Bin ich nur faul oder ein schlechter Mensch?
Sun (w, 31) aus Hamburg: Hallo,
ich lebe in meinem Elternhaus. Im Mai letzten Jahres hatte meine Mutter einen Schlaganfall und ist seither linksseitig eingechränkt bewegungsfähig, sie kann bspw. ihre Finger und das Handgelenk gar nicht bewegen.. Mein Vater (vor einem Monat gestorben, 71 Jahre, Herzversagen, in meinen Armen) war depressiv und kam nach kurzer Bewegung aus der Puste.. Seit dem Schlaganfall hat sich mein Leben komplett verändert. Ich lebe in ständiger Angst um meine Mum, wenn ich bei der Arbeit bin, eben weil ich nicht da wäre, wenn etwas passiert. Und ich kann mich mit diesem tapsigen Gehen und dem gelähmten Arm überhaupt nicht anfreunden, eher nervt es mich so sehr, dass ich teils wirklich aggressiv bin und absolut genervt, nur wenn ich sie schon sehe. Ich habe Angst vor mir selbst, weil ich mich so einfach nicht kenne. Wir haben ein eigenes Haus mit 1200qm Grundstück und ich muss den Rasen mähen, die Hecke schneiden, jetzt Schnee schippen, ihr das Essen klein schneiden,... Ab und zu kam meine Schwester vorbei und hat die Dinge getan. Sie ist ganz anders, sie betutert meine Mum immer richtig und macht und tut wenn sie hier ist.. Und ich, ich komme von der Arbeit, mache mein Notebook an, lege mich davor und mache den ganzen Tag nichts mehr, außer wenn man wirklich nicht mehr drumrum kommt...
Warum bin ich nur so faul geworden und warum so genervt und teils angewidert von meiner Mutter? Ist das zu erklären? Ich war ja nicht immer so.. Oder bin ich einfach nur ein schlechter Mensch geworden?..
ich lebe in meinem Elternhaus. Im Mai letzten Jahres hatte meine Mutter einen Schlaganfall und ist seither linksseitig eingechränkt bewegungsfähig, sie kann bspw. ihre Finger und das Handgelenk gar nicht bewegen.. Mein Vater (vor einem Monat gestorben, 71 Jahre, Herzversagen, in meinen Armen) war depressiv und kam nach kurzer Bewegung aus der Puste.. Seit dem Schlaganfall hat sich mein Leben komplett verändert. Ich lebe in ständiger Angst um meine Mum, wenn ich bei der Arbeit bin, eben weil ich nicht da wäre, wenn etwas passiert. Und ich kann mich mit diesem tapsigen Gehen und dem gelähmten Arm überhaupt nicht anfreunden, eher nervt es mich so sehr, dass ich teils wirklich aggressiv bin und absolut genervt, nur wenn ich sie schon sehe. Ich habe Angst vor mir selbst, weil ich mich so einfach nicht kenne. Wir haben ein eigenes Haus mit 1200qm Grundstück und ich muss den Rasen mähen, die Hecke schneiden, jetzt Schnee schippen, ihr das Essen klein schneiden,... Ab und zu kam meine Schwester vorbei und hat die Dinge getan. Sie ist ganz anders, sie betutert meine Mum immer richtig und macht und tut wenn sie hier ist.. Und ich, ich komme von der Arbeit, mache mein Notebook an, lege mich davor und mache den ganzen Tag nichts mehr, außer wenn man wirklich nicht mehr drumrum kommt...
Warum bin ich nur so faul geworden und warum so genervt und teils angewidert von meiner Mutter? Ist das zu erklären? Ich war ja nicht immer so.. Oder bin ich einfach nur ein schlechter Mensch geworden?..
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Sun,Hut ab, sage ich nur, vor Ihnen und Ihrer Leistung!
Nicht nur, dass Sie all die Aufgaben um Haus und Garten zu Ihrer täglichen Arbeit hinzu schultern, nein, Sie haben auch noch eine pflegebedürftige Mutter zu versorgen und den Vater in seiner Todesstunde begleitet. Ehrlich gesagt, das würde jeden in die Knie zwingen. Meine Meinung dazu ist, dass Sie total überfordert sind und nach der Arbeit logischerweise nichts mehr auf die Reihe bekommen.
Der Tod Ihres Vaters ist wahrscheinlich noch nicht verarbeitet und hat Sie mit Ihrer eigenen Endlichkeit konfrontiert. Auch der Schlaganfall Ihrer Mutter und seine Folgen erinnern Sie unbewußt an die Möglichkeit von Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Tod und daher sind Sie aggressiv. Dahinter steckt vermutlich eine große Angst, die Sie ja eigentlich auch beschreiben, die Angst um die Mutter, wenn Sie in der Arbeit sind. Die Angst davor, wie schnell es gehen kann und alles ist anders, das ganze Leben ist auf den Kopf gestellt...
Für Sie wäre eine Unterstützung dringend notwendig. Z.B. dass Ihre Schwester regelmäßig hilft, auch bei der Hausarbeit und im Garten und nicht nur hin und wieder verbeikommt. Da kann sie leicht nett sein und Ihre Mama betüteln, sie hat nicht die ganze Verantwortung an der Backe. Sie ist doch später bestimmt Miterbin und partizipiert dann von allem? Außerdem bräuchten Sie Zeit für sich, die Sie guten Gewissens nehmen können, Sie sind nicht faul und auch kein schlechter Mensch, sondern überlastet. Eine Entspannungsmethode wie Autogenes Training oder Muskelentspannung nach Jacobsen oder ein Hobby, das Sie interessiert, wären meine Ideen. Sollte Ihre Schwester nicht helfen können oder wollen, kann vielleicht ein ambulanter Pflegedienst einspringen, ich denke, Ihre Mutter bekommt eine Pflegestufe und damit Geld aus der Versicherung.
Bestimmt haben Sie eine Vorstellung, wie Ihr Leben verlaufen soll, evtl. eine Familie oder Karriere oder beides. Nun ist das momentan alles nicht möglich und daher ist es wichtig, auch an sich selbst zu denken und sich nicht total aufzuopfern, sondern um Hilfe bitten. Psychologische Beratung zur Unterstützung stelle ich mir auch vor, aber das entscheiden Sie selbst.
Liebe Sun, ich wünsche Ihnen schnelle Hilfe und eine positive Veränderung Ihrer Lage!
Herzliche Grüße
Claudia Schmitt
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Bitte bewerten Sie meine Antwort, danke!
Bewertung durch den Fragensteller: 
Online-Beratung
Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...
Therapeuten
Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...
Beliebt auf Psychomeda
Social Feed
Folgen Sie uns auf Twitter
Qualität
Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter