Können meine Freunde mir helfen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Estelle,
vielen Dank, dass du dich an unser Team wendest. Die Pubertät, in der du gerade mitten drin steckst ist nicht immer eine einfache Zeit. Diese Zeit bedeutet für viele junge Menschen, dass sie sich phasenweise unwohl fühlen, sich nicht richtig zugehörig fühlen und sich aber auch gerne von den Eltern abgrenzen möchten. Für manche Jugendliche ist es jedoch schlimmer als für andere, wenn die depressive Stimmung länger anhält oder du länger in dem „Loch“ sitzt, keine Freude mehr an deinen Freizeitaktivitäten hast, dich einsam fühlst, oft dunkle Gedanken hast oder vielleicht auch eine Essstörung hast, dann ist es sicher sinnvoll dir Hilfe zu suchen. Mit deiner Nachricht an uns hast du da auch schon den ersten mutigen Schritt gemacht. Ich habe den Eindruck, du möchtest von deinen Freunden gerne gesehen und verstanden werden und dies ist auch absolut verständlich und auch sehr wichtig. Wenn du möchtest, dass deine eine Freundin erfährt, dass es dir nicht gut geht und du dir von ihr Unterstützung wünscht, dann würde ich an deiner Stelle den direkten Weg gehen. Ich würde Sie fragen (im Gespräch oder vielleicht auch per Nachricht oder Brief), ob sie Zeit für mich hat und mir zuhören kann, ihr sagen, dass ich jemanden brauche, der mir zuhört. Wenn Sie dazu bereit ist, dann erzähle ihr, wie es dir geht, was dich beschäftigt, wie du dich fühlst, vielleicht kennt sie einiges davon sogar selbst und ihr könnt gemeinsam überlegen, was du tun kannst damit es dir besser geht. Dabei bitte ich dich, dich nicht zu sehr in die Überzeugung: „ich bin depressiv“ hineinzusteigern und dies möglicherweise auch noch negativ zu bewerten. Wenn du eine Erkältung hast, sagst du vermutlich auch nicht: „Ich bin eine Erkältung“, sondern eher „Ich habe eine Erkältung“ und kümmerst dich darum, dass es dir wieder besser gehst. Wenn deine Selbstdiagnose also wirklich stimmt, dann hast du eine Depression, doch du bist nicht die Depression, dies ist eine ganz wichtige Unterscheidung, um sich selbst nicht noch mehr runterzuziehen. Damit komme ich auch noch zu einem weiteren Punkt. Sollte es dir mit Hilfe deiner Freunde nach einiger Zeit nicht besser gehen, dann ist es sehr wichtig, dass du dir Hilfe holst und deine Symptomatik abklären lässt. Du kannst dich dafür z.B. an deinen Kinder-und Jugendarzt wenden, oder auch erst einmal an den Vertrauenslehrer deiner Schule, an ein Seelsorgetelefon, ggf. an deinen Pastor oder deine Pastorin, Jugendgruppenleiter:in oder an einen anderen Erwachsenen deines Vertrauens. Es wäre natürlich auch gut, wenn du deine Eltern mit einbeziehen kannst, falls die Beziehung zu Ihnen gerade nicht allzu problematisch ist, sollten Sie deine ersten Ansprechpartner sein.
Ich wünsche dir nun, dass du den Mut fasst, dich anderen anzuvertrauen und dass es dir bald wieder besser geht.
Herzliche Grüße
Nicole Kirsig

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