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Essstörungen und Suizidgedanken

Susi Sunkist (w, 43) aus Irgendwo in Süddeutschland: Guten Morgen,

im Januar begab ich mich wegen Erschöpfung + Suizidgedanken in ärztliche Behandlung.Ich war 4 Wochen wegen Burnout krankgeschrieben + mache seit Anfang Februar eine Verhaltenstherapie. Anfangs hatte ich dort von meinen konkreten Suizidgedanken gesprochen, aber nachdem mein Therapeut meinte,so wäre es ihm zu heikel, spreche ich es nicht mehr an, damit ich den Platz nicht verliere + den Therapeuten auch nicht unnötig unter Druck setze. Für mich habe ich den 'Vollzug' erstmal verschoben...

Nun haben sich auf einmal ganz neue Probleme ergeben: ich kämpfe gegen Appetitlosigkeit + muss mich plötzlich zumindest einmal am Tag zum Essen zwingen. Inzwischen habe ich innerhalb von knapp 10 Wochen ca. 12kg abgenommen. Da ich eher zu schwer war + jetzt bei 1.69 59kg wiege, ist das an sich ja ein schöner Nebeneffekt. Aber ich mache mir nichts vor - gut für den Körper ist das nicht, ebenso wie der Drang, auf einmal jeden Tag Sport zu treiben. Ich möchte dieses 'Problem' jetzt nicht auch noch in der Therapie ansprechen, weil das völlig neu ist + so nach 'Wichtigmachen' aussieht.

Ich werde inzwischen von Freunden oft auf den Gewichtsverlust angesprochen, ob ich Essstörungen hätte. Ich denke, ich habe nur einen gestörten Appetit wegen des Burnout. Mit knapp über 40 bekommt man doch nicht plötzlich Pubertätskrankheiten.

Ich denke, dass ich mich unbewusst gerne in Luft auflösen würde, auch weil ich plötzlich daran denke, mir anders zu schaden, als mich umzubringen. Ich denke manchmal darüber nach, mir kochendes Wasser über die Hände zu schütten, etc.. Aber es sind nur Gedanken, mehr nicht. Trotzdem habe ich Angst + die häufigen Kommentare beginnen mich unter Druck zu setzen.

Was raten Sie mir als Fachleute?

Vielen Dank und freundliche Grüße

Susi

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Susi,
sehr gut, dass Sie sich in Therapie begeben haben, jedoch stimmen mich die Aussagen Ihres Therapeuten bedenklich. Es ist seine Aufgabe, Sie auf Suizidgedanken anzusprechen und das auch aushalten zu können. Sie müssen und dürfen nicht auf Ihren Therapeuten Rücksicht nehmen. Wenn Sie Suizidgedanken schon von sich aus ansprechen, ist Handeln geboten und keine Abwehr seitens des Therapeuten. Den Vollzug für sich erst mal zu verschieben, ist sehr gut und ich unterstütze Sie darin absolut.
Das Problem mit Ihrem Gewicht sehe ich als Reaktion auf Ihre verdrängten Gefühle und Impulse, sich selbst zu verletzen. Essstörungen sind explizit keine Pubertätserscheinungen, sie treffen oft auch Frauen in Ihrem Alter. Zwanghaft Sport treiben zu müssen, passt ebenfalls gut in das Bild. Der Wunsch, sich in Luft aufzulösen, wird dann über wenig Essen und exzessiven Sport betrieben.
Es ist Ihr gutes Recht und auch die Pflicht, dieses „Problem“, wie Sie es nennen, in der Therapie anzusprechen. Es ist auf gar keinen Fall Ihre Pflicht, den Therapeuten zu schonen! Es hat nichts mit „Wichtigmachen“ zu tun! Wenn Sie in diesem Moment nicht wichtig sind, wer denn dann? Versuchen Sie, einen anderen Therapieplatz zu bekommen oder wenden Sie sich an den Hausarzt, der mit Ihnen zusammen evtl. einen Platz in einer psychosomatischen Klinik finden kann und Sie dann dort mit Dringlichkeit hinschickt. (Nicht zu verwechseln mit der Psychiatrie!).
Ich schicke Ihnen den Link einer entsprechenden Klinik mit, dann können Sie sich das einmal anschauen und mit Ihrem Arzt besprechen.
Liebe Susi, ich bitte Sie inständig, von Ihren Suizidgedanken zu lassen. Es gibt sicher auch für Sie noch einen anderen Weg, Ihre Probleme zumindest in den Griff zu bekommen. Gerne können Sie sich auch direkt an mich wenden.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute
Ihre Claudia Schmitt kontakt@schmitt-hp-psych.de
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die schnelle Hilfe!





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