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Ist das Verhalten eines Menschen gleich zu setzen mit dem Menschen als Ganzes?

Mama (w, 33) aus Niedersachsen: Liebe Damen und Herren,

ich habe das Buch 'So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen' (Rolf Merkle) gekauft.

Ich kann nicht so ganz verstehen, warum es falsch ist, unser Verhalten mit unserer Person und unserem Wert als Mensch gleichzusetzen?

Tue ich etwas Schlechtes, dann bin ich als Mensch schlecht. Tue ich etwas Verwerfliches, dann bin ich als Mensch verwerflich. Tue ich etwas Unmoralisches, dann bin ich ein unmoralischer Mensch. Tue ich etwas Blödes oder Dummes, dann bin ich blöd und dumm. Mache ich etwas verkehrt, dann bin ich als Mensch nicht in Ordnung. Bin ich ängstlich, dann bin ich ein Feigling. Mache ich etwas falsch, dann bin ich als Mensch fehler- und mangelhaft.

Wir setzten unser Verhalten also mit unserer Person gleich. Warum ist das falsch? Bitte erklären Sie es mir.

Danke
Mama

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Mama,

danke für Ihre Anfrage, die ich für sehr interessant halte, da sie grundsätzlich die Thematik aufgreift, die oftmals in der Therapie auftaucht.

Ich will einmal mit Bildern arbeiten, um Ihnen etwas zu verdeutlichen, warum das Verhalten eines Menschen nicht der Mensch an sich und im Ganzen ist. Stellen Sie sich einmal einen Garten vor, in dem vielerlei Blumen, Sträucher, Bäume wachsen. Nun gedeihen in einer Ecke die Blumen nicht besonders, kränkeln. Würden Sie dann den ganzen Garten als krank bezeichnen und ausmerzen?

Jeder Mensch hat viele Facetten. Das, was Sie oben bezeichnen, z.B. wenn ich etwas Dummes tue, ich dann dumm bin, ist eine generalisierte und einseitige Bewertung des gesamten Menschen. Als wenn ich nichts anderes könnte, keine guten Seiten, Talente und Aspekte hätte. Ein Kind kann z.B. gut rechnen, tut sich aber beim Lesen schwer. Ist es dann generell dumm? Wenn Menschen etwas bewertet Schlechtes tun, egal was, haben sie immer eine Triebfeder für diese spezielle Tat, das heißt aber nicht, dass etwas anderes nicht gut getan werden kann. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine. Wir haben oftmals gelernt, uns als dumm, frech, feig im ganzen zu beurteilen. Unsere Gedanken machen das, was wir sind. Wenn wir nicht gelernt haben, das zu sehen, was wir können, was wir an Gutem und Sinnvollem tun, dann verfestigt sich natürlich der Eindruck von sich selber, der ganze Mensch wäre dumm, frech oder feig.

Selbstbilder entstehen durch Botschaften von aussen, die uns seit unserer Kindheit täglich mitgeteilt werden. Von den Eltern, der Familie, dem Kindergarten, der Schule, dem Beruf und und und. Wir sind es gewöhnt und so erzogen, zu kritisieren und kritisiert zu werden, Sie erleben es vielleicht selber auch, Lob ist nicht wirklich verbreitet. So kommt es zur Generalisierung einzelner Eigenschaften oder Taten, die positiven Seiten werden übersehen. Krass ausgedrückt, der Bankräuber, der fünf Menschen erschossen hat, liebt seine Katze über alles. Das ist eine seiner liebenswerten Seiten. Wenn Sie sich oder andere Menschen einmal genauer anschauen und versuchen, für alles, was Sie an sich oder anderen stört, eine positive Entsprechung zu finden, werden Sie entdecken, das Generalisierungen überflüssig sind und am wahren Wesen des Menschen vorbei gehen.

Ich wünsche Ihnen Klarheit und Verständnis!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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