Folgen häuslicher Gewalt für Jugendliche
Max (m, 21) aus Ingolstadt : Seit meiner Kindheit bin ich immer wieder mit Häuslicher Gewalt konfrontiert worden, da mein Vater ein extremer Alkoholiker war. Es gab täglich Streitigkeiten zwischen meinem Vater und meiner Mutter. Ich musste auch öfter dazwischen gehen. Es gab immer wieder Geldprobleme und sehr viele Umzüge und Schulwechsel wodurch ich öfters wechselnde Freundeskreise hatte. Das Ganze ging seit meiner Geburt bis ich 16 Jahre alt war so. Mein Vater ist jetzt seit 5 Jahren nüchtern und unsere Verhältnisse und Lebensqualität haben sich stark gebessert, allerdings hab ich noch nie mit ihm über damals geredet. Die eigentliche Frage die ich jetzt stellen möchte ist ob ich mich einer psychologischen Untersuchung unterziehen sollte da es mir Sorgen bereitet dass meine Vergangenheit evtl. meine Zukunft behindern könnte. Außerdem weiß ich nicht ob meine Verhaltensweise und Denkweise „Normal“ sind. Das einzige was mir bis jetzt aufgefallen ist das ich mich so gut wie garnicht an meine Kindheit erinnere und meine Emotion so gut wie gar nicht zeige. Ich hoffe Sie können mir da einen guten Rat geben und bedanke mich schon im Voraus!
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Lieber Max,
vielen Dank, dass Sie sich an uns wenden. Ihre Frage möchte ich auf diesem Wege beantworten.
Sie haben ja schon sehr genau beschrieben, wie Ihre Jugend verlaufen ist und dass durch familiäre Probleme eine sehr belastende Situation für Sie entstanden ist. Wahrscheinlich haben Sie oftmals auch Ihre Mutter vor den Übergriffen Ihres Vaters schützen müssen und hatten durch die von Ihnen geschilderten, oftmaligen Umzügen auch nicht die Möglichkeit, einen festen und dauerhaften Freundeskreis aufzubauen, in dem Sie Halt finden konnten.
Dies wurde natürlich auch noch mit dem häufigen Schulwechsel verstärkt; somit waren Sie dann eigentlich durchgehend “entwurzelt” und haben immer nur die Probleme Ihrer Eltern (speziell Ihres Vaters) “auffangen” müssen.
Die emotionale “Zurückgezogenheit” resultiert aus Ihren Erlebnissen in der Jugend und dient Ihnen als Schutzmechanismus. Sie haben sehr viel emotionale Energie in diese Zeit investiert, waren aber als junger Mensch völlig überfordert und haben ständig versucht, die Situation in Ihrem Zuhause unter Kontrolle zu bringen. Dies wäre natürlich die Aufgabe Ihrer Eltern gewesen. Irgendwann setzt dann ein “Verdrängungsmechanismus” ein; die Psyche möchte diese Erlebnisse und Erinnerungen ausblenden. Als Folge findet dann das statt, was Sie sehr gut an sich beobachtet haben: Sie erinnern sich nicht mehr an viele (oft auch traumatische Erlebnisse) Begebenheiten Ihres Lebens und haben Ihre Emotionen so weit unter Kontrolle, damit Sie nicht wieder verletzt werden. Hierbei handelt es sich dann um einen (Ihren) Selbstschutz.
Ihre Verhaltensweisen und Ihre Wünsche, die ganze Situation unter dem Aspekt Ihres weiteren Lebens zu “beleuchten” halte ich für eine sehr gute Idee.
Der Psychologe, oder Berater, wird Sie auch nicht “untersuchen”, sondern wird mit Ihnen Gespräche über Ihre Vergangenheit führen, in denen Sie bestenfalls das Erlebte besprechen und analysieren werden.
Da Sie schilderten, dass sich auch die häusliche Situation wesentlich verbessert hat, wäre unter Umständen auch irgendwann ein behutsames Gespräch mit Ihrem Vater (oder beiden Elternteilen) ein Weg, Ihre Situation im Kontext mit Ihrer Familie zu besprechen. Dies sollte aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Wichtig ist m.E., dass Sie jetzt tatsächlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, damit dieser Ballast Sie nicht an Ihrem weiteren Leben hindert.
