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Suchen Sie einfach einen Partner für sich und keinen Papa für ihn.

Sabine (w, 37) aus Berlin: Guten Tag,
es geht um meinen Sohn M. (fast 4 Jahre alt)und die kürzliche,abrupte Trennung meines Partners(nicht der leibliche Vater).
Mein Ex hat uns nach 2jähriger Beziehung (davon fast 1,5 Jahre zusammenwohnen) verlassen und sich auch nicht mehr von meinem Sohn verabschiedet.
Das versteht M. natürlich nicht, er ist sehr traurig und vermisst ihn sehr. Er weint zwar nicht, aber er fragt oft ganz plötzlich nach ihm.
M. ist nun sehr anhänglich, will nur noch bei mir sein, vorher war meine Mutter noch eine weitere Bezugsperson für ihn.
M. hat so gut wie keinen Kontakt zu seinem leibl. Vater (von Anfang an) und er hat meinen Ex-Partner als Papa relativ schnell angenommen und so gesehen.
Ich mache mir nun die größten Vorwürfe warum ich es zugelassen habe, dass mein jetziger Ex so schnell nach 6 Mon. zu uns gezogen ist. Wir kannten uns bereits 8 Jahre. Mein Ex wollte, dass M ihn als Papa sieht und so nennt. Ich fand es gut.Ich war glücklich, dass M. endlich einen Papa hat, der mit ihm spielt, sich kümmert, für ihn da ist.
Wir waren eine richtige Familie, dachte ich. Dann hat er sich (für mich plötzlich) um entschieden.
Ich weiß nun nicht wie ich mich M. gegenüber verhalten soll, damit er diese Verlustangst nicht mehr hat?
Es ist ja schon schlimm, dass sein leiblicher Vater sich nicht für ihn interessiert.Die Trennung ist nun 2,5 Monate her.
Soll ich meinen Ex kontaktieren & ihn bitten, sich von ihm persönlich zu verabschieden, oder mache ich dadurch alles schlimmer für M.? Vielen Dank.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sabine

Ich bin kein ausgebildeter Kinderpsychologe, nach einer Woche sollen Sie trotzdem eine Antwort bekommen, die Sie hoffentlich etwas weiter bringt.
Ihr Kind hat in kurzer Zeit mehrere Bezugspersonen verloren und das verwirrt ihn verständlicherweise.
Die typische Gefahr in solchen Situationen ist, dass Kinder dieses Verlassenwerden auf die eigene Unzulänglichkeit schieben könnten und dies oft auch tun.
Da gilt es anzusetzen und diese kindliche Interpretation auszuräumen.
Auch für Sie ist das natürlich schwierig und ich denke, dass Sie auch sehr traurig und geschockt waren, als Sie abrupt verlassen wurden und dies schon zum zweiten Mal.
Ich hoffe sehr, dass Sie wissen, dass Sie gut sind, wie Sie sind und Sie es wert sind geliebt zu werden. Wenn nicht, arbeiten Sie auch bitte an Ihrem persönlichen Selbstwert.
In diesem Schreiben gehe ich etwas näher auf Ihren Sohn ein.
Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass Sie beide richrig sind, wie sie sind und dass es allein das Problem dieser beiden Männer ist, warum Sie keine längeren Beziehungen aushalten.
Ihr Sohn darf nicht glauben, dass er eine Last ist und die Menschen sich seinetwegen von Ihnen abwenden.
Versuchen Sie, sich in seine kindliche Denke hineinzufühlen und ihm die Beweggründe der Männer, soweit Sie sie selber verstehen zu erläutern. Aber so, dass es deren Angelegenheiten sind, dass sie sich so entschieden haben aus eigenen persönlichen Antrieben oder Defiziten oder auch Ängsten heraus.
Viele Menschen haben ja Ängst vor dauerhafter Nähe und sich zu öffnen. Vielleicht sind Ihre Männer deshalb geflüchtet...das wissen Sie besser als ich.

Ihr Sohn soll nicht glauben, dass er Ihnen nun ein Partner sein soll und ständig für Sie da sein muss. Zeigen Sie ihm, dass Sie damit zurecht kommen und das Leben akzeptieren, wie es ist. Seien Sie zuversichtlich, dass der richtige Partner schon noch kommen wird und dass Sie weiterhin offen für Beziehungen sind. Sätze wie 'alle Männer sind...' und 'auf diese Typen kann man sich doch nicht verlassen..' sollte natürlich in seiner Anwesenheit nicht fallen.
Dass Ihr neuer Partner so früh zu Ihnen gezogen ist, war Ihre Entscheidung und Ihre Herzensangelegenheit und Sie wollten sicher als alleinerziehende Mutter auch Unterstützung...verständlicherweise.
Dass Ihr Sohn ihn Papa nennen sollte, so früh schon, hätten Sie unterbinden können, denn er war nicht sein Papa. Er soll auch nicht glauben, dass jeder Mann, der zu Ihnen nach Hause kommt, gleich ein wertiger Ersatz für einen Papa sein könnte. Vielleicht wollen Sie das in Zukunft nicht mehr so schnell zulassen.
Machen Sie sich trotz allem keine Vorwürfe, sondern lernen Sie einfach aus den Aufgaben, die Ihnen das Leben gibt.
Um auf die Überschrift zurückzukommen: Suchen Sie grundsätzlich einen Partner für sich und keinen Papa für ihn. Ein Mann, der daherkommt und sich gleich in eine Vaterrolle schwingt, handelt anmaßend. Er ist erstmal der Freund der Mutter und kann der große Freund oder der Kumpel des Sohnes werden und irgendwann vielleicht auch eine echte Bezugsperson. Dieses Vertrauen muss er sich jedoch erst verdienen.
Setzen Sie diese klaren Grenzen in Zukunft.
Zusammenfassend kann ich raten:
1. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass er liebenswert ist und die Trennungen nichts mit ihm zu tun haben!
2. Zeigen Sie ihm, dass Sie nicht vor den Männern beschützt werden müssen und er nicht die Rolle dieses Bschützers einnehmen muss!(Falls Sie den Eindruck haben, dass er so fühlen könnte)
3. Lassen Sie einen zukünftigen Partner nicht einfach wieder anmaßend in eine Ersatzvaterrolle schlüpfen!
4. Suchen Sie erstrangig einen Partner für sich und keinen Vater für Ihren Sohn!
5. Sagen Sie sich beide, dass Sie es auch allein hinkriegen und nicht abhängig von einem Mann sind, dass Sie aber sicher sind, dass noch ein lieber Mann kommen wird.
Wenn Sie sich lieb haben und Ihren Sohn lieb haben und er sich selber lieb hat, wird das auch so geschehen.
Alles Gute und viel Glück, ich hoffe ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen

Herzlichst

Hans Stier
Bewertung durch den Fragensteller:
Lieber Herr Stier, herzlichen Dank für Ihre Antwort!Ich werde Ihre Ratschläge künftig versuchen umzusetzen.





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