Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Sich Richtig wohlfühlen im eigenen neuen Körper

Sophie (w, 30) aus Trier: Liebes Team,

ich bin seit 7 Jahren wegen einer Ess-Störung in therapeutischer Behandlung. Ich bin sehr perfektionistisch veranlangt und brauche überdimensional viel Kontrolle in meinem Leben.

Dank der Therapie habe ich große Fortschritte gemacht. Ich versuche mit 200 Prozent Power die Bulimie zu besiegen. Ich war bereits in einer Klinik für Ess-Störungen. Jetzt war ich eine lange Zeit pilgern, um endlich zu mir zu finden.

Jedes Mal denke ich, ich habe es geschafft. Die neuen Erkenntnisse reichen, um aus diesem Sumpf heraus zu kommen. Leider habe ich aber im letzten Jahr 8 kg zugenommen. Mein gesamter Kleiderschrank passt nicht mehr. Das wiederum erinnert mich jeden Tag daran, wie dick ich geworden bin.

Gestern hatte ich einen rabenschwarzen Tag. Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn auf einmal alles vorbei gewesen wäre. Vorgestern war ich noch perfekt motiviert, habe mich teils sogar richtig wohl in meinem 'neuen' Körper gefühlt.

Ich bin langsam mit meinem Latein am Ende. Das Schlimmste: Ich habe wirklich alles getan, was man tun kann. Und trotzdem schaffe ich es nicht, mich einfach so zu akzeptieren, wie ich bin. Die Panik immer fetter zu werden bestimmt mein Leben.

Kann es sein, dass das Ganze auch chemische Ursachen hat? Dass ich einfach nichts dagegen tun kann und solche depressiven Stimmungen einfach kommen und gehen? Kann es sein, dass ich - nach 7 Jahren Therapie - doch noch mit Medikamenten anfangen sollte? Ich weiß nicht mehr weiter.

Ich freue mich über Ihre Antwort.

Vielen Dank.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sophie,

Ich kann Ihre Situation sehr gut nachvollziehen und ich spüre Ihre Verzweiflung ganz deutlich. Essstörungen und die damit einhergehenden Gedanken, scheinen erst mal, als ob sie schwer in den Griff zu bekommen sind. Allerdings sehe ich aus Ihrer Beschreibung, dass Sie schon sehr weit in der Verarbeitung Ihrer Problematik gekommen sind und wirklich auf sich selber stolz sein können.

Möglich ist es, dass Sie noch andere Therapieformen erproben oder aber auch einen Heilpraktiker/Homöopathen aufsuchen sollten. Denn wie Sie schon selber bemerken, ist es gut möglich, dass Ihr Hormonhaushalt sich über die Jahre verschoben hat oder auch Ihr emotionales Gleichgewicht (Sympathikus/Parasympathikus) ausglichen werden muss.

Alternative Heilmethoden haben hier einen großen Erfolg erzielt, da sie ganzheitlich am Menschen arbeiten, d.h. sowohl den Körper (durch homöopathische Mittel und ev. Akkupunktur…) mit ein zu beziehen, als auch den emotionalen Zustand (Gespräche, Anamnese) berücksichtigen.

Hilfreich könnte es auch für Sie sein, andere Therapieformen auszuprobieren, wie zum Beispiel, die systemische Familien- und Körpertherapie oder die Bioenergetik. Denn auch der Körper möchte sein inneres Gleichgewicht wieder finden und die jahrelangen Defizite wieder ausgleichen können.

Die ‚negativen Gedanken‘ und der eigenen Körperwahrnehmung wieder loszuwerden, ist sicherlich der schwierigste Prozess durch den Sie gehen müssen. Es dauert seine Zeit bis man die eigene Körperwahrnehmung wieder realistisch einschätzen kann. Die Verzerrung bleibt nach einer langen Zeit der Krankheit erst mal erhalten.

Hier ist es sicherlich sehr hilfreich, wenn Sie etwas für Ihr Körperbewusstsein tun; z.B. eine körperliche harmonische und entspannende Betätigung, wie Yoga oder Atemtherapie nach Middendorf… oder auch andere Körperorientierte Verfahren (Gestalttherapie, Körpertherapie) ausprobieren.

Natürlich ist es auch sehr wesentlich, sich bewusst neue Kleider zu kaufen, ein schönes Körper- Öl nach dem Duschen zu benutzen, ein ‚gutes Essen‘ zu kochen und sich bewusst liebevoll zu behandeln…

Was die negativen Gedanken betrifft, können Sie probieren Ihre inneren ‚Glaubensätze‘ zu hinterfragen, die ev. bei Ihnen lauten:

Ich muss immer perfekt sein.
Ich muss immer schön sein.

Woher stammen diese ‚Glaubenssätze‘, welche ‚innere Stimme’ macht sich da in Ihnen breit. Woher kennen Sie das? Geben Sie dem Ganzen ein Bild. (ev. eine Person oder eine Situation mit der Sie diese Sätze bzw. Stimmung verbinden).

Versuchen Sie so konkret wie möglich diese Sätze und Bilder durch andere zu ersetzten und Sie sich in den Lebenssituation in denen Sie wieder an sich zweifeln hervorzuholen.

z.B. Ich muss nicht immer alles richtig machen! Ich darf mich auch mal gehen lassen! Ich bin schön, wie ich bin! Ich darf mich schön finden!

Sie sind ganz sicher auf dem richtigen Weg auch wenn Sie immer mal wieder an sich zweifeln. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft Ihren Weg zu finden und auch die ‚richtigen Menschen und Methoden‘, die Sie in Ihrem Leben begleiten können. Gerne können Sie mich wieder kontaktieren, wenn ‚alte Zweifel‘ sie überfallen.

Rowena Schottenloher
Bewertung durch den Fragensteller:

Mehr zum Thema auf Psychomeda

Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter