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Unser 19-jähriger Sohn gammelt er zu Hause rum, bekifft sich und schlägt alle Hilfsangebote aus!

Kathi (w, 50) aus Martinroda:

Liebes Therapeuten-Team,
unser erwachsener Sohn (19) hat eine Schulodyssee hinter sich, die über das Gymnasium zur Regelschule, nach einer passablen Mittleren Reife gegen unseren Rat zurück auf ein Gymnasium und schließlich ein zweites Gymnasium geführt hat, an dem er wegen mangelnder Leistungen die 12. Klasse vor dem Abitur verlassen musste.

Seither gammelt er zu Hause rum, bekifft sich jeden Tag und schlägt alle Hilfeangebote aus. Einen FSJ-Platz, den wir ihm vor der Haustür besorgt haben, hat er nach 6 Wochen abgebrochen. Lehrstellen akzeptiert er nur in seiner 250km entfernten Traumstadt, in der er sein eigenes Leben leben könnte. Dennoch mussten wir ihn zu den Bewerbungen fast zwingen.

Nun kommen die ersten Einladungen zu Bewerbungsgesprächen und Prüfungen, aber er nimmt sie nicht war, bekommt es einfach nicht auf die Reihe, die Teilnahme mit Hin- und Rückfahrt und Übernachtung zu organisieren. Auch hier hat er unser Hilfeangebot, aber scheinbar will er gar nicht. Nun befürchten wir, dass er keine Lehrstelle bekommt und einfach zu Hause weiter rumhängt. Das halten wir nicht aus. Was können wir tun?
Herzlichen Dank und viele Grüße! Kathi

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe, zurecht besorgte Kathi!

Das, was Sie zur Zeit mit ihrem vergammelten Sohn erleben müssen, ist leider kein Einzelfall, sondern ein stark zunehmende Dekadenzerscheinung unser übereitzten Wohlstandsgesellschaft.

Regelmäßig berate ich verzweifelte Eltern, die es wirklich überaus gut mit ihren Sprößlingen meinen, aber trotzdem, oder gerade deshalb zuschauen müssen, wie z.B. ihr erwachsener Sohn in unserer so engmaschig geknüpfen sozialen Hängematte versumpft und sich weder mit guten, noch mit bösen Worten aus dem Hotel Mamma vertreiben lassen will.

Die meisten schaffen es so gerade noch so, die Schulzeit einigermaßen herum zu bringen, aber versagen, oder verweigern sich, wenn es dann bei der Ausbildungs- und Berufswahl auf Selbständigkeit und auf eine stabile Persönlichkeit ankommt.

Wenn dann auch noch Drogen mit ins Spiel kommen und die Eltern es nicht wagen, echte gesunde Härte an den Tag zu legen, so kommt es nicht selten zu einer für beide Seiten überaus zermürbenden Leidengeschichte, die sich oft jahrelang dahinzieht, mit immer wieder neuen vergeblichen Anläufen und Entäuschungen.

Diesem Teufelkreis können die Eltern nur dann beenden, wenn sie konsequent an einem Strang ziehen und dem, sich dem Leben verweigernen jungen Menschen systematisch die natürliche und gesunde Härte des wirklichen Lebens vor Augen führen und am eigenen Leibe spüren lassen.

Das hieße konkret, daß schriftliche Abmachungen getroffen werden, mit klaren Konsquenzen bei Nichteinahltung, wie z.B. Taschengeldentzug, zunehmende Einschränkung des Internetzuganges, Durchsuchen des Jugendzimmers nach Drogen und im Wiederholungsfall gegebenenfalls Anzeige des eigenen Kindes bei der Polizei. Nicht selten wurden erst nach einem Jugendarest die Weichen für ein sinnvolles Leben richtig gestellt.

Erst wenn es einem Gammler unbequem wird, kommt er erfahrungsgemäß in die Gänge und er besinnt sich auf seine Möglichkeiten, wenn überhaupt! Wobei man tunlichst immer die Ruhe behalten und dem jungen Mensch klarmachen sollte, daß diese Strenge nur zu seinem Besten dient und er auch weiterhin mit der Unterstützung seiner Eltern rechnen kann, wenn er seinen Teil dazu beiträgt!

In vielen Fällen hilft auch ein rechtzeitger Rauswurf aus der elterlichen Wohnung, wobei man ja bei der Besorgung eines möbelierten Zimmers, oder eines kleinen Apartments behilflich sein kann.

Doch ein Zurück darf es dann nicht geben, sondern höchsten die Adressen der zuständigen Hilfe- und Beratungsstellen, die in keinem anderen Lande der Welt so dicht gesät, so qualifiziert und gut ausgestattet sind, wie bei uns in Deutschland.

Liebe Kathi, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen und Ihrem Manne nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei dem jetzt so notwendigen nächsten Schritt auf dem Weg zur gesunden Härte und zur inneren Befreiung bezüglich ihres Sohne, damit Sie in absehbarer Zeit endlich wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden und genießen können!

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung
und Grüße Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychologie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Über eine umgehende Bewertung und kurze Kommentierung meiner Antwort würde ich mich sehr freuen!
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die hilfreiche Antwort. Sie bestätigt unsere begonnenen Maßnahmen und macht Mut zum Durchhalten.

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