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Unser 21-jähriger Sohn vergnügt sich im Nachtleben, aber verweigert Ausbildung und Schule!

Mater (w, 50) aus Lichtenstein:

Sehr geehrtes Psychologenteam,
unser Sohn ist 21 Jahre alt, hat die Realschule erfolgreich abgeschlossen und mittlerweile schon zwei Berufsfachschulen und vier Ausbildungen abgebrochen!

Er leidet unter Angststörungen und ist deshalb in Therapie. Im Augenblick ist er mit Freunden jede Nacht unterwegs und kümmert sich nicht um eine Ausbildung oder eine weiterführende Schule.

Vor ein paar Wochen hat mein Sohn noch extrem viel Alkohol zu sich genommen, er war deshalb höchst aggressiv und selbstzerstörerisch. Durch seine alkoholbedingte Aggressivität und einen schlechten Freundeskreis wurde er auch schon polizeilich auffällig.

Mein Mann und ich , wir fühlen uns mittlerweile ziemlich hilflos und dieser Dauerstress hat bei uns Beiden sogar schon gesundheitliche Probleme, wie Bluthochdruck und Herzbeschwerden verursacht.

Unser ältester Sohn, der sein Leben hervorragend meistert (eigene Wohnung, Freundin, duales Studium), hat leider auch keinen Einfluss auf seinen jüngeren Bruder. Wie können wir unseren Sohn weiterhelfen, was würden Sie uns in so einer Situation raten? Ich danke für Ihre Hilfe und verbleibe mit freundlichen Grüßen - Mater

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau Mater,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg zu zeigen, wie Sie den unerträglichen Zumutungen Ihres Sohnes Begegnen und ihm beim Start in eine selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben am besten behilflich sein könnten.

Leider haben Sie - wie heute viele, es gut meinende Eltern - dem selbst- und fremdschädigendem Treiben Ihres Sohnes schon viel zu lange nachsichtig zugeschaut, so daß Sie mittlerweile bereits unter ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu leiden haben.

Bei seinen nächtlichen Vergnügungen scheint Ihr Sohn weder unter blockierenden Ängsten, noch unter Antriebsarmut zu leiden und läßt sich darüber hinaus, offensichtlich ohne schlechtes Gewissen, von seinen großzügigen Eltern, sein vergnügliches Lotterleben finanzieren!

Sie haben – wie ich vermute - dies lange Zeit dadurch unterstützt, daß Sie ihm nicht nur freie Kost und Logis gewährten, seine Wäsche wuschen usw., sondern ihm darüber hinaus auch noch das Geld für seine nächtlichen Eskapaden gaben, anstatt ihn durch gesunde, lebensdienliche Härte an die raue Wirklichkeit des Lebens heranzuführen!

So war es von Ihrem Sohn nur konsequent, die ihm großzügig gewährten, aber eben doch etwas anstrengenden Ausbildungsplätze, nach kurzer Zeit immer wieder zu verlassen und sich lieber mit seinen wenige hilfreichen Freunden zu vergnügen, zumal von Seiten der Eltern keine ernsthaften Konsequenzen folgten.

Dies wäre aber, im Sinne einer wohlwollenden, häuslichen „Verhaltenstherapie“ dringend geboten gewesen, denn alle elterlichen Ermahnungen sind sind wertlos, wenn ihnen nicht umgehend konsequente Taten auf dem Fuße folgen!

Allerdings ist Ihre Leidensgeschichte, heute aufgrund einer zunehmenden seelischen Wohlstandsverwarlosung gar keine Seltenheit mehr, denn trotz bester Förderung und ausreichender Begabung verweigern sich heute immer mehr gesunde junge Mensch dem Erwerbsleben und versuchen in verantwortungsloser Weise auf Kosten der Eltern und der Allgemeinheit ein bequemes Leben zu führen!

Die Ursachen dieses Verhalten sind ganz klar im zunehmenden Werteverfall und der übergroßen Freiheit in unserer, so noch nie dagewesen westlichen Wohlstandswelt zu suchen, was viele junge Leute beim Übergang in ein selbstverantwortliches Studien- oder Erwerbsleben zunehmend scheitern läßt!

