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Wie kann ich loslassen, ohne runterzufallen?

boomboom (w, 17) aus Lüneburg: Liebes Psychomeda-Team,

Ich war vor kurzem wegen einer Essstörung stationär in Behandlung.In der Therapie habe ich schon viele Themen bearbeitet und das Essen an sich ist kein richtiges Problem mehr. Was aber ein sehr großes Problem ist: ich plane meinen Tag immer ungefähr durch und mag auch nicht viel von meiner Plaunung abweichen.Das gibt mir Sicherheit. Ich brauche ungefähre Essenszeiten, damit ich das mit einstrukturieren kann. Nur die Zeit, das Essen selbst muss nicht geplant werden. Aber auch alles andere ist in etwa geplant. Wann ich mich mit wem treffe, was wir dann machen (ein paar Alternativen sind immer eingeplant, aber im Grunde habe ich immer eine Sache, die mir dann am liebsten wäre), was ich danach mache. Ich habe immer ein Bild vorm Auge, wie alles laufen wird oder könnte oder wie ich es gerne hätte. Und verkrampfe mich dann so auf diese Vorstellung, dass es eigentlich fast nie was wird und ich nie richtig Spaß haben kann. Ich kann nicht loslassen und einfach geschehen lassen. Das geht nicht. Ich komme nicht von der Vorstellung, die ich von etwas habe, weg. Das ist so nervig. Und ich kann sehr selten Gefühle zulassen. Ich bin total kopfgesteuert und sobald etwas anders läuft als ich gedacht habe, schalte ich ab und alles fällt zusammen und nach außen hin tue ich so, als wäre alles okay. Aber ich bin dann eine leere Hülle, weil ich keinen Halt mehr habe.
Was kann ich tun, damit ich auch mal spontan sein kann und nicht immer alles unter Kontrolle haben muss? Wie kann ich loslassen, ohne runterzufallen?
Danke

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Kahta,

Natürlich hängt das alles zusammen. Auch eine Essstörung unterliegt Zwängen und dem Bedürfnis nach Kontrolle. Hingegen Kontrollverlust und Loslassen sind aneinander gekoppelt.

Was hindert Dich daran loszulassen? Was könnte im schlimmsten Fall passieren, wenn du einmal deinen Tag nicht planst? Was wäre in Deiner Vorstellung das Worst Cause Szenario für einen ungeplanten Tag, den du einfach so auf Dich zu kommen lässt? Versuche Dir diesen ‚schlimmsten Tag‘ so konkret wie möglich vorzustellen und auszumalen.

Andersrum( eine andere Möglichkeit, der Sache auf den Grund zu gehen): Plane gleich am Sonntag, deine ganze Woche so konkret wie möglich und lasse Dir absolut keine freie Minute. Versuche alles auf den Punkt genau einzuhalten und zu realisieren. Wenn es nicht klappt ärgere Dich so richtig darüber und sei auch mal so richtig sauer, wenn jemand anderer Deinen Zeitplan durcheinander bringt!

Zwei ‚Hausaufgaben‘ für Dich. Probier beides aus und fühle in die Situationen hinein und dann stelle Dir nochmal die Frage ‚Was hindert mich eigentlich daran mal so richtig loszulassen, mich mal so richtig gehen zu lassen? Und dann kannst Du Dich noch fragen, brauche ich die Kontrolle noch und für was oder kann ich sie ein Stückchen weit loslassen bzw. will ich sie überhaupt loslassen?

Kann ich die Kontrolle überhaupt loslassen, ohne nicht doch runterzufallen? Wer fängt mich denn dann auf, wenn ich runterfalle. (Suche Dir eine Person, die dich auffängt, wenn du fällst- in Deiner Vorstellung).

Überlge dir, wer Dich schon mal aufgefangen hat. Übrigens Feldenkreis its eine gute Methode, das Fallenlassen zu üben. www.naturheilkundeverzeichnis.com/feldenkreis.html

Wenn Du die Ursache in der Hand hälst, bist Du schon eine ganzes Stück weiter auf dem Weg zu einem entspannten Leben.

Viel Erfolg bei der Suche nach dem ‚eigentlichen Grund‘ für Dein Handeln,

Rowena Schottenloher
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