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Ich schaffe es nicht, mich von dieser Co-Abhängigkeit zu lösen!

Berghase (w, 44) aus Rosenheim:

Liebes Psychologen-Team,
ich bin mit meinem Partner fast 12 Jahre zusammen, wir haben eine Tochter von 9 Jahre und leben in seinem Eigenheim. Er bezahlt alles was mit dem Haus zu tun hat und ich alles Andere.

Die Partnerschaft war vom ersten Tag an schwierig, aber mittlerweile streiten wir nur noch! Mehrfach habe ich schon überlegt mich von ihm zu lösen, es aber nie geschafft. Eine Wohnung, die ich schon hatte, musste ich hauptsächlich aus finanziellen Gründen wieder aufgeben, aber auch, weil er einen Schlüssel dazu hatte.

Ich habe Angst, dass ich es nie schaffen werde, von ihm loszukommen! Die Beziehung war vom ersten Tag an für mich sehr schwierig. Dafür gab es viele Gründe: Er ist ein Lebemann und übertreibt vieles, ich halte mich dagegen meist zurück, damit ich nicht unangenehm auffalle! Er feiert und flirtet gern, ich bin introvertiert.

Wenn er getrunken hat, wird er ausfallend, beleidigend und gemein und tut Dinge, an die er sich nachher nicht mehr erinnert kann. Wenn ich es ihm dann erzähle, entschuldigt er sich und ich glaube ihm leider immer wieder, es gäbe kein nächstes Mal!

Wegen dieser Co-Abhängigkeit, war ich letztes Jahr sogar schon in Therapie, aber ich fühlte mich dort nicht gut aufgehoben und habe nach 25 Sitzungen aufgegeben. Nun stehe ich wieder vor einer Wand und weiß nicht weiter. Könnten Sie mir vielleicht einen Rat, einen Zuspruch oder etwas geben, woraus ich wieder Kraft und Hoffnung schöpfen kann? Einer weiteren Therapie stehe ich recht zwiespältig gegenüber. Danke für Ihren fachkundigen Rat! Regina

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo liebe, ratlose Regina!
So eine langjährige Co-Abhängig zehrt an der Lebenskraft und je länger sie andauert, desto schwer wird es oft, sich daraus zu befreien! Ich kann Ihre Sorgen gut nachvollziehen und danke Ihnen, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden Lebenslage zu zeigen.

Sie haben zumindest Ihre lebensblockierende Lage gut erkannt und auch den Willen gefaßt, sich daraus zu befreien, es aber trotz therapeutischer Hilfe, bis heute nicht geschafft und führen deshalb ein recht trauriges und unglückliches Leben.

Sie schreiben auch nichts von Freunden und Verwandten, die Ihnen Beistand und Hilfe leisteten und scheinen sich mit Ihrem schwierigen Manne und Ihren Sorgen ganz allein und hilflos auf weiter Flur zu fühlen. Wahrscheinlich schämen Sie sich auch, zu Ihrem Problem zu stehen und die Ihnen näher stehenden Menschen um Rat und Hilfe zu bitten.

Allein ist man mit so einer Beziehungsproblematik oft überfordert und dreht sich immer weiter in den Teufelskreis hinein. Aber Sie haben ja auch noch Ihre kleine Tochter, für die Sie verantwortlich sind und die eigentlich Grund genug für Sie sein sollte, all Ihre Kräfte auf die Karte der Befreiung aus diesem selbstgewählten Gefängnis zu setzen!

Ihr Versuch mit den 25 Stunden Psychotherapie bestätigt mir, daß Sie im Grunde eine kluge, gewissenhafte und verantwortungsvolle Frau und Mutter sind und zumindest diesen einen Versuch gewagt haben. Aber damit ist es nicht getan, denn das eigene, selbständige Handeln, kann Ihnen kein noch so hoch qualifizierter Therapeut abnehmen!

Außerdem ist es so, daß nicht jeder Therapeut mit jedem Menschen gleich gut zurecht kommt und der Erfolg einer solchen Aktion mehr vom guten menschlichen Draht und der zusammen passenden persönlichen Grundschwingung abhängt, als von irgend welchen tollen psychologischen Methoden oder sogenannter Therapieansätze!

