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In letzter Zeit kocht bei mir die Wut immer mehr hoch

Bernadette (w, 37) aus Freiburg: Hallo,

ich (37) war schon immer nicht besonders stressresistent, aber seit der Geburt meines Sohnes (18 Monate) komme ich immer mehr an meine Grenzen.
Der Alltag mit Kind strengt mich unheimlich an, besonders da mein Sohn recht fordernd ist und mich quasi ständig beansprucht.

In letzter Zeit kocht bei mir die Wut immer mehr hoch, da ich die einfachsten Arbeiten nicht ohne Mehrfachunterbrechung erledigen kann. Es kommt immer häufiger vor, dass ich mich dann, wenn die Wut sehr stark wird, selbst in den Arm beiße, um nicht auszurasten (ohne dass mein Sohn das sieht). Ihn schimpfe ich ab und zu, aber am meisten Sorge macht mir, dass er meine Wut ja wohl spürt und auf sich bezieht.

Auszeiten habe ich zweimal pro Woche, der Vater kümmert sich gut um das Kind und entlastet mich, wo er kann. Wir sind vor einem Jahr umgezogen und wohnen in einer nicht gerade kindgerechten lauten Stadtwohnung. Nächstes Jahr können wir aber in ein Haus auf dem Land ziehen. Sozialkontakte haben sich bislang wenige ergeben, zudem ist es unsicher, ob ich hier meinen Job ausüben kann, was bei mir Existenzangst auslöst. Könnten das mit die Ursachen für meine Wut sein? Was kann ich tun, um nicht wütend zu werden bzw. das Ganze zu stoppen?


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Bernadette,

ich danke ihnen für Ihre Anfrage. Sie haben Recht, Ihr Sohn merkt trotzdem, dass Sie aggressiv sind und wird es auf sich beziehen. Das löst eine tiefe Verunsicherung in ihm aus und führt dazu, dass er Sie besonders beansprucht. Er muss sich quasi permanent vergewissern, ob Sie noch für ihn da sind und ihn lieben. Um sich sicher und wohl zu fühlen, benötigt er das Gefühl, bedingungslos von Ihnen geliebt zu werden, zunächst noch ständig. Denn er hat noch kein Zeitempfinden und kognitives Bewusstsein.

Was Sie brauchen, ist Unterstützung auf vielen verschiedenen Ebenen. Sie schreiben, Sie haben bisher wenig Sozialkontakte. Vielleicht können Sie schauen, ob da noch mehr möglich ist, z.B. in Form von Gruppen oder Treffen mit anderen Müttern/Vätern mit Kindern, auch wenn Sie nächstes Jahr sowieso umziehen.

Die laute Wohnung erhöht Ihren Stresspegel und den Ihres Kindes. Suchen Sie mit Ihrem Sohn möglichst oft ruhige Orte in der Natur auf. Singen und Summen Sie sich selbst und Ihrem Sohn etwas vor. Es gibt Bewegungsklassen für Mütter mit Babies (siehe Link unten als Beispiel), in denen es um gemeinsame Entspannung und Bewegung geht. Sich mit Ihrem kind gemeinsam zu bewegen, stärkt das gegenseitige Vertrauen in die Bindung.

Eine andere Möglichkeit wäre, eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen, um Ihr Nervensystem wirklich einmal komplett runterzufahren. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, ob dies für Sie in Frage käme.

Eine homöopathische Behandlung wäre geeignet, Sie konstitutionell ganzheitlich zu behandeln - wenn Sie für alternative Methoden offen sind, würde ich Ihnen dies auf jeden Fall empfehlen.

Die Unsicherheit, ob Sie an Ihrem Ort Ihren Job ausüben können, ist sicher sehr belastend und ich kann verstehen, dass Sie Existenzangst verspüren. Als Mutter mit Kind begegnet Ihnen das Thema Abhängigkeit auf vielfältige Weise - eine Herausforderung, bei der Sie sich durchaus in Form von Beratung oder Therapie unterstützen lassen könnten.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige Anregungen geben und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute,

mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr gut und kompetent.





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