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Angst vor der Zukunft

oktober63 (w, 48) aus Altenstadt: Ich 48 J. Mit 1 Tochter, 15 J., bin jetzt über 1 Jahr getrennt. Habe schreckliche Existenzangst. Dachte, ich bekomme locker einen Vollzeit-Job, jedoch belehrt mich das Leben eines besseren. Habe noch einen Midi-Job und bekomme zur Zeit noch Geld vom Noch-Mann. Meine Tochter geht seit ca. 1 Jahr in die Lehre. In zwei Jahren denke ich, bekomme ich kein Kindergeld und Unterhalt mehr für sie.

Ich habe so eine schreckliche Angst, bin wie paralysiert?, mittlerweile habe ich Herzschmerzen, mich verkrampft der Oberkörper. Meine Tochter ist hoch pubertierend. Drückt sich sehr in Respektlosigkeit mir gegenüber aus. Alles in allem ist mein Leben immer nur kompliziert. Habe zwar einen lieben Freund, der mir sehr viel hilft und mir beisteht. Wodurch ich wieder schlimme Schuldgefühle bekomme, mein Noch-Mann und vieles mehr.

Wie soll ich nur alleine mit so viel Problemen umgehen, bleibt mir ja nichts anderes übrig, jedoch merke ich jetzt, daß mein Körper schwächelt. Herzschmerzen, Brust drückt, muss nach Luft schnappen, und so komisch wie schwindelig auf den Beinen.

Soll ich die Scheidung einreichen? Habe Angst vor den Konsequenzen, da mein Mann sehr dominant und mit allen Wassern gewaschen ist, der wird das vorhandene Geld schon verschwinden lassen.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe oktober63,

danke für Ihre ausführliche Zuschrift, der Ihre Angst und Ihre Sorgen deutlich anzumerken sind. Sie befinden sich ganz offensichtlich in einer 'Tiefphase' Ihres Lebens, alles scheint zu 'verschwinden': Ihre Arbeit, Ihr Geld, der Respekt Ihrer Tochter, dann Ihre Tochter selbst (wenn Sie erwachsen wird), Ihr Mann. All das sind wichtige Aspekte des Lebens, des Selbstverständnisses; sie zu verlieren, macht praktisch jedem Menschen große Angst.

Auf der 'Haben-Seite' stehen Sie selbst: Sie haben den Wunsch nach Beziehung, sowohl zu Ihrem Freund als auch zu Ihrer Tochter. Sie haben den Wunsch nach Arbeit und Selbstbestätigung. Ich bin überzeugt, daß Sie über viele weitere Ressourcen verfügen, die Sie vielleicht erst noch entdecken müssen.

Wenn Sie überlegen, ob Sie sich scheiden lassen sollen, überlegen Sie bitte vorher, was genau Sie jetzt mit Ihrem Mann verbindet und warum Sie diese Verbindung halten wollen. Ich habe den Eindruck, daß es viel weniger um das Geld geht, als Sie es beschreiben. Ihre Sorge ums Geld scheint mir eher auszudrücken, daß Sie damit Ihren Mann 'halten' können, wenigstens ein bißchen, denn Ihre Furcht, 'alles' zu verlieren, ist noch viel größer.

Scheidungsrichter sind sehr 'blickig', sie können sehr gut nachvollziehen, wo Geld ist und wie es verteilt gehört. Informieren Sie sich bei einem Scheidungsanwalt über alle Notwendigkeiten, dies könnte Ihnen mehr Sicherheit und Gelassenheit verschaffen.

Haben Sie einmal daran gedacht, sich in ein Ehrenamt einzubringen? Auch, wenn Sie sich im Augenblick von einem solchen Gedanken vielleicht überfordert fühlen: Schon ein paar Stunden Hilfe, die ich einer anderen Person zuteil werden lasse, stärken das eigene Selbstwertgefühl deutlich und verschaffen viel mehr Energie, als ich darin investiere. Googeln Sie einfach 'Ehrenamt + (Ihren) Wohnort'.

Sprechen Sie offen mit Ihrer Tochter, daß Sie sich traurig und hilflos fühlen. Bleiben Sie dabei in der Ich-Form: Werfen Sie Ihrer Tochter nichts vor, sondern beschreiben Sie einfach, was in Ihnen vorgeht. Und versuchen Sie zu akzeptieren, daß Ihre Tochter eigene Wege gehen muß, um erwachsen zu werden und ihre Respektlosigkeit vielleicht auch auf Verzweiflung und Angst beruht.

Hinsichtlich Ihrer körperlichen Mißempfindungen sollten Sie nach einer ärztlichen Abklärung versuchen, so viel wie möglich aktivierende Tätigkeiten zu betreiben, z. B. Schnelles Spazierengehen und Schwimmen. Suchen Sie sich dazu am besten eine Gruppe, z. B. über die Volkshochschulen. Dort lernen Sie auch neue Menschen kennen, was immer einen positiven Effekt auf das eigene Befinden ausübt.

Ihre Situation ist schwer, doch ich bin überzeugt, daß Sie Möglichkeiten finden werden, aktiv zu werden. Es ist paradox, aber gerade im Zustand der größten Erschöpfung kann Aktivität das beste 'Heilmittel' sein, zu erfahren, etwas selbst gestalten zu können, setzt neue Energien frei!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
Lieben Dank





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