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Ihm ist einfach alles egal !

nicky (w, 20) aus Erfurt: Ich bin seit 3Jahren mit meinem Freund zusammen.Alles war gut.Aber irgendwann bemerkte ich, dass er unglücklich ist.Das äußert sich indem er sagt ihm ist alles egal.Er kümmert sich nicht um Ausbildung,hat seinen Job verloren,bemüht sich nicht Alg 2 zu bekommen.Davor haben wir oft gemeinsam unsere Zukunft mit unseren Kindern ausgemalt.Mittlerweile ist es schwer sich das vorzustellen,weil er sagt er kann nicht mehr&es ist alles so sinnlos,da er nicht weiß was es ihm bringen soll etwas zu tun.Ich liebe ihn echt&versuche ihn so gut wie möglich beizustehen.Er hat auch seinen Führerschein verloren.Ich weiß einfach nicht weiter.Ich weiß nicht wie ich mir eine Zukunft mit jemanden vorstellen kann,der keine Ziele/Wünsche hat.Das tut nur weh.Außerdem kifft er viel.Das war anfangs auch 0Problem,da er sein Leben trotzdem gelebt hat,aber seit 1/2Jahr bekommt er nichts mehr hin & strengt sich auch nicht an.Ich liebe ihn ja auch.Ich weiß halt was ich vom Leben erwarte & was ich mir für die Zukunft wünsche und arbeite auch daran es zu erreichen.Er aber gar nicht.Ich wünsche mir,dass alles wieder in Ordnung geht,weil wir ansonsten so perfekt zusammen passen.Ich glaube nicht,das ich nochmal jemanden kennen lerne,der so gut zu mir passt.Auch kann ich nicht mehr,da ich neben Studium, Job und den meißten Haushalt mich auch noch um ihn kümmern muss.Wir sind also immer sehr knapp bei Kasse.Ich möchte doch das er glücklich wird.Ich weiß einfach nicht wo das Problem begonnen hst.Beim Kiffen oder bei vorher existierenden psychsichen Problemen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nicki,

sicher tut es Ihnen weh, zu sehen, wie Ihr Freund sich immer mehr zurück zieht und ihm offenbar alles egal ist.
Doch ist es ihm wirklich egal ?!
Oder hat Ihr Freund vielleicht einfach nur keine Kraft mehr, sich erneut um Arbeit zu bemühen oder sich um das ALG 2 zu kümmern ?
Nach dem was Sie über Ihren Freund schreiben, dürfte es ziemlich wahrscheinlich sein, dass Ihr Freund depressiv ist oder sich zumindest in einer depressiven Verstimmung befindet. Auslöser dafür kann der Jobverlust sein,natürlich auch der Verlust des Führerscheins. Sofern diese Verluste mit dem Drogenkonsum in Zusammenhang stehen, wird Ihr Freund sich vermutlich auch für die derzeitige Situation schuldig fühlen. Dieses Schuldgefühl versucht er nun vermutlich wieder durch den vermehrten Konsum von Cannabis zu kompensieren, was jedoch im Allgemeinen nicht funktioniert, da gerade das Kiffen negative Gefühlszustände und seine Gleichgültigkeit erheblich verstärken kann.

Auch dürfte bei Ihrem Freund der folgende Aspekt zum Tragen kommen :
Sie scheinen recht ehrgeizig und erfolgreich in Ihrem Studium zu sein. Sie schreiben, Sie hätten ziemlich konkrete Vorstellungen von Ihren Lebenszielen. Ihre Freund scheint diese jedoch nicht bzw. nicht in Ihrem Maße zu haben.
Vielleicht sind Ihre Ziele aber nicht unbedingt auch seine Ziele, oder er erachtet diese Ziele als für ihn unerreichbar.

Haben Sie einmal mit Ihrem Freund darüber gesprochen, warum er kifft ? Oder in welchen Situationen er das Gefühl hat, er müsse gerade dann einen Joint rauchen ?
Seine Antworten darauf könnten Hinweise darauf liefern, was genau seine tiefer liegenden Probleme sein könnten und woraus sie resultieren.

Die Frage nach dem auslösendem Element, welches die Problematiken bei Ihrem Freund verursacht hat, sollte jedoch nur durch einen Profi geklärt werden. Denn selbst Ihr Freund dürfte darauf keine Antwort parat haben und selbst wenn, wäre es mehr als fraglich, ob er sie Ihnen mitteilen würde. Da spielen Gefühle wie Scham, Angst, möglicherweise auch Trauer oder Wut und Ärger eine entscheidende Rolle.

Sie sollten gerade jetzt zu Ihrem Freund halten und ihm jede Hilfe gewähren, um die er Sie bittet. Nehmen Sie ihm jedoch nicht die Dinge aus der Hand ! Helfen Sie ihm nur, wenn er Sie darum bittet.
Zeigen oder sagen Sie ihm, wie Sie dann vorgehen gehen würden, aber lassen Sie ihn die Dinge selber und eigenverantwortlich erledigen. Auf seine ganz persönliche Art und Weise.

Bieten Sie ihm an, mit ihm zusammen das ALG 2 zu beantragen und gemeinsam einen neuen Job für ihn zu suchen. Helfen Sie ihm bei Bewerbungen, in dem Sie diese eventuell korrigieren oder positivere Formulierungen vorschlagen.

Es wäre für Sie und Ihren Freund sicherlich auch ratsam, eine Drogenberatung oder eine entsprechende Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Die Uni bzw. die Studierenden-Vertretung dürfte über entsprechende Kontaktadressen verfügen.

Sagen Sie Ihrem Freund ganz offen und ganz direkt, dass Sie sich Sorgen um ihn machen und Sie Angst um ihn habe. Vermeiden Sie dabei aber Vorwürfe und Schuldzuweisungen !

Versuchen Sie ihm klar machen, dass Sie zwar weiterhin zu ihm stehen, doch dass Ihre Kräfte schwinden und dass er bitte mal darüber nachdenken möge, sich Hilfe von aussen - z.B. in Form einer Psychologischen Beratung oder eines Coachings oder einer Psychotherapie zu holen. Bedrängen Sie ihn dabei aber nicht - also bitte keine Ultimaten oder keine Aussagen in dem Sinne, sie würden ihn verlassen, wenn er diese Hilfen nicht in Anspruch nehmen würde. Jegliche Drohungen in dieser Richtung sind ehrer kontraproduktiv und dürften seine - und damit auch Ihre - Probleme nur verstärken.

Für Sie selbst wäre es wichtig, sich Inseln der Ruhe und der Entspannung zu schaffen. Nehmen Sie sich mindestens einmal am Tag eine Stunde Zeit, die sie nur mit den Dingen ausfüllen, die Ihnen gut tun. Versuchen Sie, Ihre Kräfte zu schonen und bildlich gesprochen, Ihre Akkus wieder zu laden.

Dazu wünsche ich Ihnen von Herzen die notwendige Gelassenheit und alles erdenklich Gute,

Thomas Dereser
Psychologischer Berater & Personal Coach

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