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Unserer erwachsener Sohn lebt auf unsere Kosten und ist nicht in der Lage sein Leben zu organisieren!

GPH (m, 81) aus 77855 Achern:

Sehr geehrte Psychologen,
unserem 52-jähriger Sohn (Arzt) wurde sein Appartement gekündigt, obwohl wir ihm regelmäßig das Geld für die Miete überwiesen und er lebt deshalb, seit einigen Wochen, wieder bei uns seinen Eltern.

Er hat keinen festen Arbeitsplatz und hält sich mit sporadischen Einsätzen DRK über Wasser. Er ist nicht in der Lage sein Leben zu organisieren und liegt bis zum Nachmittag im Bett. Gegen Abend geht er aus und schleicht sich zu später Stunde wieder in unser Haus.

Für uns ist sehr belastend, zumal zwischenzeitlich meine Frau (83) an Dünndarmkrebs erkrankt ist.
Wir vermuten, dass Alkohol, Drogen oder Depressionen die Ursache sind und dies höchstwahrscheinlich schon seit Jahren. Ist uns nicht aufgefallen, da er weit weg lebte, sich selten meldete und sich auch nicht um uns, seine Eltern kümmerte. Danke für Ihre Hilfe! Gerhard


Auf Alkohol und Entziehungskur angesprochen, ist er sofort mit der Bemerkung, er sei der Arzt und nicht ich, ausgeflippt. Ich bin jetzt wirklich der Verzweifelung nahe und bitten um Ratschläge, was ich hier noch tun kann. Danke für Ihre Hilfe!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, lieber Gerhard,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden Familiensituation zu zeigen!

Das, was Sie gerade erleben, ist leider eine zunehmende Entwicklung unserer, von übergroßer Freiheit, selbstsüchtigem Verhalten, Wertverlust und Lustmaximierung geprägten Wohlstandsgesellschaft!

Getragen von dem Wunsche Ihren Kindern das Leben zu erleichtern, machen viele Eltern heute leider den großen Fehler, daß sie nur allzuoft deren Unselbständigkeit, Bequemlichkeit, Suchtverhalten und lieblose Verantwortungslosigkeit ihrer Kinder durch großzügige finanzielle Zuwendungen unterstützen, ohne die entsprechenden, notwendigen Forderungen zu stellen und deren Einhaltung zu überprüfen.

Durch diese gut gemeinte, aber letztlich für alle Beteiligten höchst schädliche und falsch verstandene Großzügigkeit, können die heranwachsenden und oft schon längst erwachsenen Kinder nicht lernen, durch Selbstbemeisterung, fleißiges Arbeiten und den Aufbau eines tragenden Wertekanons, den normalen Härten des Leben zu trotzen und selbstbewußt und lebensfroh eine unabhängiges Leben aufzubauen, vom späteren Beistand für ihrer alten Eltern gar nicht zu reden.

Sie, lieber Gerhard vermuten ganz zurecht, daß Ihre Sohn ihm Rahmen seiner Suchtkariere seine Wohnung verloren hat, obwohl Sie ihm diese ja bezahlten. Statt Ihnen jetzt bei der Bewältigung der schweren Krankheit Ihrer Ehefrau behilflich zu sein, bedrückt er Sie und Ihre Frau noch zusätzlich durch seine Anwesenheit, seinen Lebenswandel und durch die freche Zurückweisung Ihres so gut gemeintes Hilfsangebotes.

Nachdem Sie seine selbstschädigendes und liebloses Verhalten so viele Jahre durch die Bezahlung seiner Wohnung gefördert haben, ist ihnen leider ein weiterer großer Fehler unterlaufen, indem Sie Ihrem Sohn erlaubt haben, in Ihr Haus einzuziehen, wo er jetzt seinen alten Eltern in höchst unguter Weise das Leben schwer macht. Möglicherweise spekuliert ihr Sohn sogar schon auf das Erbe, um seinen selbstschädigenden Lebenswandel möglichst bequem noch lange so weiter führen zu können.

Sie sehen, lieber Gerhard, es wäre jetzt wirklich höchste Zeit, diesem lebensfeindlichen und für alle Beteiligten höchst schädlichem Verhalten ein Ende zu machen und ihrem Sohne die Türe zu weisen.

Geben Sie es ihm am besten schriftlich, per Einschreiben, daß er innerhalb einer Woche ausziehen soll und wenn er das, wie ich vermute einfach ignoriert, dann lassen Sie das Schloß der Haustüre austauschen. Falls er aber dann randalieren sollte, so müssen Sie umgehend die Nachbarn und die Polizei holen, denn ein süchtiger Mensch kann auch schnell aggressiv und gefährlich werden, wenn er sich in die Enge getrieben sieht. Aber genau das wäre der einzig gesunde und erfolgsversprechende Weg, um ihn zum Umdenken zu bewegen.

Als Arzt weiß Ihr Sohn sicherlich sehr gut, um die vielfältigen Hilfsmöglichkeiten für suchtabhängige Menschen, angefangen von den Suchtberatungsstellen, über den Psychosozialen-Dienst, bis hin zu den vielen, bestens geführten Kliniken für alle Arten von Süchten, seelischen Störungen und krankhaften Verhaltensweisen, in unserem so reichen und seiner sozialen Einrichtungen weltweit bewunderten Deutschland.

Außerdem könnten Sie sich kostenlose Unterstützung bei den freien Wohlfahrtsverbänden holen, wo gut bezahlte Sozialpädagogen und Psychologen Sie gerne bei der Bewältigung Ihrer schwierigen Lebenslage behilflich sind. Des weiteren wäre es höchste Zeit auch Ihre weitere Verwandtschaft in die gegenwärtige Problematik mit einzubinden und sich deren Unterstützung zu vergewissern.

Lieber Gerhard, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Befreiung, damit Sie sich endlich mit der nötigen Ruhe, um ihre kranke Frau kümmern können und in Ihrem Hause endlich wieder wohltuender Friede und liebevolles Verständnis für die letzten - nicht immer ganz leichten - Jahre ihrer beider Leben einkehrt und daß Sie verantwortungsbewußte und gütige Menschen finden mögen, die ihnen auf diesem Wege hilfreich zu Seite stehen!

Mit der Bitte um baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit staatl. Therapie-Erlaubnis
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch sehr gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung:
Danke für die schnelle Antwort. Die Umsetzung der Ratschläge wird nicht leicht werden.

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