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Meine Tochter will zu meinem geschiedenen Mann ziehen, ich fühle mich so schuldig

nicole (w, 32) aus hamburg: hallo,
habe mich vor drei Jahren von meinem Mann getrennt. meine beiden Töchter haben die Scheidung gut verkraftet und leben seit der Trennung bei mir und meinem neuen Partner. Vor kurzem sind wir umgezogen, unsere Große musste deshalb die Schule wechseln. Alle zwei Wochenenden sind die Kinder bei ihrem Vater und eigentlich hieß es immer 'wir sind froh wenn wir dort nicht mehr hin müssen'. Allerdings hat meine große (8 jahre) mir gestern gestanden, dass sie gerne zu ihrem Vater und seiner neuen Partnerin ziehen möchte. Sie hat diese Gedanken seit ca 4 Wochen, hat sie aber nicht geäußert, um mich nicht zu verletzen. Sie sagt, bei uns ist es stressiger. Jetzt habe ich angst, dass die Entscheidung, mich zu trennen, nicht richtig war- für mich schon, aber ich denke, sie hat es nicht verkraftet. Was kann ich tun, bin total fertig und fühle mich schuldig. Meine Tochter sagt: Wenn ihr euch nicht getrennt hättet, müsste ich mich nicht für einen entscheiden.
Bin für jede Antwort dankbar!
Nicole

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nicole,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Eine Situation, in die wohl alle geschiedenen Eltern einmal oder öfter geraten: War meine Entscheidung das Richtige für meine Kinder?

Sie reflektieren sich gut selbst, stellen fest, dass Ihre Mädchen die Trennung soweit gepackt haben und Sie haben einen neuen Partner gefunden, mit dem Sie sich verstehen.

Ihre ältere Tochter war bei der Scheidung 5 Jahre alt, nun sind drei Jahre vergangen, sie ist älter und verständiger geworden und sieht nun Dinge anders und auch klarer. Sie stellt fest, ach ja, beim Papa ist es auch nicht schlecht, dort habe ich weniger Stress.
Da könnte ich jetzt mal hinziehen und sehen, wie es mir geht. Natürlich ist es eine für Sie heftige Aussage Ihres Kindes, wenn Sie sich nicht getrennt hätten, müsste sie sich nicht entscheiden. Das ist aber die Sicht der Dinge aus Kinderwarte und heißt deswegen nicht, dass Ihre Entscheidung falsch war. Sie haben ja für sich entschieden, klar, dass es die Kinder immer mit betrifft, aber unglückliche Eltern in einer unglücklichen Ehe sind nicht besser, als sich in Anstand zu trennen. Eine schmerzliche Erfahrung, die Ihre Kinder machen, dass die Verlässlichkeit vermeintlich sicherer Verhältnisse nicht immer so gegeben ist, wie sie erscheint. Hinzu kommt der Umzug und der Schulwechsel, beides bedeutet wieder ein Aufgeben von Vertrautheit und Sicherheit hin in eine neue Umgebung. Würde ihre Tochter an der Schule bleiben können, wenn sie zum Vater zieht?

Wichtig ist, dass beide Eltern weiterhin nach der Trennung für die Kinder da sind und das ist, soweit ich das beurteilen kann, bei Ihnen der Fall. Ich lese auch eine mögliche Angst hinter Ihrer Aussage, dass Sie vielleicht nach Meinung des Kindes nicht mehr gut genug als Mutter sind und nun 'ausgedient' haben. Das ist nur eine Idee von mir, wenn es nichts in Ihnen berührt, dann weg damit. Vielleicht sprechen Sie mit Ihrer Tochter einmal darüber, wie sie Sie sieht und dass die Trennung für Sie richtig war. Kinder hoffen immer, dass die Eltern wieder zusammen kommen, sagen Sie ihr offen, dass das nicht mehr sein wird, so leid es Ihnen auch tut.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie für Ihre Tochter eine Therapie in Erwägung ziehen. Eine Spieltherapie, in der Verlust- und Verlassensängste entsprechend gewürdigt und bearbeitet werden können. Das erfordert auch Ihre und des Vaters Mitarbeit, könnte helfen, die Situation für alle Beteiligten zu klären. Ganz praktisch gesehen, könnten Sie mit Ihrem geschiedenen Mann vereinbaren, dass Ihre Tochter die Woche erst einmal teilt, d.h. drei Tage bei Ihnen, vier Tage bei ihm und umgekehrt verbringt. Das gibt ihr die Möglichkeit, einmal zu testen ob der Wunsch dann immer noch so drängend ist und wie sich so ein Alltag anfühlt. Dann könnten die Wochen gewechselt werden und so ein behutsames Hinführen auf den Wohnungswechsel statt finden, falls er dann überhaupt noch gewünscht wird.

Wenn Ihre Schuldgefühle sich nicht ändern, dann wären auch für Sie einige klärende Gespräche ganz hilfreich bei einem/r Lebensberater/in oder Therapeut/in. Entscheidungen, die wir treffen, ziehen immer Kreise, so wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird. Allen ist nicht recht getan, wichtig ist, dass Sie hinter Ihrer Entscheidung stehen und sich damit gut fühlen!

Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft für alles, was kommt!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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