Ich hasse alle Menschen

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Marvin,

ich danke dir, dass du den Mut gefunden hast, dein Anliegen hier zu schildern. Du fragst, was du dagegen tun kannst, dass du alle Menschen hasst. Und ich merke, dass mich deine Frage sehr berührt.

Dein Hass ist mehr als ein Tick, den du einfach nur ablegen musst. Extremer Menschenhass ist zwar keine Erkrankung im herkömmlichen Sinne, gilt aber als Begleitsymptom für andere Erkrankungen wie z.B. Depression oder soziale Phobie. Wenn du Misanthrophie googelst wirst du eine Fülle von Informationen dazu finden.

Aus deinen Zeilen entnehme ich, dass du dich mittlerweile sehr verzweifelt fühlst. Das kann ich gut nachvollziehen, denn alles was deine Verzweiflung lindern oder auflösen könnte, ist leider mit menschlichem Kontakt verbunden. Jede Hilfe, jeder Trost, jede verständnisvolle Umarmung, die du erfahren könntest, ist leider mit Kontakt verbunden. Du kannst also allein nichts gegen deinen Hass tun. Denn wenn du allein bist, ist die Welt für dich ja in Ordnung.

Du kannst ihn nur im Kontakt mit anderen Menschen auflösen. Und genau da liegt die Schwierigkeit und gleichzeitig die Herausforderung für dich. Ich weiß nicht, wie deine Kindheit verlaufen ist, aber ich nehme an, dass du von Menschen sehr enttäuscht und verletzt wurdest. Kein Baby wird mit Menschenhass geboren, im Gegenteil – ein Neugeborenes liebt alle Menschen erstmal aufrichtig und ohne Argwohn. Es ist abhängig von der Zuwendung und Liebe anderer Menschen. Erst wenn es dann Zurückweisung, Gewalt oder Lieblosigkeit erfährt, entwickelt es zunehmend Angst und Aggressionen gegenüber nahen Bezugspersonen und anderen Menschen.

Dein Hass ist also „menschengemacht“, aus Erfahrungen entstanden und nicht angeboren. Das kann insofern tröstlich sein, dass du weißt, du kannst diesen Hass auch überwinden.
Ich kann gut nachempfinden, dass dir das im Moment vielleicht unmöglich erscheint, denn du ziehst dich hauptsächlich zurück, schützt dich und vermeidest den Kontakt mit Menschen. Dein Rückzug und deine Isolation verstärken jedoch wiederum auch deine Abneigung und so bekommst du mehr und mehr das Gefühl, das der Freitod der einzige Ausweg ist, um diesem seelischen Dilemma zu entfliehen.

Wenn du also deinen Hass langfristig überwinden willst, solltest du dir psychologische Unterstützung suchen. Es wird kein Weg daran vorbei führen. Doch es ist eine riesige Chance für dich, deine Hassgefühle im geschützten therapeutischen Rahmen auszudrücken und zu teilen und dann zu erfahren, welche anderen Bedürfnisse – außer dem Wunsch, allein fernab auf einer Insel zu leben – sich noch dahinter verbergen.

Ich wünsche dir dafür alles Gute und den Mut, dir Hilfe zu suchen.

Herzlicher Gruß,

Anke Wagner
- Heilpraktikerin f. Psychotherapie -

Bewertung durch den Fragensteller:
Die Antwort hat mir weitergeholfen, ich weiß jetzt wie ich weitermachen soll und wie ich mein Problem bekämpfen kann.Vielen Dank!