Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Hilflosigkeit nach gescheiterter Beziehung

mike (m, 42) aus Salzburg: Guten Tag,

ich (42) war mit meiner Freundin (36) 2 Jahre zusammen, und durch meine letzte Beziehung, in der ich sehr verletzt wurde, konnte ich anfangs ihr gegenüber schwer Gefühle zulassen. Habe sie unbewusst des öfteren verletzt, extrem blockiert und konnte mein Herz nicht richtig öffnen. Sie hat sich sehr in mich verliebt und mir das immer wieder gesagt und gezeigt.

Im Jannuar dieses Jahres kam es dann zum Aus, weil sie keine Kraft mehr hatte, um mich zu kämpfen. Es sei einfach zuviel passiert. Seit dieser Zeit nun wurde mir bewusst, was ich falsch machte, und dass ich sie sehr liebe, und versuchte, ihr dies auch zu sagen. Es kam dann immer wieder die Frage, warum erst jetzt, warum nicht schon früher. Habe seit Januar dann viele Fehler gemacht, sie bedrängt, da ich ihr einfach sagen und zeigen wollte, dass ich es jetzt wirklich ernst meine und sie von Herzen liebe.

Zusätzlich kommt der Stress in der Arbeit hinzu, den Frust, den sie fast täglich schiebt. Ein leichter Unfall im März dieses Jahres, den sie sicher auch verarbeiten muss. Die Gerüchte in der Firma, daß sie was mit dem Chef hat, die Gewichtszunahme usw...
kein richtiges Lachen mehr bei der Arbeit. Blöde Kommentare mir und den Kollegen gegenüber usw...

Wie gesagt, ich allein bin nicht der Auslöser aller Situationen, und dennoch lässt sie z. Z. alles an mir aus.

Sind ihre Gefühle mir gegenüber wirklich schon weg?
Trotz allem, was passiert ist, gibt es nicht die Chance für einen Neuanfang? Wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten? Bin echt am Verzweifeln und bitte sie um Rat.


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber mike,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung Ihrer Situation! An einigen Stellen kann ich Ihren Ausführungen nicht ganz folgen, aber ich werde mich bemühen, Ihnen neue Perspektiven zu vermitteln.

Sie suchen - und finden - in Ihrer gescheiterten Beziehung eine Menge Anhaltspunkte, die Sie selbst betreffen bzw. die Sie zu verantworten haben. Das ist viel wert, denn es gibt das bekannte Sprichwort 'Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung'. Sie schreiben, Ihre Partnerin hätte für sie gekämpft (bzw. irgendwann aufgegeben, dies zu tun). Vielleicht haben Sie es auch - unbewußt - als eine Art 'Kompliment' angesehen, daß Ihre Freundin sich so stark um Sie bemüht. Manchmal blockt ein Partner ab, um zu sehen, wie viel der andere wohl für ihn tun würde. Insofern könnte es Ihre Aufgabe sein, Ihrer Partnerin zu ermöglichen, diesen 'Kampf' aufzugeben, stattdessen eine Form von Miteinander zu finden.

Offensichtlich leidet Ihre Partnerin an vielen, ganz unterschiedlichen Belastungen. Aus dem betreffenden Absatz geht nicht hervor, ob Sie beide im gleichen Betrieb arbeiten. Wenn dem so ist, bedeutet dies natürlich eine umso größere Herausforderung. Der Umstand, sich täglich zu sehen, obwohl durch die belastete Beziehung Konflikte und Enttäuschungen bestehen, kann Gefühle von Unsicherheit und Angst verstärken. Sollten Sie also gemeinsam arbeiten, könnte eine Versetzung in unterschiedliche Abteilungen/Bereiche ein notwendiger Schritt sein, um Abstand zu gewinnen.

So, wie Sie hier über Ihren Erkenntnisgewinn schreiben, könnten Sie auch Ihrer Partnerin einen Brief schreiben, in dem Sie ihr genauso darüber berichten! Schreiben erfordert mehr Zeit als Reden, und so wird der Inhalt oft reflektierter und deutlicher. Der Empfänger eines Briefes hat Zeit, ihn mehrfach zu lesen und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen.

Sagen Sie Ihrer Partnerin einmal kurz, daß Sie Ihr Verhalten bereuen, daß Sie sie aber nicht weiter bedrängen, sondern sich zurückziehen werden. Schreiben Sie ihr einen Brief, in dem Sie ihr - wenn Sie dies wirklich so wollen! - mitteilen, daß Sie sie gerne in Krisen- und Notsituationen unterstützen werden, dies aber nicht ungefragt tun, sondern auf eine Nachricht von ihr warten. Der Impuls, anderen ungefragt helfen zu wollen, führt schnell dazu, daß der andere das Gefühl bekommt, für inkompetent gehalten zu werden.

Weiterhin könnte es sinnvoll sein, daß Sie mit einem Therapeuten einmal über Ihre Lebensgeschichte und Ihre eigene Persönlichkeit sprechen, um sich selbst besser kennenzulernen und die eigenen Impulse, Gefühle und Handlungen besser einschätzen zu können. Manchmal helfen schon ein paar Gespräche mit einem kompetenten Gegenüber, um neue Aspekte in festgefahrenen Mustern zu entdecken! Sollte Ihre Partnerin noch freundschaftliche oder romantische Gefühle für Sie hegen, braucht sie Zeit, um diese wieder ausdrücken zu können ohne die Angst, daß Sie sie zurückweisen.

Beziehung braucht Zeit; schenken Sie sich beiden diese Zeit. Signalisieren Sie, daß Sie da sind, wenn man Sie braucht (dann aber auch zuverlässig!), und halten Sie sich ansonsten im Hintergrund. Dann werden Sie am ehesten Chancen haben, einander wieder liebevoll anzunähern!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
vielen dank...





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter