Misstrauen belastet unsere Familie - was kann ich tun?
Emma (w, 19) aus Heidelberg: Wie soll ich mit dem Streit meiner Eltern umgehen?
Hallo,
es geht um folgendes Problem zwischen meinen Eltern, das Ihre Beziehung seit Jahren belastet.
Mein Vater wirft meiner Mutter vor, vor 20 Jahren mit dem Mann seiner Verwandten („Martin“) vor seinen Augen geflirtet zu haben. Seither kann er diesen nicht mehr leiden. Meine Mutter hat zugegeben, dass sie sich mit Martin auf freundschaftlicher Ebene schon immer gut verstanden hat, aber eben auch nicht mehr.
Mein Vater will das nicht glauben. Obwohl er immer so tut, als wäre das Thema passé, kann er gewisse Andeutungen nicht unterlassen und fühlt sich hintergangen. Das Ganze geht soweit, dass meine Mutter unsere Verwandten nicht mehr besuchen will, weil sie die seltsame Atmosphäre zwischen meinem Vater, ihr und Martin nicht aushält.
Die Beziehung zwischen meinen Eltern leidet sehr stark unter dem Misstrauen und den Vorwürfen. Meine Mutter ist deshalb auch schon einige Male in Tränen ausgebrochen.
Da ich selber nicht dabei war, kann ich nicht beurteilen, ob es sich wirklich um 'Flirten' gehandelt hat oder es lediglich eine Frage der Wahrnehmung ist.
Aber selbst wenn es so war, waren doch die Fronten ganz klar abgesteckt und so ein offensichtlicher und harmloser Flirt, sollte doch auch unter freundschaftlichen, symphatiebekundenden Aspekten zu sehen sein.
Langsam ist es auch lächerlich, da meine Eltern mittlerweile um die 50 Jahre alt sind.
Was kann ich tun?
Danke im Voraus für Ihre Hilfe.
Ratlos,
Emma
Hallo,
es geht um folgendes Problem zwischen meinen Eltern, das Ihre Beziehung seit Jahren belastet.
Mein Vater wirft meiner Mutter vor, vor 20 Jahren mit dem Mann seiner Verwandten („Martin“) vor seinen Augen geflirtet zu haben. Seither kann er diesen nicht mehr leiden. Meine Mutter hat zugegeben, dass sie sich mit Martin auf freundschaftlicher Ebene schon immer gut verstanden hat, aber eben auch nicht mehr.
Mein Vater will das nicht glauben. Obwohl er immer so tut, als wäre das Thema passé, kann er gewisse Andeutungen nicht unterlassen und fühlt sich hintergangen. Das Ganze geht soweit, dass meine Mutter unsere Verwandten nicht mehr besuchen will, weil sie die seltsame Atmosphäre zwischen meinem Vater, ihr und Martin nicht aushält.
Die Beziehung zwischen meinen Eltern leidet sehr stark unter dem Misstrauen und den Vorwürfen. Meine Mutter ist deshalb auch schon einige Male in Tränen ausgebrochen.
Da ich selber nicht dabei war, kann ich nicht beurteilen, ob es sich wirklich um 'Flirten' gehandelt hat oder es lediglich eine Frage der Wahrnehmung ist.
Aber selbst wenn es so war, waren doch die Fronten ganz klar abgesteckt und so ein offensichtlicher und harmloser Flirt, sollte doch auch unter freundschaftlichen, symphatiebekundenden Aspekten zu sehen sein.
Langsam ist es auch lächerlich, da meine Eltern mittlerweile um die 50 Jahre alt sind.
Was kann ich tun?
Danke im Voraus für Ihre Hilfe.
Ratlos,
Emma
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Emma,vielen Dank für Ihr Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.
Ja, das kann ich gut verstehen, dass diese familiäre Situation für Sie belastend ist.
Erst einmal ein Lob an Sie: Sie zeigen viel Verständnis und sehen die Situation deutlich relistischer als Ihre Eltern. Am Beispiel Ihres Vaters erkennen Sie, wie unangemessen sich Erwachsene verhalten können.
So, wie Sie die Situation schildern, drückt sich im Verhalten Ihres Vaters ganz typischerweise eine Bindungsverletzung aus, die er selbst in seiner eigenen Kindheit erfahren hat. Dies macht es ihm heute unmöglich, die von Ihnen beschriebene Situation adequat einzuschätzen und auf eine reife und erwachsene Weise darauf zu reagieren. Dies wäre z.B., sich darüber zu freuen, dass Ihre Mutter ein so gutes Verhältnis zu diesem Verwandten pflegt und möglicherweise sogar daran teilzuhaben. Denn, mit um so mehr Menschen wir in guten Beziehungen stehen, umso schöner und lebendiger gestaltet sich unser aller Leben. Man nennt das Harmonie.
Bei Ihrem Vater aber zeigt sich, dass er verletzt, eifersüchtig und nachtragend vorwufsvoll reagiert. Er erlebt diese Situation als Bedrohung für die Beziehung zu Ihrer Mutter. Sein Vertrauen ist massiv und nachhaltig gestört. Ohne erkennen zu können, wie schädlich sein Verhalten für Ihr Familienleben, für die Beziehung zu Ihrer Mutter und für Sie als Tochter ist, kann er davon nicht ablassen. Das sehe ich leider sehr oft in meiner Praxis. Solange Ihr Vater dies nicht erkennt, und das kann leider niemand beeinflussen, wird er sicher nicht davon ablassen können.
