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Anerkennung durch meine Mutter und Harmonie in der Beziehung zur Familie

J.M. (w, 35) aus mannheim: Seitdem ich glücklich verheiratet und selbst Mutter bin, scheitert die Beziehung zu meiner Mutter und zu meiner älteren Schwester immer mehr. Die Beziehung war früher gut, nicht perfekt, aber doch irgendwie gut. Ich denke ab gewissem Alter versteht man einiges, was in der Kindheit war, anders. Und ich habe nach und nach verstanden, dass meine Schwester damals ihr Leben lang in unserem Elternhaus eifersuchtig auf mich war: ich war angeblich mehr geliebt. Jetzt zieht sie die Mutter mit allen Mitteln an sich und sie folgt ihr. Die Frage ist: wie kann ich den wachsenden Konflikt lösen, wenn niemand von den Beiden mit mir darüber reden will, wenn jeder von den beiden sich im Recht sieht? Ich bin traurig, weil ich mich nach Harmonie und Anerkennung in der Beziehung mit meiner Mutter sehne und jedes mal wenn ich mit ihr rede, rede ich wie mit einem fremden Menschen.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe J. M.,

wie Sie selber schildern, geht es hier nicht nur um die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Mutter, sondern auch um die Beziehung zwischen Ihrer älteren Schwester und Ihnen.
Ihre Beziehung beschreiben Sie in einer früheren Zeit als 'gut', sie habe sich erst geändert, seit Sie verheiratet sind und selber Mutter geworden sind.

Es geht aus Ihrer Anfrage nicht hervor, ob es sich bei der Eifersucht Ihrer Schwester um Ihr Empfinden handelt, dass sich aufgrund eines Reifeprozesses für Sie nun herauskristallisiert hat oder ob Ihre Schwester dies jemals ausgesprochen hat.
Unabhängig hiervon ist es verständlicherweise schwer, wenn ein Kind das Gefühl hat, die Schwester würde bevorzugt oder gar mehr geliebt. Der Schmerz bei Ihrer Schwester – die Eifersucht – ist dann real vorhanden, unabhängig davon, ob es der Realität entspricht, dass Ihre Eltern jemals Unterschiede zwischen Ihnen beiden gemacht haben.

Nun haben Sie das Gefühl, Ihre Schwester würde ein stärkeres Band zwischen sich und Ihrer Mutter knüpfen und Ihre Mutter folgt diesem Streben. Ich kann mir denken, dass das auch für Sie eine schmerzhafte Erfahrung ist. Gerade jetzt, wo Sie selber Mutter sind und sicherlich das innige Bedürfnis verspüren, Ihrem Kind alle Liebe zu geben, die sie geben können. Es ist verständlich, dass Sie sich dann fragen, ob Ihre Mutter Ihnen nicht auch diese Liebe geben kann oder ob sie sie lediglich der Schwester geben kann.

Es ist schwierig, dieses Thema in Ihrer Familie anzusprechen. Es gehört von Ihrer Seite auch sehr viel dazu, dies mit beiden besprechen zu wollen und ich sehe hier viel Kraft, die Sie in diesen Wunsch legen. Umso mehr sind Sie nun enttäuscht, weil Ihr Gesprächswunsch nicht angenommen wird.

Bei einer starken emotionalen Betroffenheit fällt es mitunter schwer, sein Anliegen ohne Vorwurf zu formulieren. Wenn Sie beispielsweise Ihrer Mutter sagen, sie verbringe mehr Zeit mit Ihrer Schwester, kommt dies als Vorwurf bei der Mutter an. Dies ist nicht der Fall, wenn Sie Ihren Wunsch äußern, ohne eine Wertung abzugeben.
Wenn Sie ihr z.B. sagen: 'Wir haben uns im letzten Monat dreimal gesehen' – das ist dann eine Beobachtung.
Wenn Sie ihr sagen: 'Wir haben uns im letzten Monat NUR dreimal gesehen' - ist das eine Wertung.
Im Anschluss sollten Sie dann Ihren Wunsch / Ihr Bedürfnis äußern. So ungefähr wie: 'Ich würde sehr gerne mehr Zeit mit Dir verbringen und es würde mich sehr glücklich machen, wenn wir zwei wieder enger beieinander wären. Ich bin sehr unsicher, weil ich gerne von dir beachtet werden möchte.'

Diese Form ist anfänglich sehr gewöhnungsbedürftig, aber eine Kommunikation ohne Vorwürfe und ohne Wertung bringt Sie und Ihre Familie näher an die Gefühle heran und es fällt einem dann leichter, sich zu öffnen.

Hilfreich ist es, wenn Sie sich im Vorfeld vielleicht ein paar Punkte tatsächlich notieren und dann überlegen, ob Sie darin versteckt eine Wertung (gut / schlecht) oder einen Vorwurf finden.

Wenn Sie eine Bitte an Ihre Mutter oder an Ihre Schwester formulieren, ist es nur dann eine echte Bitte, wenn beide die Möglichkeit haben, auch „Nein“ zu sagen.

Diese Art der Kommunikation erfordert viel Übung und funktioniert nicht von heute auf morgen, aber es ist es allemal wert, sie immer wieder auszuprobieren. Manche Prozesse brauchen ihre Zeit.

Ich wünsche Ihnen gute Gespräche mit Ihrer Mutter und mit Ihrer Schwester und hoffe, dass sich Ihr Bedürfnis nach Harmonie und Anerkennung erfüllt.

Tatjana Hartmann-Odemer
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Systemische Beratung
68775 Ketsch
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die Beratung, besonders für den Vorschlag

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