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Unser 18-jähriger Sohn hat keine Lust auf Schule oder Arbeit und beschimpft mich als Drecksnutte!

Filomena (w, 58) aus Darmstadt:

Hallo, liebes Beratungsteam,
ich habe einen 18-jährigen Sohn, der bisher alle Schulen abgebrochen hat, weil er einfach keine Lust aufs lernen und den Schulalltag hatte. Es war immer ein schrecklicher Kampf, um ihn wenigstens von Klasse zu Klasse zu bringen. Letztendlich haben mein Exmann (sehr gutes Verhältnis) und ich - in Absprache mit dem Sohn - ihn in ein Internat gegeben, wo er ganz feste Strukturen hatte, was ihm sehr gut tat und wodurch er auch gute bis sehr gute Noten erhielt.

Nach dieser Stabilisierung kam er wunschgemäß wieder in sein gewohntes Umfeld, aber von da an ging es wieder steil bergab: Schule schwänzen, kiffen und Rauswurf, so dass er letztlich gerade mal einen schlechten Volksschulabschluß vorweisen kann, denn er bemüht sich einfach um gar nichts!

Obwohl ich ihm Jobs anbiete, mit ihm ständig rede, so bricht er doch auch die Ausbildungen, oder Beschäftigungen, die er sich selbst rausgesucht hat, immer wieder nach kurzer Zeit ab und macht einfach nichts, außer Kiffen!

Er beruft sich darauf, dass er doch erst 18 sei und beschimpft mich als 'nicht ganz dicht' und 'Drecksnutte' und bestiehlt mich obendrein!

Er wird sehr leicht aggressiv, schläft tagsüber und ist dafür nachts mobil. Ich gebe ihm ein Dach über dem Kopf, wasche seine Wäsche und er bekommt zu essen und dreimal Tabak in der Woche, weil er sonst in den Entzug kommt und das ist gar nicht lustig!

Sein Vater kommt noch weniger an ihn heran und dabei kommt unser Sohn doch aber aus einem guten, geordneten Elternhaus. Ich frage mich, ob er vielleicht psychisch krank sein könnte? Welche Lösung könnte es für uns geben? Danke, für Ihren professionellen Rat in meiner schier ausweglosen Lage! Filomena

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau Filomena,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr sehr zu recht besorgtes Mutterherz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus der so unguten Verstrickung mit Ihrem Sohne zu zeigen!

So wie heute leider immer mehr junge Leute aus durchaus geordneten Verhältnissen, so ist offensichtlich auch Ihr Sohn der Wohlstands-Verwahrlosung und Pflichtvergessenheit anheim gefallen – obwohl Sie und Ihr geschiedener Mann es sicherlich immer gut gemeint haben - so daß Sie jetzt leider die Früchte eines falschen Erziehungsideales ernten müssen, welches meist durch übergroße Freiheit, mangelnde Wertevermittelung und vor allem fehlende gesunde, lebensdienliche Härte gekennzeichnet ist, wobei Einzelkinder immer ganz besonders gefährdet sind!

Die von Ihnen beschriebene, langjährige Leidensgeschichte ist - so oder ähnlich - heute mittlerweile schon zu einem Klassiker der Elternsorge und unserer Erziehungs- und Lebensberatungsstellen geworden, denn trotz bester Förderung und ausreichender Fähigkeiten verweigern sich leider immer mehr gesunde junge Mensch ihren schulische, beruflichen und auch allgemein menschlichen Pflichten gegenüber sich selbst, den Eltern und der Gesellschaft und versuchen in verantwortungsloser Weise auf Kosten der Allgemeinheit ein bequemes, aber höchst beschämendes, selbst- und fremd-schädigendes Leben zu führen!

Wenn diesen Leuten dann nicht rechtzeitig, klar und deutlich die nötigen Grenzen und Pflichten aufgezeigt werden, so rutschen sie zunehmend in ein pflichtvergessenes, asoziales und nicht selten sogar auch höchst gefährliches Sucht-Verhalten und andere noch weit aus schlimmere, auch kriminelle Verhaltensweisen hinein!

