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Seit meinem Ruhestand bin ich antriebslos - was ist da los?

Rudolf (m, 65) aus Wien: Guten Tag. Bin einigermaßen gesund (niedriger Blutdruck) und optimistisch. Doch seit dem Ruhestand kristallisiert sich ein Symptom heraus, daß früher durch Arbeitswelt und Familie überdeckt war: Ich möchte das Bett, auch wenn ich munter bin, nicht verlassen. Ich döse und genieße dies, nur Blase, Hunger oder ein wichtiger Termin treibt mich aus dem Bett. Erst am Nachmittag werde ich aktiv, habe eine Fülle von Plänen und Projekten und für alles zu wenig Zeit. Auch wenn ich mir für den nächsten Morgen etwas vornehme, gelingt dies nicht. Nach dem Aufwachen habe ich die totale Bedürfnislosigkeit (fast buddhistisch) alles ist unwichtig.
Trotzdem würde ich gerne nach dem Aufstehen einen klaren Kopf haben und unternehmungslustig sein.
Ein Arzt meinte, ich sei depressiv- was ich nicht glaube; Kaffee, Duschen, Morgensport und andere Tips haben nicht geholfen. Zu den meisten Aktionen kann ich mich ja nicht aufraffen.
Erwähnen möchte ich noch, daß ich immer genügend Schlaf habe und als ich noch arbeitete, oft nur 4-5 Stunden Schlaf hatte und danach noch fitter war als jetzt nach 8 Stunden oder mehr.
Freundliche Grüße

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Rudolf,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Vertrauen.

Sie schreiben von Antriebslosigkeit, besonders am Morgen und von Ihren - bisher erfolglosen – Versuchen, dagegen etwas zu unternehmen. Sie schreiben auch, dass Ihr Arzt eine Depression vermutet, was Sie jedoch bestreiten. Eine Diagnose aus der Ferne ist nicht möglich, dennoch lassen die von Ihnen beschriebenen Symptome, die Antriebsschwäche besonders am Morgen und die erfolglosen Versuche, sich dagegen aufzulehen, eine depressive Verstimmung vermuten. Schlafentzug – den Sie während Ihres Arbeitslebens zumindest im Gegensatz zum jetzigen Schlafpensum hatten – wirkt sich bei Depressionen positiv aus, d.h. er hilft, die Depressionen zu überwinden. Das würde erklären, weshalb es Ihnen mit nur 4-5 Stunden Schlaf besser ging.

Ich frage mich jedoch, weshalb Sie eine Depression derart kategorisch ausschliessen. Vielleicht ist es Ihnen unangenehm, den Begriff oder die Vorstellung, die Sie von dieser Krankheit haben, mit Ihrem Selbstbild in Einklang zu bringen? Das kann ich gut verstehen, das geht vielen Menschen ganz ähnlich. Wir alle haben meist ein klares Bild, welches wir mit dem Begriff Depression verbinden, dennoch ist jede depressive Erkrankung so individuell wie der Mensch, welcher unter ihr leidet. Vielleicht haben Sie eine leichte depressive Verstimmung, vielleicht haben Sie den Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand noch nicht ganz vollzogen, das braucht Zeit und ist kein leichter Prozess, denn es ist ein großer Schritt.

Ich empfehle Ihnen, mit Ihrem Arzt zu sprechen, sich erneut auf eine depressive Verstimmung hin untersuchen zu lassen und dann eine begleitende Psychotherapie oder psychologische Beratung wahrzunehmen. Dort können Sie Methoden erlernen, die Ihnen helfen, Ihre Antriebslosigkeit zu überwinden und Sie können Ursachenforschung betreiben und versuchen, neue Wege zu finden, mit denen es Ihnen besser geht.

Nehmen Sie sich bei der Suche eines Therapeuten Zeit und schauen Sie gut, dass Sie sich wohl und aufgehoben fühlen. Sie haben das Recht (in Deutschland – in der österreichischen Gesetzgebung kenne ich mich leider nicht aus), sich bis zu fünf verschiedene Therapeuten anzusehen, bevor Sie sich für einen Therapeuten entscheiden. Falls Sie nicht mit Ihrem Hausarzt sprechen möchten, können Sie auch direkt einen Psychotherapeuten aufsuchen.

Falls Sie keine krankenkassenfinanzierte Psychotherapie wahrnehmen möchten, dann nutzen Sie vielleicht einige Stunden psychologische Beratung bei einem privaten Berater oder Psychotherapeuten.

Ich hoffe, meine Anregungen sind hilfreich für Sie.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft und Schwung, um Ihre zahlreichen Pläne und Projekte umzusetzen!

Mit herzlichem Gruß,

Frauke Dobek
Dipl.- Ehe-, Familien- und Lebensberaterin
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die Antwort, werde demnächst mit meinem Arzt sprechen





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