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Ärger mit dem Chef

Anonym1807 (m, 18) aus Mittelfranken: Guten Tag, ich bin im ersten Lehrjahr und bekomme von meinem Chef nie ein Lob. Er sagt andere Azubis sind besser und machen schon dies und das. Andere Kollegen sagen zu mir, dass ich mich sehr gut anstelle, nur dieser Chef meckert immer an mir rum. Ich mache auch viele Sachen sehr gut, doch dann sagt er nie was. Ich komm damit einfach nicht klar. Ich beeile mich immer sehr und mache alles unter Zeitdruck so gut es geht. Aber nein, die anderen sind immer besser. Ich halte es nicht mehr aus. Jeden Tag aufs Neue. Wenn er Dienst hat, weiß ich: der Tag wird grausam. Er erklärt mir alles so, als ob ich ein Vollidiot wäre. Wenn ich Fragen habe sagt er:'du zeigst kein Interesse sonst würdest du es wissen etc.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Anonym1807,
ich kann mir gut vorstellen, dass die Situation auf der Arbeit Sie sehr belastet und an Ihrem Selbstwertgefühl nagt. Auch Ihre Gefühle, die Sie am Ende Ihrer Nachricht beschreiben sind da nur allzu verständlich und nachvollziehbar.
Sie beschreiben, dass Sie sich viel Mühe geben und sich sehr anstrengen und sich von Ihrem Chef überhaupt nicht gesehen fühlen, sondern im Gegenteil, Sie fühlen sich kritisiert und auch ungerecht behandelt.
In einer Ausbildung stehen Sie als Auszubildender immer in einem Machtverhältnis zu Ihren Vorgesetzten, dies ist auch ganz normal. Wenn es jedoch zu einem solchen Ungleichgewicht kommt, wie Sie es beschreiben, dann wird die Belastung auf Dauer nicht für Sie zu ertragen sein.
Sie schreiben, Sie wären im ersten Lehrjahr, dies bedeutet wahrscheinlich, dass Sie noch gut 2 Jahre Ausbildung vor sich haben und sicher wollen und können Sie nicht noch 2 Jahre jeden Tag mit solchen Gefühlen zur Arbeit gehen. Daher ist es wichtig nach einer Lösung für dieses Problem mit Ihrem Chef zu suchen.
Ein Klärungsversuch wird sicherlich nur im direkten Gespräch mit Ihrem Chef möglich sein. Doch ich vermute es könnte für Sie eine unüberwindliche Hürde sein, das Gespräch mit Ihrem Chef zu suchen, um Ihm mitzuteilen, wie es Ihnen in der Ausbildung geht.
Daher macht es Sinn sich Hilfe zu suchen: gibt es in Ihrem Betrieb einen Ansprechpartner für die Auszubildenden, den Sie ins Vertrauen ziehen können?
Wenn es dort niemanden gibt können Ihnen vielleicht Ihre Eltern helfen das Gespräch zu suchen?
Sie können sich auch an Ihre Beratungslehrer in der Berufsschule wenden und um Hilfe bitten.
Wenn Sie in einem handwerklichen oder kaufmännischen Beruf lernen, können Sie sich auch an die Handwerks- oder Handelskammer wenden. Auch dort gibt es Ansprechpartner für Menschen mit genau diesen Problemen in der Ausbildung, denn leider kommt das, was Sie beschreiben häufiger vor.
Ein Betrieb, der es sich zur Aufgabe macht, Menschen im Beruf auszubilden geht immer auch eine Verantwortung ein und hat eine Fürsorgepflicht gegenüber den Auszubildenden. Sie als Auszubildender haben selbstverständlich einige Pflichten, doch genauso haben Sie auch Rechte und es ist ihr Recht, dass Sie bestmöglich unterstützt werden, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Sie sind in der Ausbildung und lernen noch - niemand darf und sollte von Ihnen erwarten, dass Sie schon alles können und genauso dürfen Sie auch noch Fehler machen.
Ich möchte Sie sehr bitten, sich selbst keine Vorwürfe zu machen, dass die Situation in der Ausbildung so problematisch für Sie ist. Wenn man sich von einem anderen Menschen so „runtergemacht“ fühlt, wie Sie es gerade bei Ihrem Chef erleben, dann neigt man schnell dazu sich selbst „runterzumachen“ und als Versager zu fühlen, obwohl das gar nicht stimmt.
Ich empfehle Ihnen zunächst eine Klärung mit dem Chef zu suchen, ggf. mit Unterstützung von anderen. Manchmal kann ein Gespräch bewirken, dass die Situation sich vollkommen verändert, denn vielleicht nimmt Ihr Chef gar nicht wahr, was in Ihnen vorgeht.
Ich möchte jedoch auch darauf hinweisen, dass so ein Gespräch auch bewirken kann, dass die Fronten sich noch verhärten und die Situation sich noch verschlimmert, dann ist evtl. ein Wechsel des Ausbildungsplatzes in Erwägung zu ziehen.
Doch ich vermute, wenn Sie jetzt nicht handeln und weiter jeden Tag so belastet zur Ausbildung gehen, dann wird sich die Situation auch noch mehr verschärfen. Sie würden schließlich so unter Druck stehen und dann könnte es möglich sein, dass es sie körperlich oder seelisch krank machen kann.
Ich möchte Sie sehr ermutigen, Ihre Situation jetzt aktiv anzugehen und sich wie oben beschrieben Hilfe und Unterstützung zu holen und nicht zu hoffen, dass es sich von alleine irgendwie bessert.
Ich wünschen Ihnen ganz viel Erfolg zunächst bei der Klärung dieser Probleme und dann auch im weiteren Verlauf Ihrer Ausbildung.
Herzliche Grüße
Nicole Kirsig





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