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Sorge um eine ritzende Mutter und deren Kind

Serene (w, 57) aus Brandenburg: Guten Tag!

Ich habe eine junge Frau kennengelernt. Sie ist 20 Jahre alt, hat einen Sohn, 14 Monate alt, allein erziehend, der Kleine soll ein Schreikind sein?? Die Mama scheint überfordert und ritzt. Sie findet das Ritzen beruhigend, wenn Blut fließt.

Nun wurde der Kleine von der Mama getrennt! Jetzt mache ich mir richtig Sorgen, ihre Sorgen, Nöte und Ängste spielt Sie 'runter, ihre Antwort: 'das schaff' ich schon

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Serene,

Sie sorgen sich um Ihre Bekannte und deren Kind, das ehrt Sie! Wahrscheinlich hegen Sie - wenn ich Ihren Altersunterschied betrachte - mütterliche Gefühle für sie, wenn Sie selbst Kinder haben, wird Ihnen die Dramatik dieser Situation wahrscheinlich umso deutlicher bewußt.

Das 'Ritzen' ist ein - leider! - weit verbreitetes Phänomen, das fast ausschließlich junge Frauen, meist ab der Pubertät, betrifft. Die genauen Hintergründe lassen sich nur vermuten, im Vordergrund steht meist ein Bedürfnis, 'sich zu spüren', eine tiefsitzende 'Gefühllosigkeit' zu bekämpfen bzw. einen 'inneren Druck' zu entlasten.

In der Regel führt diese Störung nicht zu Fremdgefährdung, aber das Jugendamt (das meiner Vermutung nach die Trennung vorgenommen hat) wird den Fall gründlich untersucht haben, um zu dem Entschluß zu kommen, Mutter und Kind zu trennen.

Sie - als Bekannte oder Freundin - können leider nicht viel tun, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne des 'Eingreifens'. Halten Sie den Kontakt zu Ihrer Bekannten, am besten vereinbaren Sie regelmäßige Treffen. Für ritzende Frauen steht oft die Ungewißheit über Gefühle und Bezugspersonen im Zentrum. Somit kann es sinnvoll sein, einer solchen Person Regelmäßigkeit und Stabilität anzubieten. Schlagen Sie sich nicht auf ihre Seite, sondern bleiben Sie authentisch: Wenn Sie das Kindeswohl durch die seelische Disposition der Mutter gefährdet sehen, sagen Sie dies auch so! Machen Sie den Vorschlag - falls dies nicht ohnehin schon geschehen ist -, daß die Mutter eine Psychotherapie aufsucht und sich über Ihr Verhalten klar wird.

Wenn sie sagt 'ich schaffe das schon', prüfen Sie Ihren Eindruck davon sehr genau! Wenn Sie nicht den Eindruck haben, daß sie es 'schon schafft', sprechen Sie dies bitte genauso aus! Verfallen Sie bitte nicht in den Impuls, mit der jungen Mutter gemeinsam alles zu bagatellisieren, sondern benennen Sie ganz genau die Punkte, die Ihrer Meinung nach nicht zu einer Entlastung führen. Fühlen Sie sich nicht selbst zur Hilfe aufgerufen, sondern überlegen Sie mit Ihrer Bekannten gemeinsam, wo kompetente Hilfe zu finden ist.

Ein solches freundschaftliches Verhalten aufzubauen, ist eine große Aufgabe und vermutlich der einzige Weg, dauerhaft zu einer Entlastung der Situation beizutragen. Das Ritzen ist Folge einer gravierenden seelischen Störung, die Sie - oder andere Bekannte - nicht heilen können. Wenn Sie helfen, dann durch Ihre Aufrichtigkeit, Ihre Zuverlässigkeit und Ihren Weitblick, Ärzte, Therapeuten und Ämter miteinzubeziehen.

Ich freue mich für Ihre Bekannte, eine so aufmerksame Begleitung gefunden zu haben und bin sicher, daß auch Sie in dieser Beziehung viel lernen werden!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
Sie haben genau das geraten was ich schon begonne habe. Genau diesen Weg kann man nutzen. Danke.





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