Die Jugend, braucht nun mal - bei allem Verständnis und elterliche Liebe - auch eine gewisses Maß an gesunder, lebensdienlicher Härte, um für ein selbstverantwortlichen Leben gerüstet zu sein!

Wenn aber das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, dann muß man versuchen dies - auch bei schon erwachsenen Kindern - umgehend nachzuholen, insbesondere so weit die erwachsenen Kinder noch bei den Eltern, im „Hotel Mama“ wohnen und diesen auf der Tasche liegen!

Mit anderen Worten, Sie als Eltern müßten im Rahmen eines ausführlichen Gespräches, Ihrem Sohn unmißverständlich klar machen, was genau und in welchem Zeitrahmen Sie von ihm erwarteten und dann systematisch beginnen, ihm das heimelige Nest unbequemer zu gestalten! Dazu gibt es neben der radikalen Kürzung seines Taschengeldes und Einschränkung der Mediennutzung noch viele andere Möglichkeiten, wie z.B.:

Wäsche selber waschen lassen, bei der Hausarbeit beteiligen, regelmäßig sein Zimmer auf Drogen untersuchen, den Zugang zu Internet, TV und Smartphon zunehmend begrenzen, um 22 Uhr den Strom abstellen usw. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, denn wenn ein gesunder, junger Mann weder arbeiten, noch eine Ausbildung machen will, dann wird er seine Meinung nur ändern, wenn er dazu eine echte Notwendigkeit sieht!

Falls Ihre Sohn aber an einer ernsthaften Angststörung leiden sollte – was aber aufgrund seiner so intensiven außerhäusischen Aktivitäten ehern unwahrscheinlich ist – dann wäre die Unterbringung in einer Psychosomatischen-Klinik, sicher allemal sinnvoller, als ein langwierige ambulante Therapie mit gerade einmal 50 Minuten wöchentlich.

Es hat sich sehr bewährt, unbelehrbaren Nesthockern eine offizielle Kündigung des Wohnrechtes per Einschreiben zuzuschicken und zum vereinbarten Termin, das Wohnungsschloß auszuwechseln. Schlimmstenfalls müßte er dann mal einige Tage im Obachlosenasyl wohnen, bis er sich dann - mit der Hilfe der Caritas oder eines anderen Wohlfahrtsverbandes - eine Notwohnung, oder ein möbliertes Zimmer beschaffen kann.

All dies wäre dann für Ihren Sohn eine zwar ziemlich kalte, aber doch überaus heilsame und belebende Dusche, denn erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, bequemen sich erfahrungsgemäß heute so manche, schon längst erwachsene junge Menschen, ihre eigenen Flügel auszubreiten, um sich endlich den belebenden Wind des Lebens um die Nase wehen zu lassen und das selbständige Fliegen, bzw. Leben zu lernen!

Ich habe schon oft erlebt, daß dermaßen aus dem Nest geschubste Flugverweigerer, nach einer gewissen Übergangszeit letztlich aufrichtig dankbar waren, weil sie erkannten, daß sie alleine sonst wohl schwerlich den Absprung geschafft hätten und jetzt stolz drauf sind, ihr Leben selbständig und erfolgreich zu meistern!

Falls Sie sich aber damit allein überfordert fühlen sollen, so empfehle ich Ihnen sich von fachkundiger Seite, z.B. von der katholischen Caritas, oder einem anderen der freien Wohlfahrtsverbände, oder auch von einem freiberuflichen Lebensberater unterstützen zu lassen und sich einige aufbauende und rückenstärkende Beratungsstunden zu gönnen!

Lieber Frau Mater, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei den jetzt so dringend notwendigen nächsten Schritten im Sinne gesunder, lebensdienlicher Härte, um Ihrem Sohn endlich den Start in ein gutes, selbständiges Leben zu ermöglichen und vor allem auch um seine Eltern von diesem unerträglichen Zumutungen zu erlösen!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser meiner kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit staatl. Therapie-Erlaubnis
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch sehr gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
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