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Eine Affäre - Spiel oder Ernst?

Sternchen (w, 25) aus Dresden: Hallo. Ich (25) habe vor ca. drei Monaten eine Affäre mit einem verheirateten Mann (45) begonnen. Er hat zwei Kinder. Wir haben uns im Krankenhaus kennengelernt. Ich fand ihn von Anfang an sehr anziehend. Irgendwann sind wir uns näher gekommen. Die Initiative ging von mir aus, aber er ist darauf eingestiegen. Seitdem haben wir uns öfter getroffen. Er hat mich überall hin eingeladen und wir hatten wunderschöne Nächte im Hotel verbracht. Wir haben viel geredet und gekuschelt. Als ich ihm gesagt habe, dass ich nach der Entlassung keinen weiteren Kontakt mehr zu ihm haben möchte, war er traurig und hat geweint. Er möchte mich weiterhin treffen und mit mir Zeit verbringen (kein Sex).

Ich bin nicht abgeneigt und möchte ihn auch unbedingt weiter sehen und die Zeit mit ihm genießen. Er ist ein toller Mann. Ich weiß jedoch nicht, wie das ganze enden soll. Wir haben weiterhin unseren Spaß? Was ist, wenn sich einer von beiden verliebt? Und vor allem... wie kann ein Mann, der ein echt toller Familienvater ist etc. und seine Frau scheinbar liebt, sich so schnell auf dieses Spiel einlassen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sternchen,

ich danke Ihnen für Ihre Zuschrift, bin allerdings ratlos, worum es Ihnen geht. Sie schreiben sehr romantisch getönt von Ihrer 'Affäre' zu einem verheirateten und deutlich älteren Mann, die Sie offenbar von Anfang an als ein Spiel, als eine Episode angesehen haben und scheinen jetzt verwundert zu sein, daß dieser Mann - den Sie noch dazu bewundern - ernsthafte Gefühle für Sie zu entwickeln scheint. Mir wird nicht klar, welche Gefühle in Ihnen wirken, denn einerseits haben Sie die Beziehung forciert und können sich eine Fortsetzung vorstellen, andererseits sind Sie auch diejenige, die den Kontakt beenden will/wollte und gleichzeitig prospektiv in die Zukunft schaut. Dazu kommt die latente Abwertung Ihres Partners, indem Sie sein Verhalten, das Sie genießen, hinsichtlich seines übrigen Lebens als fragwürdig einschätzen.

Kann es sein, daß Sie selbst sehr unentschlossen sind hinsichtlich Ihres Bildes von Sexualität und Partnerbeziehung? Offensichtlich fällt es Ihnen leicht, schnell einen intensiven emotionalen Kontakt entstehen zu lassen und diesen auch wieder zu beenden. Daß auch kurze Episoden wie die von Ihnen beschriebene in einer Person - hier bei Ihrem Partner - tiefergreifende Fragestellungen und auch Verwirrungen auslösen können, erscheint Ihnen dann als Verwirrung, vielleicht sogar als Schwäche, mit dem Ergebnis, daß Ihnen die Lösung von einem solchen Partner dann leichter möglich ist.

Der große Altersunterschied ist für mich ebenfalls sehr bedeutend: Sie sind noch sehr jung, Ihr Partner befindet sich hingegen in der zweiten Lebenshälfte. Der Blick aufs Leben, auf Wünsche und Ängste verändert sich massiv in der zweiten Lebenshälfte. Vermutlich sieht Ihr Partner in Ihnen etwas, was Sie in Ihrer jetzigen Lebensphase nicht erfassen können.

Sollten Sie also entschlossen sein, Ihren Kontakt fortzusetzen, werden Sie akzeptieren müssen, daß Ihr Partner eine 'andere seelische Sprache' spricht als Sie und sein Leben in einer Art gestaltet, die sich Ihren Auffassungen von 'richtig & falsch' etc. entzieht. Sie haben vielleicht im Augenblick das Gefühl, die 'Fäden in der Hand zu halten' und die Beziehung steuern zu können bzw. über Ihren Partner urteilen zu können. Achten Sie auf sich in der Hinsicht, daß Sie keine Ziele verfolgen, die für Ihren Partner überhaupt keinen Wert besitzen und die Ihnen schaden könnten.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -

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