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Meine Schwester hat gerade wieder einen Selbstmordversuch begangen!

Josephine (w, 23) aus Nürnberg:

Meine Schwester hat gerade wieder einen Selbstmordversuch begangen!

Halo, liebe Psychotherapeuten!
Ich fühle mich hilflos. Meine Schwester hat grad WIEDER versucht sich umzubringen, zum gefühlten 10. Male. Das geht seit 5 Jahren so und ich leb in der ständigen Angst sie zu verlieren!

Auf meine Frage: „Sag mir was du brauchst, wie kann ich dir helfen?“ kam bloß „Weiß nicht.“ zurück. Kann ich denn wirklich gar nichts tun? Wie soll ich richtig reagieren damit sie merkt, dass sie so etwas NICHT machen muss, um Aufmerksamkeit zu bekommen?? Und wieso erzählt sie mir dann immer wieder von ihren Suizidgedanken?

Es ist für mich kaum noch zu ertragen, da sich auch meine Mutter umgebracht hat. Ich hab das Gefühl sie nutzt das schamlos aus. Aber ich kann doch auch nicht nicht reagieren, wenn sie sich wieder die Pulsadern aufschneidet?? Bitte geben Sie mir Tipps wie ich mit ihr umgehen soll!

Noch ein paar Hintergrundinfos: Meine Schwester ist 24 und hat Boarderline/Bulimie ist Alkohol- und Drogenabhängig. Sie hat 3 stationäre Therapien hinter sich und alle nach ein paar Monaten abgebrochen. Auch mit Heroin hätte sie Erfahrung, sei aber auf keinen Fall abhängig. Ich weiß aber nicht, was ich davon glauben kann!

Ich bin 23 und studiere leider in einer 5 Stunden entfernten Stadt, deshalb bin ich auch gerade im Zwiespalt, ob ich trotz des Semesterbeginns nach Hause fahren sollte?

Vielen Dank für euren Rat und eure Hilfe!! Josephine

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo liebe, ratlose Josephine!
Vielen Dank, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden Familiensituation zu zeigen.

Sie haben das Problem mit Ihrer Schwester - in schreibtechnisch und stilistisch hervorragender Güte - sehr glaubwürdig und lebensnah beschrieben. Seit vielen Jahren sind Sie damit im höchsten Maße belastet, fühlen sich verantwortlich, tun Ihr Bestes, aber müssen trotzdem Erkennen, daß Sie dem selbstzerstörerischen Verhalten Ihrer Schwester letztlich hilflos ausgeliefert sind!

Das muß sich unbedingt ändern, weil Ihre Schwester es – nach meinem Gefühl – unbewußt darauf angelegt hat, auch Sie in Ihre seelischen Abgründe mit hinein zu ziehen und dabei ist, Ihre sich anbahnende, gute berufliche Laufbahn und letztlich auch Ihr Lebensglück zu erstören, wenn das noch lange so weiter geht!

Offensichtlich begegnen sich hier zwei Extreme: Hier die lebensmüde und verzweifelte „Pechmarie“ mit einer erfolglosen psychiatrischen Karriere – und dort die eloquente, erfolgreich studierende und liebevoll besorgte Schwester „Goldmarie“ im fernen Studienort, der die Welt mit Ihren Schätzen und Glückserlebnissen offen steht!

Diese systemische Verstrickung sollte nicht unbeachtet bleiben, zumal Sie sich ja immer wieder, in erschreckend hilflose Weise, in die dunklen seelische Befindlichkeiten Ihrer unglücklichen Schwester mit hinein gezogen fühlen, ohne wirklich helfen zu können!

Hier bedarf es Ihrerseits eines klaren Entschlusses, nach dem Motto: Konkrete Hilfe ja, seelische Belastung und Bedrückung NEIN! Wenn also keine konkrete, materielle Hilfe möglich scheint, dann sollten Sie unbedingt auf kommunikativen und seelischen Abstand gehen, um Ihr eigenen Lebensglück nicht zu gefährden, für das Sie ganz allein verantwortlich sind. Denn auf sein Lebensglück zu verzichten, hieße sein Leben zu verfehlen!

Langer Rede kurzer Sinn: Trennen Sie sich, nach den langen Jahren des vergeblichen, aufopfernden Mitleides – gefühlsmäßig vom Leid und den Einflüsterungen Ihrer Schwester und gehen Sie mit aller Kraft Ihren Weg ins Leben! Unterbrechen Sie auf keinen Fall Ihre Studium, wenn zu Hause die materielle Versorgung Ihrer Schwester sicher gestellt ist und hören Sie vor allem auf, die Vertraute und der seelische Mülleimer Ihrer Schwester zu sein!

Liebe Josephine, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei dem jetzt so notwendigen Abgrenzung zum Leid Ihrer Schwester, damit Ihr Lebenskompaß endlich dauerhaft und beständig in Richtung echter, unbeschwerter Lebensfreude zeigt! Auf Wunsch stehe ich Ihnen dabei auch weiterhin gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Für heute grüße ich Sie sehr herzlich als Ihr Lebensberater

Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychotherapie
* Rainerjg@T-Online.de * WWW.Rainer-JGS.de *
D-94360 Mitterfels - Burgstr. 7 - Tel. 09961/7255

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Online-Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonische – auch zu ungewöhnlichen Zeiten – gerne direkt an mich wenden: Tel. 09961/7255. Das Erstgespräch ist kostenlos und unverbindlich!

*W*i*c*h*t*i*g* - Vergessen Sie bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Ein großes Dankeschön an Dipl. Psychologe Rainer J. D. Schmidt, der sich die Zeit für eine hilfreiche und ausführliche Antwort genommen hat.

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