahren können, so hätte sich Ihre Begeisterung vielleicht auch schon bald wieder ins Gegenteil verkehrt, wenn Ihre Kinder dann z.B. massive Eingewöhnungsschwierigkeiten in die fremde Sprache, die neue, völlig andersartige Umgebung, samt Sitten, Gebräuche, Sicherheitsmängel usw. gehabt hätten, von den anderen, von Ihnen bereits genannten Problemen gar nicht zu reden!

Meiner Meinung nach, war es eine absolut richtige Entscheidung, die Sie da so ganz spontan aus Ihrem besorgen Mutterherzen heraus getroffen haben! Es ist ja doch etwas völlig anderes, ob man ungebunden, ohne Kinder die Welt erobern will, oder ob man mit 3 Kindern in so zartem Alter, das bewährte heimatliche Umfeld verläßt und dann noch die Hälfte der Zeit, im Ausland, an einem völlig fremden Ort, als Mutter von 3 liebesbedürftigen Kindern alleine zurecht kommen muß, von der Sehnsucht nach den Großeltern und deren fehlende Fürsorge, gar nicht zu reden!

Beim Durchlesen Ihrer Anfrage, kam mir spontan der Gedanke, warum Sie so gar nichts über die Meinung Ihres Ehemannes und Vaters Ihrer Kinder zu dieser, für die ganze Familie so einschneidenden Entscheidung schreiben?

Ist er es vielleicht gewohnt, sich Ihren Wünschen und Ängsten - um des lieben Friedens Willen - unter zu ordnen? Seine Meinung zu dem erwähnten Angebot wäre doch für Ihre Entscheidungsfindung und für meine Meinung dazu, sicherlich auch ganz wichtig gewesen, um die Situation richtig einzuschätzen und beurteilen zu können! Nicht war?

Liebe Lore, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder zu etwas mehr innerer Ruhe und Sicherheit verhelfen konnte, damit Sie jetzt froh und dankbar zu Ihrer Entscheidung – die hoffentlich auch die Ihres Mannes ist – stehen und diese Sache entspannt abhaken können. Darüber hinaus können Sie sicher sein, daß ich Ihnen mit voller Überzeugung genau zu dieser Entscheidung geraten hätte, wenn diese noch offen gewesen wäre!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun die richtige, hingebungsvolle Einstellung zu Ihrer so wichtigen Aufgabe als Ehefrau und Mutter von 3 gesunden Kindern, die jetzt - neben einem liebevollen und möglichst oft anwesenden Vater - nichts mehr brauchen, als eine, in sich selbst ruhende, lebensfrohe Mutter, die mit sich und der Welt im Reinen ist und mit vor Glück strahlenden Augen ihre Kinder, die wunderbare Frucht der gemeinsamen ehelichen Liebe in die Arme schließen kann!

Mit der Bitte um Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit staatl. Therapie-Erlaubnis
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch sehr gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
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