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Ich bin eifersüchtig auf meine Halbschwester, dass sie im Familienhaus lebt

Lena (w, 26) aus Kiel: Liebes Team,

mein Vater ist an Krebs gestorben, als ich 12 Jahre alt war. Davor hatten meine Eltern eine Ehekrise, meine Mutter ist mit mir aus dem gemeinsamen Haus an einen weit entfernten Ort gezogen, mein Vater hat dann eine andere Frau kennengelernt.

Im Jahr vor seinem Tod gab es einen schlimmen Rosenkrieg zwischen meinen Eltern, mein Vater und seine neue Partnerin haben noch ein Kind bekommen und ein paar Wochen vor seinem Tod geheiratet. Nach dem Tod meines Vaters haben meine Mutter und ich den Kontakt zu meiner Halbschwester und ihrer Mutter abgebrochen. Ich habe meine Halbschwester 14 Jahre lang nicht gesehen.

Im letzten Jahr habe ich mich getraut, einen Kontakt aufzubauen. Es gab erfreulicherweise viele Aussprachen.

Nun haben meine Halbschwester und ihre Mutter mich schon oft in ihr Haus eingeladen - ich habe aber große Angst davor. Die beiden leben nach wie vor in dem Haus, das meine Eltern damals zusammen gebaut haben und das auch mal mein Zuhause war. Ich habe diesem Zuhause lange nachgetrauert und mich dort, wo ich als Kind mit meiner Mutter hingezogen bin, nie wieder richtig heimisch gefühlt.

Ich merke, dass ich ziemlich eifersüchtig bin, dass meine Halbschwester und ihre Mutter in diesem Haus aufwachsen bzw. leben können und dass sie diejenigen sind, die nach wie vor regen Kontakt zu alten Bekannten meines Vaters pflegen und vor Ort als 'die Familie' meines Vaters gelten.

Ich habe das Gefühl, mich damit sehr schwer zu tun und bin zugleich auf der Suche nach einem Umgang mit der Situation, der es mir ermöglicht, langfristig auch meine Halbschwester zuhause besuchen zu können.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lena,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Ich kann Ihre Eifersucht gut nachvollziehen. Ihre Halbschwester und ihre Mutter konnten an dem sicheren, vertrauten Ort bleiben und werden dort als die Familie Ihres Vaters angesehen. Das ist sehr schmerzlich, denn auch Sie sind Teil seiner Familie.

Als Scheidungskind haben Sie doppeltes Leid erfahren. Einmal als Ihre Eltern sich trennten und einmal als Ihr Vater starb. Ihr Vater ist zwar die Schnittstelle beider Familien, doch Sie mussten auch noch die Trennung Ihrer Eltern verkraften. Es ist wichtig, dass Sie sich vergegenwärtigen, dass Ihre Halbschwester unter ganz anderen Bedingungen aufgewachsen ist. Nicht besser oder schlechter, sondern unter anderen Bedingungen zu einer anderen Zeit.

Das Familienhaus ist für Sie zu einem emotionalen Symbol geworden, auf das Sie Ihre unbewältigten Gefühle projizieren. So verständlich und naheliegend das sein mag, es wirkt wie eine Barriere, die Sie nun hindert, Ihre Halbschwester zu besuchen.

Wenn Sie akzeptieren können, dass die Dinge und Beziehungen in Ihrem Leben einfach einen bestimmten zeitlichen Verlauf haben und Veränderung unterworfen sein dürfen, hört das innere Hadern auf. Sie können dann das Haus sehen, als was es ist - ein Ort der Wiederbegegnung, an dem die Familie wieder zusammenfindet und das nun auch Ihnen offen steht.

Falls Sie merken, dass Ihnen das sehr schwer fällt, diesen inneren Perspektivwechsel vorzunehmen, lassen sie sich für ein paar Stunden therapeutisch begleiten. Es könnte auch dabei helfen, sich von den alten, belastenden Gefühlen zu lösen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und berate Sie gern weiterführend, wenn Sie es wünschen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung:
Vielen Dank für die freundliche und empathische Antwort!





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