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Ich stecke in meiner Arbeit fest und will eigentlich weg

alex (w, 35) aus Hamburg:

Ich stecke in meiner Arbeit fest, will weg, kriege aber keine Bewerbung hin. Neben der Antriebsschwäche habe ich Konzentrationsprobleme, grüble, reagiere psychosomatisch, ziehe mich aus sozialen Beziehungen zurück, spreche nur über die Arbeit, schlafe mehr als sonst und brauche viel Ruhe.

Das hatte ich schon einmal, als sich schlechte Führung zu einem Mobbingfall entwickelte. Damals habe ich versucht, eine Therapie anzufangen, hat aber gedauert + dann ging es mir wieder gut, da ich, eigentlich, um die Zeit bis zu einer Therapie zu überbrücken, mit Hilfe von Büchern an mir gearbeitet habe. Als Prävention habe ich weiter Tagebuch geschrieben + Sport getrieben.

In meinem neuen Job kommt es aber zu Stressspitzen, die ich anfangs ganz gut mit zusätzlicher Meditation, gesunder Ernährung + Schlafhygiene auffangen konnte, da der Druck in der Firma einfach immer weiter erhöht wird, geht das nicht mehr.

Da mein jetziger Zustand einen anderen Hintergrund hat als beim 1. Mal, würde ich meine Symptome tatsächlich auch anders einordnen und versuchen, alleine dort rauszukommen. Zutrauen würde ich es mir grundsätzlich, vor allem da die Symptome im Vergleich sehr viel leichter sind, aber es irritiert mich, dass ich quasi blind in diese Situation gestolpert bin, statt früher zu bremsen.

Würden Sie vor diesem Hintergrund einer Therapie eher zu- oder eher abraten? Und wenn ja, zu welcher Form?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Alex,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie verfügen über eine ausgeprägte Eigenmotivation an sich zu arbeiten und haben schon in der Vergangenheit eine Krise gemeistert. Jetzt tauchen im Rahmen der beruflichen Höchstanforderungen wieder Symptome auf, die in Richtung Erschöpfungsdepression hinweisen könnten. Sie fragen, ob Sie eine Therapie machen sollten oder es vielleicht auch wieder selbst schaffen.

Grundsätzlich geht es bei Therapie immer um die Frage, wie hoch der subjektiv empfundende, seelische Leidensdruck ist. Das heißt, wenn Sie das Gefühl haben, Sie schaffen es auch selbst, könnte es sich um eine leichte Symptomatik handeln. Es kann aber auch sein, dass Sie den Anspruch haben, es allein schaffen zu wollen, um sich selbst etwas zu beweisen und keine Hilfe von außen annehmen zu müssen. Wenn eine Vermeidung vorliegt - was ich aus der Ferne ohne Sie zu kennen, nicht einschätzen kann - wird es schwieriger, eine wirkliche Entscheidung zu fällen.

Wenn Sie schreiben, Sie leiden unter Antriebsschwäche, Konzentrationsstörungen und ziehen sich sozial immer mehr zurück, sollten Sie sehr bald gegensteuern und auch überlegen, warum es Ihnen so schwer fällt, sich einen anderen Job zu suchen. Gibt es einen Anteil in Ihnen, der den Stress auch sucht oder braucht, im Sinne von sich lebendig fühlen? Fühlen Sie sich als Mensch nur wertvoll und liebenswert, wenn Sie Leistung erbringen? Fällt Ihnen Nichtstun leicht oder ist es etwas, was Sie eher vermeiden?

Ich sehe in Therapie eine wertvolle, individuelle Unterstützung, mehr über sich selbst zu erfahren, in dem man seine Themen, Ängste, Verhaltensweisen im geschützten Rahmen und in Beziehung zum Therapeuten reflektieren kann. Dieser Prozess erfordert mehr Neugierde, Offenheit und Konfrontationsbereitschaft, als wenn man für sich seine Themen bearbeitet.

Die neuen Therapieerfahrungen erweitern die Fähigkeit zur Abgrenzung und Selbstregulation, die nötig sind, um immer wieder zu entscheiden, was wirklich Sinn macht und wo Rationalisierungen die wahren Bedürfnisse verdecken, verklären und verdrängen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung:
Neue Aspekte zur Entscheidungsfindung gebracht, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte, hilft definitiv weiter! Vielen Dank!





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