Gefühle von Zerrissenheit und Unruhe

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe anonym,

danke für Deine Zuschrift, die wirklich sehr gedrängt, fast gehetzt klingt. Du stehst unter großem Druck: Die Pubertät hat Dich voll im Griff, Körper und Seele machen einen großen Wandlungs- und Entwicklungsschritt, und dazu kommt der Leistungsdruck in der Schule. Vielleicht ist es das Gefühl, daß nichts mehr so 'einfach', so 'leicht' ist, wie noch vor wenigen Jahren.

Der wichtigste Punkt, den Du ansprichst, ist die Hoffnung! In der Tat ist es so, daß das Fahrwasser in aller Regel auch wieder ruhiger wird, wenn bestimmte Schritte vollzogen sind. Es hört sich bei Dir beinahe so an, als würdest Du ständig 'in den Startlöchern' stehen und auf den Startschuß warten bezüglich Umzug, Arbeit und Freund. Damit könnte ich auch gut Deine Hyperaktivität, Unruhe und Schlaflosigkeit verbinden.

Dementsprechend könnte es sinnvoll sein, trotz der vielen Dinge, die in nächster Zeit auf Dich zukommen, entspannter zu werden. Stell Dir vor, alles würde sich fügen, zur rechten Zeit kommen! Um zu einer solchen Gelassenheit zu kommen, empfehle ich Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation. Es gibt online- und CD-Anleitungen, am besten lernen sich diese Techniken aber mit persönlicher Anleitung, z. B. in der VHS oder über die Angebote der Krankenkassen.

Auch vegetative und körperliche Beschwerden wie Unruhe, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen etc. sind damit oftmals gut in den Griff zu bekommen, ohne Medikamente zu nehmen.

Solltest Du wieder Suizidgedanken haben, wende Dich bitte an die Telefonseelsorge (Tel. 0800 111 0 111). Dort kannst Du Dir Luft machen und alles aussprechen, was Dir Angst macht und auf der Seele liegt, erfahrene und kompetente Gesprächspartner hören Dir aufmerksam zu.

Die Ungeduld, die Du beschreibst ('...noch ein Jahr warten...!'), ist wohl typisch für jugendliches Alter! Der Moment erscheint als Ewigkeit; 'wenn es doch nur endlich soweit wäre...' - Wahrscheinlich liegt der Sinn von Kindheit und Jugend letzten Endes darin, Geduld zu lernen, festzustellen, daß Dinge geschehen und der Augenblick, der Moment, das Wichtige ist.

Der Arzt hat keine Krankheiten bei Dir feststellen können, darüber kannst Du Dich sehr freuen! Führe ein Tagebuch, in dem Du nicht nur Ereignisse notierst, sondern die Gefühle und Empfindungen, die Du an dem Tag hattest, auch kurze Momente. Das wird Dir die Zeit verkürzen und - wenn Du immer wieder einmal hineinschaust - Dir einen 'Überblick' über Dein Selbstbild verschaffen. Je besser und genauer Du Dich selbst wahrnehmen kannst, desto vertrauensvoller kannst Du anderen gegenüber auftreten, eine gute Voraussetzung für einen Freund!

Mit herzlichen Grüßen

Dein

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -

Bewertung durch den Fragensteller:
Eine Antwort die mir sehr weiter geholfen hat.