Die Ursachen dieses ungute Verhaltens sind ganz klar im zunehmenden Werteverfall und der übergroßen Freiheit in unserer - so noch nie dagewesen - westlichen Wohlstandsgesellschaft zu suchen, was viele junge Leute beim Übergang in ein selbstverantwortliches Erwerbsleben zunehmend scheitern läßt, denn die Jugend braucht nun mal - bei allem Verständnis und elterlicher Liebe - auch eine gewisses Maß an lebensförderlicher, gesunder Härte, um für ein selbstverantwortliches Leben gerüstet zu sein!

Vor allem sollte man als Eltern, bei dauerhaftem Fehlverhalten, immer darauf bedacht sein, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, um so die jugendlichen, oder oft auch schon erwachsenen Kindern mit der harten Wirklichkeit des Lebens zu konfrontieren!

Obwohl Sie liebe Filomena - und auch Ihr früherer Ehemann - sicherlich immer nur das Beste für Ihren Sohn wollten, so haben Sie doch möglicherweise durch ein allzu langes verständnisvolles und großherziges Unterstützen, unwillentlich sein Abgleiten in ein bequemes, verantwortungsloses, selbstsüchtiges Leben befördert und sind dabei zu coabhängigen Familienangehörigen geworden - wie es in der Fachsprache heißt!

Sie ermöglichten durch Ihre Geduld und Ihr Geld Ihrem Sohn es ja im Grunde erst, so lange auf diese ungute Weise, auf Ihre Kosten und zum großen Schaden für alle Beteiligten, sich seinen selbstverständlichen Pflichten zu entziehen und sich in höchst selbstschädigender Weise so unerträglich fordernd und beleidigend zu verhalten, zu Hause vor dem PC zu versumpfen und sich neben den Zigaretten auch noch den einen oder anderen Joint zu gönnen und sich so mit der Unterstützung seiner Eltern (Wohnung, Wäsche, Tabak usw.) dem wirklichen Leben zu verweigern!

Die einzig richtige Maßnahme, die sich in solchen Fällen in der Praxis bewährt hat ist, endlich die übergroße und so bequeme, aber höchst schädliche, übergroße Fürsorge zu beenden und dem erwachsenem Sohne endlich deutlich seine Grenzen und Pflichten aufzuzeigen!

Mit anderen Worten, Sie müßten im Rahmen eines sehr deutlichen Gespräches, vielleicht sogar unter Zeugen und am besten auch zusätzlich noch in schriftlicher Form, Ihrem Sohn unmißverständlich klar machen, daß Sie ab sofort Ihre mütterliche Fürsorge beenden, er sich ab jetzt seine Wäsche selber waschen müsse und bis in 3 Wochen Ihre Wohnung zu verlassen habe!

Insbesondere müsse er sich innerhalb der gesetzten Frist - im Benehmen mit den zuständigen Behörden und sozialen Einrichtungen - selber um Arbeit und Wohnung bemühen, da kein weiteres Verbleib im Hotel Mama mehr geduldet würde! Lediglich eine kleine finanzielle Starthilfe für den pünktlichen Übergang in sein selbstbestimmtes Leben könnten Sie ihm noch gewähren.

Falls sich Ihr Sohn dann trotzdem weiterhin auf seine Eltern verlassen und nichts unternehmen sollte, dann wird er sich bei den zuständigen Ämtern arbeits- und obdachlos melden und erst einmal in einer Notwohnung des Sozialamtes vorlieb nehmen müssen!

Um ihn aber so weit zu bringen, müßten Sie und aber unbedingt bereit sein, den Rauswurf zum gesetzten Zeitpunkt auch wirklich durchzuführen, das Schloß zu wechseln und vor allem seinem weinerliches Bitten und Betteln tapfer widerstehen, wofür Sie gut vorbereiten sollten, um letztlich nicht als zahnloser Tiger dazustehen!