Ihren Vater schmerzt diese Situation so sehr, weil sie alte Verletzungen und emotionale Schmerzen aus seiner Kindheit wieder wachruft. Leider läuft das alles unbewusst ab, so dass die Betroffenen glauben, dass der Schmerz, den sie jetzt fühlen, zur heutigen Situation gehört. In Wirklichkeit aber erinnert die heutige Situation nur an einen längst erlebten Schmerz aus der Kindheit, und ruft diesen wieder hervor. Das heutige Verhalten Ihres Vaters wird von den Schmerzen seiner Kindheit bestimmt und er kann dies in der Tat nicht ändern. Für ihn wäre der einzige Weg da raus zu kommen, eine entsprechende, bindungsbasierte Therapie zu machen, wie beispielsweise NARM. Hinweise dazu finden Sie auf meiner Webseite. Es muss Ihnen aber klar sein, dass Sie oder Ihre Mutter dies letztlich nicht einfordern können.
Ihre Mutter unterstützt das dysfunktionale Verhalten Ihres Vaters, indem Sie ihn nicht eindeutig in seine Schranken weist und seinen Vorwürfen und Anmerkungen etwas entgegensetzt. Sie scheint nicht in der Lage zu sein, Ihrem Vater aufzuzeigen, dass sie nicht gewillt ist, mit seinen Vorwürfen, Einschränkungen und Sticheleien zu leben. Dies würde eine gehörige Portion Selbstvertrauen, Mut und Kraft erfordern, über die Ihre Mutter bisher wohl nicht verfügt. Wir sprechen daher von coabhängigem Verhalten. Im Grunde läßt Ihre Mutter es zu, dass Ihr Vater die Stimmung vergiftet und dass alle mit gewissen Einschränkungen leben müssen. Auch Ihrer Mutter könnten ein paar Sitzungen helfen, sie in eine erwachsenere Haltung zu bringen, die es ihr ermöglicht, Ihrem Vater gegenüber klare Grenzen zu setzen.
Wie Sie ganz richtig sagen, mit 50 Jahren wirkt es langsam lächerlich, wenn man sich derart verhält. Vor allem aber, und das ist aus meiner Sicht noch viel schlimmer, verhindert es die Möglichkeit, dass beide Ihrer Eltern die Liebe, die sie im Grunde ihrer Herzen füreinander empfinden, vollständig und ungestört fühlen, darauf vertrauen und sich daran erfreuen können. Und gerade jetzt, wenn sie älter werden, sollten beide im eigenen Interesse dafür sorgen, dass sie diese Harmonie noch erleben dürfen.
Das alles für Sie, damit Sie eine Orientierung haben. Sie können und sollten nichts für Ihre Eltern tun. Das ist nicht Ihre Aufgabe. Sie können signalisieren, dass Sie der Meinung sind, Ihre Eltern sollten sich endlich selbst um Harmonie und Vertrauen in ihrer Beziehung kümmern. Sie können ihnen taktvoll zeigen, dass Sie dieses Verhalten als unreif und lächerlich empfinden, und sich davon distanzieren. In diesem Fall sind Ihre Eltern leider eingeschränkt in ihren Fähigkeiten, Ihnen ein reifes Vorbild zu sein. Das ist leider typisch dafür, wie Bindungsverletzungen und Bindungstraumatisierungen an die nächste Generation weitergegeben werden. Dennoch möchte ich auch anmerken, dass Ihre beiden Eltern sicher auch vieles gut und richtig gemacht haben, denn sonst hätten Sie nicht diese Ressourcen und könnten nicht auf diese Weise mit dem Thema umgehen.
Aus meiner Sicht wäre es für Sie das Beste, bei Ihrer Wahrnehmung zu bleiben, und sich vom eher kindisch anmutendem Verhalten Ihrer Eltern zu distanzieren. Es ist leider ein Fakt, mit dem wir uns abfinden müssen: ohne Erkenntnis keine Veränderung zum Guten. Wenn Sie mehr über Bindungsverletzungen erfahren möchten, dann schauen Sie in meinen YouTube Kanal TRAUNA THERAPIE
https://www.youtube.com/channel/UC3t4Gp8DPR2rb7Cf44a4Wzg.
Hier poste ich jeden Mittwoch ein neues Video zum Thema „Heilsamer Umgang mit Bindungsverletzungen“. Beachten Sie dort auch in die Playlists, in denen Sie Videos von anderen rund um's Thema finden.
Ansonsten empfehle ich Ihnen, sich auf Ihr eigenes Leben und Wohlergehen zu konzentrieren. Sollten Sie bemerken, dass Ihre Fähigkeiten, das Leben voll zu leben, eingeschränkt sind, schließen Sie eine gute private Zusatzversicherung mit Heilpraktikertarif ab, damit Sie, sollten Sie sich einmal professionelle Unterstützung angedeihen lassen wollen, dies auch finanzieren können.
Ich hoffe, meine Empfehlungen helfen Ihnen weiter, und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft!
Ihre Marion Weber
Ich feue mich, wenn Sie diese Antwort mit nur wenigen Klicks bewerten. Danke! ;)
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