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Mein Mann und meine Mutter geraten immer wieder aneinander

Julia (w, 33) aus Oberbayern: Meine Mama (61 bayerisch bürgerlich) kommt mit meinem Mann, 41 aus Niedersachsen eher arm, nicht aus. Er verdient nicht genug, um uns zu ernähren (Rechtsanwalt, gibt immer Monate, die nicht gut laufen, sodass er kaum die Kosten decken kann), ist handwerklich nicht geschickt genug ...

Solange sie sich selten sehen, geht es solala, aber nun betreut meine Mutter unsere Tochter, während ich arbeite. Da sie weiter weg wohnt, übernachtet sie bei uns. Regelmäßig eskaliert die Situation. ZB, ob unsere Tochter Marmelade (Süßkram ungesund, Mann) oder Wurst (nur Dreck drin, Mama) frühstückt oder in Erziehungsfragen. Ich stehe dazwischen, meine Mama schimpft über meinen Mann (wenn wir alleine sind), mein Mann beschwert sich, dass meine Mama ihn nicht leiden kann und er in ihren Augen nichts gilt. Ich kann und will für keinen Partei ergreifen, ich denke, beide müssten sich aufeinander zubewegen.

Mein Mann entschuldigt sich auch öfters bei meiner Mutter (mir zuliebe), aber das tut sie mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. Viele Charakterzüge, die er zeigt, hat er nicht, wenn wir alleine sind ('Ihr könnt mich doch alle am Arsch lecken', Treten gegen Geschirrspülmaschine, weil er sich den Finger geklemmt hat). Sowas passiert nur, wenn meine Mama da ist. So bekommt sie auch nur die negativen Seiten mit. Kann man das Verhältnis verbessern oder muss ich darauf achten, dass die beiden sich möglichst selten sehen und die Streits aushalten (was mir schwerfällt, weil ich damit nicht gut umgehen kann)?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Julia,

das ist in der Tat eine richtige Zwickmühle, in der Sie stecken und trotzdem wirft Ihr Anliegen einige Fragen und Überlegungen bei mir auf.

Wessen Meinung ist denn das, Ihr Mann eher arm und handwerklich nicht besonders geschickt? Die Ihrer Mama oder Ihre? Oder wurde sie vielleicht Ihre? Denn Sie haben ihn geheiratet, also hat er doch mehr Facetten, als nur die genannten?

Zuerst einmal, Sie müssen nicht dafür sorgen, dass die beiden sich nicht streiten, aber so wie ich das enmpfinde, spielt die große Nähe schon eine ziemliche Rolle. Sie schreiben, Ihr Mann zeigt in Anwesenheit der Mutter Verhaltensweisen, die Sie so an ihm nicht kennen. Das deutet darauf hin, dass er unter der Situation sehr leidet und vor allem, er bietet Ihnen allen den Götz von Berlichingen, das kann heissen, er fühlt sich von Ihnen 'verraten' und von niemandem respektiert, würde am liebsten abhauen.

Nun ist ja das Dilemma die Betreuung Ihrer Tochter, da brauchen Sie die Mutter. Gibt es eine andere Möglichkeit der Betreuung? Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nämlich schon der Meinung, dass Sie Partei ergreifen sollten und zwar für Ihren Mann. Sie trauen sich vermutlich nicht, da Ihre Mutter sonst von der Betreuung abspringt. Wie gesagt, eine Alternative zu finden, könnte sehr zur Entschärfung beitragen. Aber, und das erscheint mir wichtig im Hinblick auf Ihre weitere Partnerschaft, es ist notwendig, dass Sie wirklich zu Ihrem Mann stehen und die Mutter in ihre Grenzen weisen. Natürlich ist es schön und erstrebenswert, das Kind nicht in einer Krippe unterzubringen, sondern lieber der Oma zu geben, aber nicht um diesen Preis. Sie sind die Eltern und haben den Sorge- und Erziehungsauftrag, Omas können Enkel schon mal verwöhnen, sollten sich aber im übrigen aus der Paargeschichte heraushalten. Interessant wäre, warum Ihre Mutter diese ablehnende Haltung Ihrem Mann gegenüber hat, vielleicht findet sie ihn nicht gut genug für Sie...

Kann es sein, dass Sie sich noch nicht so recht von Ihrer Mutter abgenabelt haben, dass sie eher eine dominante Frau ist? Hier wäre es für Sie auch wichtig, sich abzugrenzen und Streit aushalten zu können. Sagt sich natürlich leichter als es dann zu tun ist. Sie sind alle erwachsen und keiner ist für den anderen verantwortlich. Ihr Mutter müsste ihre Grenzen erkennen, das geht aber nur, wenn Sie sie setzen. Wenn sich an der Situation nichts ändern lässt, könnte Ihnen eine psychologische Beratung helfen, sich besser zu positionieren und Ihren Ängsten einmal auf den Grund zu gehen. Was wäre, wenn der Kontakt zu Ihrer Mama einmal abreisst und etwas brach liegt?

Ich hoffe, meine Denkansätze können Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen viel Mut und Kraft, aus dieser Zerreissprobe wieder herauszukommen.

Liebe Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Danke!Vielleicht sollte ich mir wirklich Hilfe in der Sache suchen, ich glaube nicht, dass ich alleine meiner Mutter da die Stirn bieten kann.





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