Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Meine Eltern akzeptieren meinen Freund nicht, drohen mit Geldentzug und Rauswurf

lili (w, 20) aus Passau: Hallo liebes Psychomedateam,
meine Eltern wollen nicht akzeptieren das ich erwachsen bin. Sie finanzieren momentan mein Studium und das ist ihr Druckmittel. Vor 3 Jahren hab ich mich verliebt in einen liebevollen Mann. Das Problem war seine andere Religion, seine Eltern stammen aus dem nahen Osten. Seine Eltern haben kein Problem damit, dass ich als anders Gläubige mit ihrem Sohn zusammen bin. Wir können uns beide eine Zukunft vorstellen und haben auch schon Pläne gemacht. Aber das Problem sind meine Eltern. Als sie erfahren haben, dass ich mit ihm zusammen bin (ich war 17) haben sie mich gezwungen, den Kontakt abzubrechen und Schluss zu machen, sonst werfen sie mich raus. Ich habe es natürlich getan. Die Liebe zu meinem Freund war aber zu groß, wir haben uns seitdem heimlich getroffen. Meine Eltern wissen nichts, aber sie haben ihre Meinung auch nicht geändert. Ich habe angst es ihnen zu sagen. Ich werde dann wohl rausgeschmissen und bekomme dann kein Geld mehr. Was ich will interessiert sie nicht. Immerhin bin ich schon fast 20 und werde behandelt wie ein Kind und darf nichts tun, ohne dass mir gedroht wird das ich kein Geld mehr bekomme oder rausgeworfen werde, nicht mehr zur Familie gehöre usw. Ich möchte meinen Freund nicht verlieren. Meine konkrete Frage ist, wie ich am besten vorgehen soll, meinen Eltern klar zu machen, dass es mein Leben ist und ich erwachsen genug bin, selber zu entscheiden wen ich liebe. (Bezugspersonen nicht vorhanden)

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe lili,

danke für Ihre Anfrage.

Ich versuche einmal, Ihre Schilderung etwas aufzudröseln. Sie erleben Ihre Eltern als sehr restriktiv, als bestimmend über Sie und Ihr Leben, darüber, wen Sie lieben dürfen.

Sie sind aber erwachsen und wollen sich berechtigterweise nicht mehr hineinreden lassen. Nun benutzen Ihre Eltern die Finanzierung Ihrer Ausbildung als Druckmittel, um Sie nach ihren Wünschen umzustimmen.

Rein rechtlich gesehen, ist das nicht so einfach, Ihnen die notwendigen Mittel für die erste Ausbildung zu entziehen, denn Eltern sind verpflichtet, eine Ihren Neigungen entsprechende Ausbildung zu bezahlen, Sie müssen dagegen zügig Ihr Studium absolvieren. So weit so gut, Sie könnten also ausziehen und den Unterhalt einklagen. Die Frage ist nur, muss es soweit kommen?

Kann es sein, dass Ihre Eltern sich einfach Sorgen machen um Sie, dass sie die Gefahren sehen, die sich ergeben können, und ich schreibe nur 'können', wenn sich unterschiedliche Kulturkreise vermischen? Sie sind, so höre ich heraus, wohl das einzige Kind und um so größer ist die Sorge Ihrer Eltern.

Freileich wäre es gut, wenn Ihre Eltern Ihren Freund erst einmal kennen lernen und sich ein eigenes Bild machen würden, statt in Bausch und Bogen alles vorab zu verurteilen und den Weg der Drohung einzuschlagen. Das zeigt meines Erachtens aber auch, dass Ihre Eltern sich hilflos fühlen und nicht wissen, was sie tun sollen in ihrer Angst und Besorgnis.

Versuchen Sie, den Stier bei den Hörnern zu packen und gehen Sie in die Offenheit. Erzählen Sie den Eltern was ist, auch wenn Sie den Krach scheuen, der wohl kommen wird. Ich verstehe Sie gut, doch ich denke, Mut zur Ehrlichkeit kann helfen. Bitten Sie sie dann, einem gemeinsamen Treffen zuzustimmen und sich ein eignes Bild zu machen. Sollte das alles nichts nützen, dann bleibt Ihnen immer noch der Weg, auszuziehen und auf Distanz zu gehen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, mit einem Studentenjob eigenes Geld zu verdienen und somit die Ernsthaftigkeit Ihrer Absicht und Konsequenz deutlich zu machen.

Sie würden sich aus der Abhängigkeit befreien, was natürlich unbequemer ist als das bisherige Leben. Doch sie gewinnen Eigenständigkeit in Ihren Entscheidungen. Denken Sie gut darüber nach, was Sie wirklich wollen, ob es nicht vielleicht auch etwas Trotz ist, der Sie treibt, denn Verbotenes ist reizvoller als Erlaubtes und ob Ihre Eltern wirklich so schlimm reagieren, wie Sie befürchten.

Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft, sowie Durchhaltevermögen und eine gedeihliche Entwicklung, wie auch immer die ausfallen wird!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie
Weltliche Rednerin für Trauerfeiern und Hochzeiten
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank!





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter