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Hass anderen Menschen gegenüber

MS (m, 20) aus Freising: Hallo liebes Psychomeda-Team,

ich leide seit über einem Jahr unter meinem extremen Hass gegen einen bestimmten Menschenschlag. Welchen genau, will ich nicht sagen, aber es ist kein Hass, von dem man üblicherweise hört. Jedenfalls weiß ich von jenem Menschenschlag, dass er äußerst antisozial handelt und vermutlich unmöglich zu bessern ist. Diese Erkenntnis und meine daraus folgende Idee, es sei für uns alle besser, wenn es solche Leute nicht mehr gäbe, sind die Auslöser für den Hass, wie ich ihn noch nie gekannt habe. Außerdem habe ich in letzter Zeit eine so große Angst davor gekriegt, zu dem verhassten Menschenschlag zu geraten, dass ich jede Bindung an Mitmenschen meide.

Dieser Hass stört mich so sehr in meinem Alltag, dass ich ihn gerne loswerden würde, aber ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Mir fällt einfach kein überzeugendes Argument gegen die Idee hinter meinem Hass ein, und ich traue mich nicht, irgendjemandem von diesem dunklen Geheimnis zu erzählen, weil ich befürchte, nur Ablehnung zu erhalten.

Meine Frage ist, welche Hilfsangebote gibt es, die mein Problem ernst nehmen und mir helfen?
MfG

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe MS,
zunächst vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Vertrauen.

Mit Ihrer Anfrage haben Sie sehr viel Mut bewiesen und haben vielleicht den ersten Schritt getan, um Ihrem Anliegen auf die Spur zu kommen.

Ich werde weder Diagnosen stellen, noch kann ich aus Ihren Angaben verbindliche Aussagen treffen. Soweit und so gut es mir möglich ist, werde ich versuchen, Ihnen hoffentlich ein wenig weiterhelfen zu können.
Hass ist eine sehr starke Emotion und wie jede andere Emotion, versuchen diese uns in unserem Leben auf Kurs zu halten d. h., entweder um uns vor etwas zu beschützen oder um uns gesellschaftlich zu integrieren. Wir brauchen Emotionen, ohne diese, wären wir nicht lange lebensfähig.
Zunächst würde ich sagen, dass das, was Sie fühlen kein Grund sein sollte, sich dafür zu schämen. Ich verstehe jedoch diese Scham, die Sie dazu begleitet, denn schließlich hasst man keine Menschen und soll immer nett sein. Aber diese Ansicht teile ich nicht. Versuchen Sie zunächst dieses Gefühl so wie es ist, anzunehmen. Es ist in Ihr Leben getreten und es hat eine bestimmte Funktion / Aufgabe, die vielleicht nicht sofort erkennbar ist. Sie fühlen sich dadurch belastet und versuchen dieses Gefühl „wegzumachen“. Was auch verständlich ist aber vermutlich auf lange Sicht nicht helfen wird und vielleicht an anderer Stelle mit einem ganz anderen Erscheinungsbild auftauchen könnte. Und es könnte sein, dass sich unter Ihrem Hass vielleicht etwas Anderes mitteilen möchte.
Soviel zur Theorie und meinen Vermutungen. Nun lassen Sie uns schauen, wie wir uns pragmatisch Ihrem Anliegen nähern können. Dazu können u. a. zunächst Fragen helfen, die Ihr Denken und Fühlen hinterfragen.
Welchen Menschenschlag genau meinen Sie? Vielleicht könnten Sie für sich zunächst skizzieren, was genau diesen Menschenschlag ausmacht. Was genau muss passieren, damit Sie Ihren tiefen Hass spüren? Was passiert in den Momenten, wenn Sie Ihren Hass spüren? Gibt es da vielleicht eine bestimmte Geste, eine Handlung oder ist es vielleicht die Art, wie diese Menschen mit Ihnen umgehen, Sie ansehen, mit Ihnen sprechen? Versuchen Sie hier bitte so präzise wie möglich eine Beschreibung zu finden. Was meinen Sie z. B. mit antisozial? Es geht nicht um die Definition, sondern eher um Ihre Wahrnehmung auf dieses Verhalten.

Sie schreiben, dass Sie sich aufgrund dieses Menschenschlags immer weiter zurückziehen, um diesen nicht begegnen zu müssen. Wie geht es Ihnen mit dieser selbstauferlegten Isolation? Befinden sich viele Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie meiden möchten? Gibt es Menschen, denen Sie zugeneigt sind? Mit denen Sie gerne Zeit verbringen, in Gesellschaft sind? Wo und mit wem fühlen Sie sich wohl?

Versuchen Sie bitte folgende Fragen für sich zu beantworten:
- Gab es ein Ereignis / eine bestimmte Situation dazu, dass dieses Gefühl aufgetaucht ist?
- Wird dieses Gefühl einer bestimmten Person zugeordnet?
- Wie genau macht sich dieses Gefühl bemerkbar?
- Ist es fortwährend da? Oder zu bestimmten Zeiten?
- Haben Sie das Gefühl, dieses Gefühl / dieser Gedanke drängt sich Ihnen auf?
- Woher wissen Sie, dass sich Menschen nicht ändern?

Je nach Stärke Ihres empfundenen Leidensdrucks, könnte ich mir vorstellen, dass Ihnen eine psychologische Beratung oder auch eine Psychotherapie weiterhelfen könnte. Die Therapieform lässt sich an dieser Stelle anhand der wenigen Informationen nicht genau erkennen. Aber ich denke, Ihnen könnte es sehr helfen, wenn Sie jemanden hätten, dem Sie sich anvertrauen können, um darüber offen zu reden und der Ihnen hilft, Ihr Anliegen auch aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Sie versuchen im Moment damit alleine klarzukommen, was Sie jedoch überfordert und im Grunde gedanklich nur im Kreis laufen lässt.

Wenn ich abschließend eine Anmerkung machen darf: Mit Ihnen ist nichts falsch. Sie sind gut, wie Sie sind. Bleiben Sie weiterhin so mutig!
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen und wünsche Ihnen alles Gute.

Christa Özcan

Bewertung durch den Fragensteller:





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