Bei der freien Wohlfahrtsverbänden wie AWO, Diakonie, oder Caritas könne er sich dann auch Rat und Hilfe holen, die ihm sein Eltern verständlicher Weise nicht weiter gewähren wollen, solange er sein Leben nicht selbst in die Hand nimmt!

Außerdem muß in Deutschland niemand hungern, oder auf der Straße übernachten, denn gerade für junge Leute gibt es in keinem anderen Lande der Welt, dermaßen viele, bestens organisierte Hilfsangebote und auch finanzielle Förderungsmöglichkeiten, wenn nur von Seiten des Antragsstellers wenigstens ein Mindestmaß an Mitarbeit und Pflichtbewußtsein gezeigt wird!

All dies wäre dann für Ihren Sohn eine zwar ziemlich kalte, aber sicherlich sehr heilsame und belebende Dusche, denn erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, bequemen sich erfahrungsgemäß so manche verwöhnte junge Menschen, auf ihre eigenen Kräfte zu besinnen. Vor allem dann, wenn es ums nackte Überleben geht und die Eltern nicht mehr nur reden, sondern absolut unmißverständlich und konsequent handeln und zu keinen Kompromissen mehr bereit sind!

Ich habe es schon oft erlebt, daß dermaßen aus dem Nest geschubste Flugverweigerer, nach einer gewissen Übergangszeit letztlich aufrichtig dankbar waren, weil sie klar erkannten, daß sie alleine sonst wohl kaum den Absprung aus ihrer bequemen Verweigerungshaltung und der innerer Haltlosigkeit geschafft hätten und letztlich zu recht stolz drauf waren, ihr Leben selbständig meistern zu können!

Darüber hinaus sollten Sie auch schon jetzt damit die beginnen, die Daumenschrauben kräftig anzuziehen, und von Ihrem Sohn zum Beispiel verlangen, sein Wäsche selber zu waschen und seine andren häuslichen Pflichten zu erfüllen, denn solange Ihr Sohn auf Ihre Kosten noch bei Ihnen wohnt, hat er sich nun mal an die Hausordnung zu halten und auch seinen Teil zum Funktionieren des Familienalltages beizutragen!

Was ich aber gar nicht verstehen kann ist, daß Sie sich neben all Ihrer aufopfernden Fürsorge auch noch seine dermaßen unerhörten Beleidigungen gefallen lassen und dabei sogar auch noch ängstlich darauf bedacht sind, ihm immer rechtzeitig seine Tabakration zuzuteilen, damit der arme Junge nicht in den Entzug kommt!

Aber gerade das wäre doch genau die richtige Konfrontation mit der gesunden Härte des wahren Lebens, vor der Sie ihn bisher in bester Absicht - aber zu seinem und Ihrem großen Schaden - immer bewahrt haben!

Falls Sie sich aber bei der Umstellung auf gesunde Härte überfordert fühlen sollten, so empfehle ich Ihnen sich von fachkundiger Seite, zum Beispiel von einem Wohlfahrtsverband (Caritas, Diakonie, AWO), dem Psychosozialen-Dienst, oder auch von einem freiberuflichen Lebensberater, Seelsorger oder Therapeuten unterstützen zu lassen und sich einige hilfreiche Beratungsstunden zu gönnen!

Liebe Frau Filomena, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Ausführungen wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte!

Denken Sie bitte an Ihre begrenzten Kräfte und daß es für Sie jetzt auch darum geht, sich von dieser unerträglich Last zu befreien, um auf diese Weise sich und Ihren Sohn vor seinen zerstörerischen Verhaltensweisen zu bewahren und den Start in ein selbständiges Leben zu ermöglichen!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort ein Stück weiter helfen konnte? Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für ihre ausführliche Antwort .Sie hat mir sehr weiter geholfen





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