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Ich bin undiszipliniert und leide darunter

Kasikatze (w, 21) aus Lohra:
Ich bin unglaublich undiszipliniert. Ich nehme mir viele Dinge vor, bin häufig davon sehr begeistert und am gleichen Tag auch voller Tatendrang. Dieser hält allerdings höchstens 2 Tage. Das betrifft meist Dinge, wie Fleißarbeiten, wie lernen, ordnung halten, putzen. Es stört mich selbst unglaublich, wenn es unordentlich ist, oder ich zu Klausuren hin so in Zeitdruck gerate, sodass ich es praktisch nie schaffe, die Dinge die ich mir vorgenommen habe zu lernen auch tatsächlich zu beenden.

Es funktioniert alles auch so, aber es ist dieses Gefühl dass ich es nicht einmal schaffe wenigstens ansatzweise zufrieden in eine Klausur zu gehen. Das gleiche bei Sport, gesünder Essen, etc. Ich weiß ich fühle mich danach besser. Trotzdem mache ich es einfach nicht und ich verstehe nicht warum. Ich wollte eine Therapie anfangen, aber auch das habe ich wieder schleifen lassen. Grund: 'Sowas brauch ich bestimmt nicht, mir gehts einfach nicht schlecht genug'.

Nun meine Frage: Kann eine Therapie helfen, ist sie in einem solchen Falle angebracht, oder sind das eben die normalen Alltagsgeschichten, mit denen sich jeder rumschlägt und die eben einfach nervig sind. Bin ich einfach nur nicht stark genug, versuche ich es zu wenig? Ich fühle mich einfach nicht wohl so, aber ich schaffe es nicht etwas zu verändern.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Kasikatze,

vielen Danke für Ihre Zuschrift. Sie bezeichnen sich selbst als undiszipliniert und leiden sehr darunter. Sie nehmen sich viele Dinge vor, verspüren zunächst auch einen großen Tatendrang, der aber nicht sehr lange anhält. Und so schaffen Sie viele Dinge nicht, was Sie sehr unzufrieden macht.

Interessanterweise funktioniert alles trotzdem. D.h. es gibt keine wirklichen Verluste, Misserfolge oder eine vermüllte Wohnung. Eigentlich ist alles in Ordnung, doch Sie leiden darunter, auf welche Weise Sie die Dinge angehen.

Zunächst einmal nehmen Sie sich sehr viel vor. Sie lassen sich von Ihrer Begeisterung tragen und merken dann plötzlich, oops, das war zuviel, das schaffe ich gar nicht. Ich nehme an, es ist auch tatsächlich nicht zu schaffen, es sei denn, Sie würden permanent auf Hochtouren laufen und sich übermäßig anstrengen.

Das entmutigt Sie wiederum so sehr, dass Sie gar keine Lust mehr haben, diesen Berg an Arbeit abzuarbeiten. Die Ziele sind also von vornherein zu hoch gesteckt und erzeugen nur Druck. Ihre Begeisterung verführt Sie dazu, sich zu viel vorzunehmen, so dass Sie auf halber Strecke wieder mit Versagensgefühlen zu kämpfen haben.

Es ist wichtig, dass Sie lernen, sich weniger vorzunehmen. Und das in einer Reihenfolge von Priorität. Wenn morgen eine Klausur ansteht, wird heute nicht die Wohnung geputzt.
Sie stellen sich jeden Tag die Frage neu: Was ist heute wirklich wichtig?

Nach dem „Was“ schauen wir uns jetzt das „Wie“ an. Wie führen Sie Dinge durch? Sind Sie dabei angespannt? Planen Sie Pausen ein? Haben Sie Probleme, sich zu konzentrieren? Machen Sie die Dinge zwischendurch oder können Sie sich konzentriert hinsetzen und etwas in Ruhe durchführen? Wenn Sie Probleme mit der Konzentration haben, gibt es dafür gute Übungen, es zu lernen.

Es geht also nicht nur darum, was Sie machen, sondern wie Sie es machen.

Gleichzeitig steht Ihr Konflikt stellvertretend für einen tieferen seelischen, der durch die Beschäftigung mit alltäglichen Dingen verborgen bleibt. Dafür wäre es gut, dass Sie sich therapeutische Begleitung suchen oder eine längere Beratung/ Coaching in Anspruch nehmen. Sie werden dann herausfinden, warum Sie diese Drucksituationen immer wieder aufbauen müssen und wie Sie langfristig entspannter mit der Erledigung alltäglicher Dinge umgehen können.

Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute,
herzlicher Gruß,

Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -

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