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Habe ich eine Eßstörung?

Yumi (w, 17) aus Bitburg, Rheinland-Pfalz: Guten Abend,

ich schreibe Ihnen in der Hoffnung, mir etwas klarer über mich und mein Essverhalten zu werden.

In letzter Zeit höre ich immer öfter die Vorwürfe, ich sei magersüchtig und würde nicht genug essen. Meine Mutter ist z. B. der Ansicht, ich würde mich abmagern. Ich selber erkenne aber nicht wirklich, dass ich mich abmagere.

Meiner Meinung nach esse ich auch ausreichend. Ich esse immer dann, wenn ich Hunger habe. Nicht mehr und nicht weniger und ich denke schon, dass mein Körper mir signalisiert, wenn er Nahrung bzw. Energie benötigt.

Ich bin 17 Jahre alt und wurde im Januar 17. Derzeit wiege ich 52,0 kg auf einer Größe von 1,76 m. In der letzten Woche habe ich rund 4,5 kg abgenommen. Optisch sehe ich aber keinen Unterschied, weshalb ich davon ausgehe, dass dies nur Wasserverlust sein wird. Im allgemeinen fühle ich mich aber oft unwohl. Ich finde mich nicht fett, aber auch nicht sonderlich schlank und würde schon gerne noch das ein oder andere Kilogramm abnehmen. Wenn ich Leuten begegne, die schlanker sind als ich, mache ich mir oft meine Gedanken. Reflektiere meinen Tag und überlege, ob ich nicht zu viel gegessen haben könnte.

Ich erwarte keine Diagnose von Ihnen. Diese kann bzw. sollte ja nicht über das Internet erfolgen. Aber ich würde gerne wissen, was Sie von meinem Verhalten denken? Ob ich möglicherweise doch essgestört bin, ob es kritisch ist oder nicht?

Ich weiß, ich habe jetzt nicht allzu viel geschrieben, aber vielleicht können Sie mir ja doch helfen.

Mit freundlichen Grüßen

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Yumi,

vielen Dank, daß Sie sich vertrauensvoll an dieses Forum wenden und auch keine Diagnose erwarten. Sie schreiben in der Tat sehr reflektiert, beinahe analytisch über Ihr Eßverhalten und ja - ich habe große Bedenken deswegen!

Ihren Angaben zufolge sind Sie ausgesprochen schlank bzw. schon an der Grenze zum Untergewicht. Das reine Kilogramm-/Körpergröße-Verhältnis ist aber nicht allein ausschlaggebend; folgende Ihrer Verhaltensweisen sind bedenklich:

1. Sie essen nur, 'wenn Sie Hunger haben'. Klingt erst einmal gut, doch ist ein fester Eßrhythmus viel gesünder: Drei vollwertige Mahlzeiten täglich, am besten zu festen Zeiten, dazwischen kalorienfreie Flüssigkeit sind gesund, nicht das 'Essen nach Bedarf', dort laufen Sie bereits Gefahr, sich hinsichtlich Ihres Hungergefühls selbst zu belügen.

2. Sie schreiben, in der letzten Woche 4,5 kg abgenommen zu haben. Das ist viel zu viel in viel zu kurzer Zeit! Selbst wenn es Ihnen leichtfällt, so schnell so viel abzunehmen, überfordern Sie damit Ihren Körper in einer gefährlichen Weise! Mangelerscheinungen und Kreislaufschwäche sind die Folge. Sie selbst schreiben, sich 'allgemein unwohl' zu fühlen, ein Alarmzeichen!

3. Sie denken ('reflektieren') über Ihr Eßverhalten und darüber, vielleicht 'zuviel gegessen zu haben'. Auch das ist ein Alarmzeichen! Essen sollte in Ruhe und aktiv genossen werden. Es sollte aber immer den Charakter des 'Natürlichen' haben, d. h. es sollte ein beinahe automatisches Verlangen sein, das keiner tiefergehenden Reflexion bedarf, außer des angesprochenen Rhythmus und der gesunden Gestaltung.

Ihre Mutter macht sich Sorgen um Sie, und das kann ich gut verstehen. Typischerweise betrifft ein 'bemerkenswertes' Eßverhalten junge Mädchen, und in fast allen Fällen spielt die Mutter bzw. das Mutterbild eine große (allerdings unbewußte) Rolle dabei.

Daß Sie hier schreiben, läßt mich vermuten, daß Sie sich durchaus vorstellen können, eine bedenkliche Einstellung zur Ernährung zu haben. Aus dieser Entfernung betrachtet ist Ihr Verhalten auf jeden Fall kritisch!

Ich wünsche Ihnen den Mut, sich mit einem Therapeuten darüber zu unterhalten. Es geht nicht darum, daß Sie 'krank' sein könnten oder eine Therapie benötigen, sondern darum, daß Sie mit einem Experten Ihr Verhalten im konkreten Dialog erörtern und vielleicht ein paar 'Denkanstöße' bekommen, welcher Herkunft Ihr Verhalten sein könnte und welche Ziele Sie unbewußt damit verfolgen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
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