Ich hoffe, daß ich Ihnen ein paar erste Gedanken und Vorschläge zur weiteren Umgehensweise mit der Situation geben konnte. Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch weiterhin gerne kostenfrei unter e- mail: merkle.mediator@googlemail.com zur Verfügung. Im Gegenzug würde ich mich über eine Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Antwort sehr freuen.
Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen
und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater
Oliver Merkle
vielen Dank, dass Sie sich an uns wenden. Ihre Frage möchte ich auf diesem Wege beantworten.
Sie haben ja schon sehr genau beschrieben, wie Ihre Jugend verlaufen ist und dass durch familiäre Probleme eine sehr belastende Situation für Sie entstanden ist. Wahrscheinlich haben Sie oftmals auch Ihre Mutter vor den Übergriffen Ihres Vaters schützen müssen und hatten durch die von Ihnen geschilderten, oftmaligen Umzügen auch nicht die Möglichkeit, einen festen und dauerhaften Freundeskreis aufzubauen, in dem Sie Halt finden konnten.
Dies wurde natürlich auch noch mit dem häufigen Schulwechsel verstärkt; somit waren Sie dann eigentlich durchgehend “entwurzelt” und haben immer nur die Probleme Ihrer Eltern (speziell Ihres Vaters) “auffangen” müssen.
Die emotionale “Zurückgezogenheit” resultiert aus Ihren Erlebnissen in der Jugend und dient Ihnen als Schutzmechanismus. Sie haben sehr viel emotionale Energie in diese Zeit investiert, waren aber als junger Mensch völlig überfordert und haben ständig versucht, die Situation in Ihrem Zuhause unter Kontrolle zu bringen. Dies wäre natürlich die Aufgabe Ihrer Eltern gewesen. Irgendwann setzt dann ein “Verdrängungsmechanismus” ein; die Psyche möchte diese Erlebnisse und Erinnerungen ausblenden. Als Folge findet dann das statt, was Sie sehr gut an sich beobachtet haben: Sie erinnern sich nicht mehr an viele (oft auch traumatische Erlebnisse) Begebenheiten Ihres Lebens und haben Ihre Emotionen so weit unter Kontrolle, damit Sie nicht wieder verletzt werden. Hierbei handelt es sich dann um einen (Ihren) Selbstschutz.
Ihre Verhaltensweisen und Ihre Wünsche, die ganze Situation unter dem Aspekt Ihres weiteren Lebens zu “beleuchten” halte ich für eine sehr gute Idee.
Der Psychologe, oder Berater, wird Sie auch nicht “untersuchen”, sondern wird mit Ihnen Gespräche über Ihre Vergangenheit führen, in denen Sie bestenfalls das Erlebte besprechen und analysieren werden.
Da Sie schilderten, dass sich auch die häusliche Situation wesentlich verbessert hat, wäre unter Umständen auch irgendwann ein behutsames Gespräch mit Ihrem Vater (oder beiden Elternteilen) ein Weg, Ihre Situation im Kontext mit Ihrer Familie zu besprechen. Dies sollte aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Wichtig ist m.E., dass Sie jetzt tatsächlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, damit dieser Ballast Sie nicht an Ihrem weiteren Leben hindert.
Ich hoffe, daß ich Ihnen ein paar erste Gedanken und Vorschläge zur weiteren Umgehensweise mit der Situation geben konnte. Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch weiterhin gerne kostenfrei unter e- mail: merkle.mediator@googlemail.com zur Verfügung. Im Gegenzug würde ich mich über eine Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Antwort sehr freuen.
Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen
und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater
Oliver Merkle
Bewertung durch den Fragensteller: 
Vielen Dank für Ihre ausführliche und schnelle Antwort! Hat mir sehr geholfen und ich werde nun einen Therapeuten aufsuchen. Bleiben Sie gesund!
Vielen Dank für Ihre ausführliche und schnelle Antwort! Hat mir sehr geholfen und ich werde nun einen Therapeuten aufsuchen. Bleiben Sie gesund!
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