Ihre tief sitzenden Ängste halten Sie, liebe Regina in diesem Gefängnis fest, doch wenn Sie sich wieder auf Ihren freien Willen besinnen, den Ihnen auch ein noch so dominanter Mann nicht nehmen kann, dann wird es Ihnen mit oder ohne Therapeuten ganz sicher gelingen, sich aus diesem schrecklichen Schlamassel zu befreien!

Dies gelingt Ihnen sicherlich leichter, wenn Sie sich vor Augen halten, daß unser Leben sehr begrenzt ist und die Bilanz des Lebens immer in Freude gemessen wird! Sie sind für Ihr Lebensglück verantwortlich und zum großen Teil auch für das Ihrer Tochter, deren Familienatmosphäre für ihr ganzes weiteres Leben, prägend sein wird!

Wenn Sie nicht mutig, Ihren Ängsten trotzen und bereitwillig für einige Zeit die unangenehmen Gefühle der Angst und Unsicherheit ertragen und diesen Trennungsprozeß durchstehen, dann wir es Ihnen, wie so vielen Menschen ergehen, die trotz besseren Wissens und aller guter Möglichkeiten unseres so vorbildlich Sozialstaates, sehenden Auges ihrem Unglück die Treue halten, nach dem traurigen Motto: „Immer das Gleiche – bis zu Leiche!“

Ich weiß, daß der Sprung ins eiskalte Wasser der Trennung und des selbständigen Lebens, für viele Frauen in ähnlicher Situation, oft als totale Überforderung empfunden wird, aber so wie man nicht von einem Tag zum Anderen zum Eisschwimmer werden kann und sich dafür täglich abhärten und kalt duschen muß, so könnten auch Sie beginnen, sich in kleinen Schritten Ihre Selbstachtung wieder zu erarbeiten, in dem Sie sich Stück für Stück, durch mutige eigene Entscheidungen und Handlungen, Ihre Freiheit und Unabhängigkeit wieder zurück erobern!

Sie werden auch bald merken, daß dies auch gar nicht so schwer ist, wenn man erst einmal damit angefangen hat und plötzlich Feuer fängt, weil man wieder die echte Freude spürt, die bei jeder noch so kleinen selbstbestimmten und lebensdienlichen Handlung, Ihre Seele wieder aufs neue erhellen und beglücken wird!

Solche lebensverändernden Wachstums- und Reifungs-Schritte gelingen allerdings meist sehr viel leichter, schneller und besser mit einem vertrauensvollen und einfühlsamen Seelsorger, Therapeuten oder Lebensberater. Es täte Ihnen sicherlich gut, wenn Sie jemanden fänden, dem Sie regelmäßig Ihr Herz ausschütten könnten und der Sie achtsamen und fürsorglich Schritt für Schritt bei der Verarbeitung des Vergangenen und beim Aufbau neuer lebensdienlicher Verhaltensweisen behilflich wäre. Aber es sollte - wie schon gesagt - jemand sein, auf dessen Beratungsstunde Sie sich freuen und wo Sie vor allem das beglückende Echo der tiefen inneren Bejahung und des befreienden und beglückenden Aha-Effektes spüren können!

Da die Wartezeiten auf einen freien Platz bei einem Kassentherapeuten z.Z. oft unerträglich lang sind, empfehle ich Ihnen, wenigstens für einige Stunden die Hilfe eines erfahrenen freien Therapeuten in Anspruch zu nehmen.

Dies könnten Sie auch im Rahmen der neuerdings so praktische Online-Beratung per Skyp, Telefon und E-Post tun, welche sich gegenüber der Vor-Ort-Beratung in vielen Fällen als gleichwertig, wegen der deutlich geringeren Hemmschwelle teilweise sogar als Überlegen erwiesen hat.

Liebe Regina, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei dem jetzt so notwendigen Befreiungs-Schritt, aus Ihrem düsteren Gefängnis, damit Ihr Lebenskompaß und auch der Ihrer lieben kleinen Tochter, bald dauerhaft in Richtung echter, unbeschwerter Lebensfreude zeigen kann!

Für heute Grüße ich Sie recht herzlich als Ihr
Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt





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