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Selbstverletzung, Angst und Hoffnungslosigkeit

Thor (m, 26) aus Leipzig: Hallo,

ich bin 29 Jahre alt und war früher schon 'mal in der Jugendpsychatrie, ambulant und stationär (mehrere Suizidversuche und selbstverletzendes Verhalten), ich wurde aber als 'nicht therapierbar

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Thor,

vielen Dank für Ihre ausführliche Zuschrift, der ich Angst, Resignation und Ratlosigkeit entnehme. Sie berichten von einem langen Leidensweg, den Sie bereits absolviert haben. Zuerst einmal: 'nicht therapierbar' ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit des Therapeuten (oder Ihrer Mutter), aber nicht Ihr Verschulden!

Unabhängig von den Details, die Sie beschreiben, scheinen Sie unter starken Ängsten zu leiden, die sich im Kern darauf beziehen, anderen Menschen zu begegnen. Alle Symptome, das Ritzen, die Ungeduld, die Ablenkung durch Drogen scheinen darauf hinzuweisen, daß die ernsthafte Begegnung für Sie unmöglich erscheint.

Die humanistische Psychotherapie mit prominenten Verfahren wie der Gesprächspsychotherapie (person-zentrierte Psychotherapie), Gestalttherapie und Logotherapie (Existenzanalyse) verfolgt in ihrem Fokus immer das Begegnungs- und Beziehungsverhalten. Selbst sogenannte 'Borderliner', die von den etablierten therapeutischen Richtungen oft als 'untherapierbar' bezeichnet werden, berichten von großen Erfolgen in der Arbeit mit humanistischen Therapeuten.

Ein solcher Therapeut betrachtet Sie nicht als 'krank' oder 'gestört', sondern erarbeitet mit Ihnen gemeinsam die Thematik des 'Weglaufens' - vor sich selbst und vor anderen. Auch dies birgt kein Heilsversprechen in sich, steht dem Ansatz der 'klassischen Psychiatrie' aber diametral gegenüber und wird von vielen Klienten als konstruktiv und bereichernd erlebt. Auch ein systemischer Ansatz - der wiederum humanistisch geprägt sein kann -, der auch Ihre Mutter und ggf. weitere Familienmitglieder einbezieht, kann sinnvoll sein.

In akuten Streßsituation rufen Sie bitte die Telefonseelsorge an (Tel. 0800 111 0 111), dort hören Ihnen kompetente Gesprächspartner zu und können oft den größten Druck etwas entlasten.

Damit sind alle 'Ratschläge', die ich Ihnen geben kann, wiederum daran gebunden, daß Sie Kontakt zu einer entsprechenden Person aufnehmen. Das kann ich Ihnen leider nicht abnehmen, wobei es Ihnen natürlich freisteht, zur Vorbereitung einer solchen Arbeit zuerst online mit einem Therapeuten zu arbeiten.

Sie schaffen es, sich online gut und verständlich mitzuteilen, das, was Sie im Augenblick noch daran hindert, dies in direkten Gesprächen zu tun, sollte jetzt im Zentrum Ihres Interesses stehen. Ich vertraue darauf, daß Sie noch viele Facetten an sich selbst entdecken werden!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen dank für die schnelle Antwort. Ich werde ihren rat beherzigen.

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