Schlaflosigkeit, Albträume und Panik
Jojo (w, 20) aus Frankfurt am Main : Hallo, seit etwa 3 Monaten habe ich extreme Einschlafprobleme und bin in letzter Zeit öfter mal aufgewacht und wusste minutenlang nicht, ob ich mich im Traum befinde oder ob es Realität ist. Dabei habe ich totale Angst, weil ich nicht weiß, wo ich mich befinde und es so dunkel ist, dass ich nichts sehen kann.
Heute hat mir mein Freund, mit dem ich zusammen wohne, erzählt, gestern Nacht hätte ich sogar herumgeschrien 'ich will hier nicht bleiben' und ihn geschlagen, dabei bin ich doch total glücklich mit ihm?! Vielleicht können Sie mir weiterhelfen oder haben eine Erklärung dafür. Tipps gegen Probleme beim Einschlafen wären ebenfalls sehr hilfreich. Ich wäre Ihnen dafür sehr dankbar.
Heute hat mir mein Freund, mit dem ich zusammen wohne, erzählt, gestern Nacht hätte ich sogar herumgeschrien 'ich will hier nicht bleiben' und ihn geschlagen, dabei bin ich doch total glücklich mit ihm?! Vielleicht können Sie mir weiterhelfen oder haben eine Erklärung dafür. Tipps gegen Probleme beim Einschlafen wären ebenfalls sehr hilfreich. Ich wäre Ihnen dafür sehr dankbar.
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Jojo,danke für Ihre Zuschrift und die Beschreibung Ihrer Situation! Das, was Sie beschreiben, klingt sehr nach dem sogenannten 'Pavor nocturnus', eine Schlafstörung, die häufig bei kleineren Kindern auftritt, aber ziemlich genau Ihrer Symptomatik entspricht.
Dabei wacht die Person meist in der ersten Nachthälfte auf und erlebt Panikattacken (Angst, Schreien, Weinen, Zittern etc.), an die sie sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern kann. Auch ist es schwierig, die betroffene Person zu beruhigen, was oftmals nicht oder nur unter großen Mühen gelingt.
Der Angst- oder Albtraum hingegen tritt typischerweise in den frühen Morgenstunden (Leichtschlafphase) auf und kann oft - zumindest partiell - erinnert werden. Natürlich können sich die Phänomene auch mischen oder individuelle Besonderheiten aufweisen.
Was nun der Charakter des Traumes ist, darüber gehen die Expertenmeinungen weit auseinander. Die Neurobiologie geht im großen und ganzen von einer 'einfachen biochemischen Reaktion' aus und mißt solchen Phänomenen einen rein körperlichen Wert bei. Die Tiefenpsychologie hingegen ist davon überzeugt, daß in allen (!) Träumen ein Sinngehalt steckt, der auf therapeutischem Wege im Gespräch tendenziell aufgedeckt und entschlüsselt werden kann. Welcher Sichtweise Sie eher zuneigen, bleibt Ihnen überlassen.
Dahingehend gestalten sich auch mögliche Interventionen: Untersuchungen in Schlaflabors werden eher selten durchgeführt, der Aufwand ist groß, der praktische Nutzen eher begrenzt. Wenn Sie Ihre Träume in einen Lebenszusammenhang stellen (wollen), was Sie ansatzweise mit der Beschreibung Ihrer Partnersituation bereits tun, empfehle ich Ihnen die Aufarbeitung der Träume mit einem psychodynamisch/tiefenpsychologisch orientierten Therapeuten.
Was Ihre Einschlafprobleme betrifft, gilt die sogenannte 'Schlafhygiene': über einen längeren Zeitraum täglich zur selben Zeit schlafen gehen (z. B. 22.00 Uhr), zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr essen (davor möglichst leicht Verdauliches), keine optischen Medien (Fernsehen, PC), Kontrolle der Schlafgelegenheit (Temperatur, Geräuschpegel, Matratzenfestigkeit etc.), Erlernung von Entspannungstrainings (Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation). Erst, wenn all diese Maßnahmen im Verbund über einen längeren Zeitraum (1 Monat) keine Verbesserungen bringen, sollte an eine ärztliche Untersuchung gedacht werden.
Wenn Sie nachts aufwachen (ohne Panikattacke), zwingen Sie sich nicht, im Bett liegenzubleiben, sondern stehen auf und lesen ein Buch (das kann durchaus langweilig sein...), bis Sie das Bedürfnis nach Schlaf verspüren.
Medikationen zur Schlafverbesserung sind mit größter Vorsicht zu genießen, da je nach Medikament (Benzodiazepine) schnell eine Abhängigkeit entstehen kann. Versuchen Sie es z. B. mit Baldrian oder Fencheltee, Hausmittel zur Beruhigung.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
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Hilfreiche Erklärung und gute Tipps! Vielen Dank!!





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