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stationäre Therapie und Medikamente bei Borderline-Störung

Melissa (w, 47) aus Hameln: Sehr geehrte Damen und Herren,

bei meiner 17 jährigen Tocher wurde eine Borderine-Störung diagnostiziert, als sie nach einem Suizidversuch für 2 Wochen in einer Klinik für Kinder- und Jugendpschiatrie war. Die Ärzte haben nun auch vorgeschlagen, dass meine Tochter eine stationäre Borderline-Therapie macht.

Können Sie mir sagen, ob das wirklich Sinn macht (ich habe Angst, dass meine Tochter dort mit Medikamenten abgefüllt wird) und ob es spezielle Kliniken für Borderline-Therapie gibt?

Danke für Ihre Mühe

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Guten Tag Melissa,

ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sehr der Suizidversuch Ihrer Tochter, Ihre ganze Familie erschüttert hat. Doch auch die Zeit davor war vermutlich bereits von großer Verunsicherung und Irritation geprägt. Nun gibt es inzwischen endlich eine Diagnose, die aber wieder viele Fragen und Sorgen in Ihnen aufwirft und Sie, wie ich annehme, sehr aufwühlt.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen, liebe Melissa, Mut dafür machen, neben der Sorge um Ihre Tochter, auch gut für sich selbst zu sorgen. Sie selbst könnten durch eine psychologische Beratung/Begleitung in dieser Sie sicherlich sehr belastenden Phase sehr profitieren. Vielleicht gibt es in Ihrer Stadt / Region sogar eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Borderline-Erkrankten? Eine gute erste Anlaufstelle könnte auch eine psychologische Beratungsstelle der Kommune oder der Kirchen sein - die Kollegen dort sind ebenfalls kompetente Gesprächspartner. Online gibt es einige Selbsthilfe-Seiten, teilweise auch mit Foren, wo Sie sich erste Informationen holen können. Es geht nach meiner Erfahrung aber nichts über das persönliche Gespräch mit einem beratungserfahrenen Gegenüber.

Doch nun zu Ihrer Sorge wegen einem „abfüllen“ mit Medikamenten bei einem stationären Aufenthalt Ihrer Tochter in einer psychotherapeutischen Klinik. Dazu ist zu sagen, dass Borderlinestörungen kaum direkt mit Medikamenten behandelt werden können. Manchmal ist es jedoch sinnvoll, je nach Intensität der begleitenden Symptome, sorgfältig ausgewählte und möglichst gering dosierte Medikamente einzusetzen. Dies geschieht zum Beispiel: zur Dämpfung von heftigen Stimmungsschwankungen, zur Linderung einhergehender Depressionen oder um psychotische Symptome abzufangen. Diese Medikamente tragen in solchen Fällen dazu bei, dass Ihre Tochter überhaupt therapiefähig wird. Kein Psychotherapeut hat jedoch ein Interesse daran, dass Patientinnen/Patienten durch diese Medikamente so in ihrer Persönlichkeit und in ihrem Wesen verändert und beeinträchtigt werden, dass eine aktive Mitarbeit in der Gruppen- und Einzeltherapie nicht mehr möglich ist. Die Sorge, dass eine Überdosierung stattfinden könnte, oder dass durch eine gezielte Medikation sich Ihre Tochter in ihrem Wesen negativ verändert, erscheint mir in diesem Zusammenhang unbegründet.

Sinnvoll ist eine stationäre Therapie für Ihre Tochter auf jeden Fall! Viel zu viele Borderline-Erkrankten leben und quälen sich jahrelang mit Ihrer Erkrankung, ohne eine systematische, intensive Therapie zu erhalten. Dieses Schicksal sollten Sie Ihrer Tochter möglichst ersparen. Denn je früher eine gezielte Therapie einsetzen kann, desto besser sind die Heilungschancen. Dass zu den Komplikationen bei dieser Diagnose die Suizidalität zählt, mussten Sie leider bereits schmerzlich erfahren.

Bei der Frage nach einer passenden Klinik könnte zunächst die bisherige behandelnde Klinik eventuell eine oder mehrere Empfehlungen aussprechen. Denn es gibt tatsächlich Kliniken, die sich mit ihrem Therapieangebot auf das Krankheitsbild der Borderlinestörung spezialisiert haben. Auch auf dieser Borderline-Selbsthilfe-Website finden Sie zur ersten Orientierung ein paar für Ihre Tochter passende Klinik-Adressen: http://www.borderline-selbsthilfe.de/Index/Kliniken/kliniken.html

Liebe Melissa, ich wünsche Ihrer Familie für die nächste Zeit viel Gutes. Wenn Sie neben Ihrer Sorge um Ihre Tochter auch Ihr eigenes seelisches und körperliches Wohlergehen gut im Blick behalten, dann werden Sie gemeinsam gute Wege finden, um mit dieser Erkrankung immer besser zurecht zu kommen. Dies wünscht Ihnen

Karin Pfeifer
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Stuttgart
http://www.pfeifertherapie-stuttgart.de

Bewertung durch den Fragensteller:
Ausführliche und schnelle Antwort, die zudem noch sehr hilfreich ist! Danke!





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